Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Alle meine Mitarbeiter wissen, dass Sie unter Verdacht stehen und beurlaubt sind. So etwas spricht sich schnell herum. Ich würde deshalb gern als Ihr Zeuge auftreten, wenn Sie eine Verleumdungsklage einreichen. Zu einer Gerichtsverhandlung wird es natürlich nicht kommen, aber vielleicht springt für Sie eine Entschädigung heraus.«
Jean-Jacques räusperte sich. »Wenn Sie recht haben, und es breiten sich Gerüchte über unseren chef de police aus, wäre es vielleicht ratsam, Sie würden eine Erklärung herausgeben, die seinen guten Namen wiederherstellt.«
»Gute Idee. Ich wende mich an die Presse. Setzen wir uns doch. Und jetzt, Bruno – ich darf Sie doch Bruno nennen? –, erzählen Sie mir bitte Ihre Version dieser Geschichte. Von Anfang an. Warum wollte man Ihnen Knüppel zwischen die Beine werfen?«
Brunos Handy meldete sich. Im Display sah er die Nummer seines Amtskollegen von Sarlat.
»Entschuldigen Sie mich bitte, Monsieur. Der Anruf könnte wichtig sein.«
Sein Kollege teilte ihm mit, dass die Witwe Venturin auf dem Foto den Araber wiedererkannt hatte, der ihr eine Ziege abgekauft hatte. Bruno bedankte sich und klappte sein Handy zu.
»Es gibt wohl zusätzliche Komplikationen«, sagte er. »Allem Anschein nach ist der Sohn des libanesischen Verteidigungsministers in unseren Fall verwickelt. Sein Vater wird in Frankreich erwartet, um mit einem der Unternehmen des Grafen einen mehrere Millionen Euro schweren Vertrag zu unterzeichnen.«
29
Als er den Staatsanwalt auf den neuesten Stand der Dinge gebracht hatte, borgte sich Bruno noch einmal das Handy von Sergeant Jules und ging damit nach draußen, um Isabelle von der Libanon-Connection zu unterrichten. Er hatte keine Ahnung, inwieweit diese seine Ermittlungen verkomplizieren würde, zweifelte aber keinen Augenblick daran, dass es dazu kommen musste. Der Bentley, mit dem wahrscheinlich die Schwester der Komtesse gekommen war, stand immer noch an der Straße. Foucher konnte also vorerst nicht in seinem Jaguar angehalten und zum Alkoholtest aufgefordert werden. Bruno aber wollte seine DNA , und zwar möglichst schnell, denn das Labor würde mit den Ergebnissen mindestens eine Woche auf sich warten lassen. Als er Jules das Handy zurückgab, schlug er ihm vor, Foucher und Madame de la Gorce ein Glas Wasser anzubieten. Für eine Speichelprobe müsste es reichen.
Das Markttreiben hatte seinen Höhepunkt erreicht. In Jolliots Elektroladen kaufte er ein Prepaid-Handy, um mit Isabelle in Kontakt bleiben zu können. Als er an der Kirche vorbeikam, spürte er eine zaghafte Hand an seinem Arm zupfen. Er drehte sich um und sah Brigitte Junot in schwarzer Witwentracht und fast ebenso schwarzen Ringen unter den Augen. Ihr Mann war drei Tage tot, und es schien, als habe sie seitdem nicht mehr geschlafen. Wortlos ergriff sie seinen Arm und führte ihn durch das Portal in den dunklen Kirchenraum, auf eine Seitenkapelle zu, in der Francette auf einer Bank saß. Sie schien zu beten und hatte den gesenkten Kopf mit einem großen schwarzen Schal verhüllt. Sie trug Jeans, einen weiten Sweater und feste, ziemlich verdreckte Gummistiefel und sah überhaupt wieder wie das Bauernmädchen von früher aus.
»Francette braucht Ihre Hilfe«, sagte Brigitte. »Sie hat schreckliche Angst. Können Sie sie an einen sicheren Ort bringen?«
»Wenn ich Ihnen helfen soll, Francette, müssen Sie mir alles sagen.« Bruno nahm die Mütze vom Kopf und setzte sich zu ihr auf die Bank.
»Nicht hier in der Kirche«, entgegnete sie. Bruno blickte zu ihrer Mutter auf und runzelte die Stirn. Sie nickte und murmelte, dass sich Francette ihr bereits anvertraut habe. Bruno dachte nach. Sein Haus und Pamelas Anwesen waren allen bekannt. Auch wussten die meisten von seiner Freundschaft mit Stéphane; außerdem lag sein Hof zu nahe an dem der Junots. Kurz entschlossen rief er Maurice Soulier an, einen älteren Entenzüchter, der ihm noch einen Gefallen schuldete. Es meldete sich seine Frau Sabine, eine herzensgute Frau, deren Kinder schon lange aus dem Haus waren und die sofort bereit war, das Mädchen bei sich aufzunehmen.
»Gehen Sie in die Sakristei und warten Sie dort. Ich komme mit dem Wagen vor die Hintertür«, sagte er.
Er kehrte zur Gendarmerie zurück, lieh sich von Jules dessen Privatwagen aus, einen gepflegten Renault Laguna, und fuhr zum Haus von Pater Sentout, wo er die Haushälterin um den Schlüssel für die Sakristei bat. Mit Francette und ihrer Mutter fuhr er am Friedhof
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