Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
mit den Achseln. Er dachte daran, dass andere Rüstungsunternehmen Dienstleistungen, wie sie die auberge anbot, woanders in Anspruch nähmen. Vielleicht sogar mit Hilfe von Beatrice, vorausgesetzt, sie hatte mit dem Tod von Athénaïs nichts zu tun.
Fabiola stellte ihren Wagen neben dem Bus der Gendarmerie ab. Die Eingangstür zum Château stand offen. Auf den Stufen davor wartete Sergeant Jules an der Seite eines Dienstmädchens, das nervös die Hände rang.
» Bonjour, Mademoiselle. Wer ist außer Ihnen noch im Haus?«, fragte Bruno.
» Bonjour, Monsieur. Eine Kollegin und der Knecht, aber der ist im Stall«, antwortete sie. »Alle anderen sind ausgeflogen.«
»Wann ist der Graf gegangen?«
»Ungefähr vor einer Stunde. Er wollte eigentlich warten, bis Madame wieder zurück ist, musste dann aber doch los.«
»Hat er eine Nachricht hinterlassen?«
»Nicht bei mir, Monsieur.«
Bruno führte Fabiola in den zum Krankenzimmer umfunktionierten Wintergarten, wo Jean-Jacques Eugénies Schreibtisch durchsuchte.
»Unsere falsche Krankenschwester hat sorgfältig Buch geführt. Das muss man ihr lassen«, sagte er, als die beiden vor ihm auftauchten. »Was ist die normale Dosis für Temazepam?«
»Das kommt darauf an. Normalerweise genügen bei Schlafstörungen fünfzehn Milligramm. Wie viel hat sie bisher bekommen?«
»Hier steht dreißig Milligramm.«
»Das ist sehr viel. Lassen Sie mich sehen, was sie sonst noch nimmt.« Fabiola ließ ihren Blick über die Apparaturen an der Wand schweifen und fühlte der Komtesse den Puls. »Hat ziemlich viele Nebenwirkungen und führt schnell zu Abhängigkeit. Könnten Sie sich bitte auch nach anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten umsehen? Vielleicht finden wir darauf den Namen des Arztes, der sie verordnet hat.«
Sie schlug die Decke auf, steckte sich ein Stethoskop in die Ohren und lauschte dem Herzschlag der Komtesse, während sie gleichzeitig ihre Glieder abtastete. Bruno hörte, wie sie verärgert etwas über eine Muskelatrophie vor sich hinmurmelte, als Jean-Jacques’ Handy zu läuten anfing.
»Wo? Auf welchem Flughafen?«, fragte er. »Wir sind hier ganz in der Nähe von Les Eyzies. Wie lange dauert ein solcher Flug?«
Als er das Gespräch beendet hatte, schaute er Bruno an und sagte: »Es gibt da offenbar ein kleines privates Flugfeld mit Namen Souge, ein paar Kilometer westlich von Mérignac. Da ist der Graf gelandet und vor ungefähr einer halben Stunde wieder losgeflogen. Er könnte in zehn oder fünfzehn Minuten hier sein.«
»Normalerweise landet er vor der auberge «, sagte Bruno. »Aber da wimmelt es jetzt vor Polizisten. Deshalb wird er wahrscheinlich gleich hierherfliegen. Wir sollten den Transporter der Gendarmerie verschwinden lassen.«
»Er könnte bewaffnet sein.« Jean-Jacques zog seinen Manurhin-Revolver aus dem Holster und warf einen Blick in die Trommel. »Was ist mit Ihnen und Sergeant Jules?«
»Jules hat seine PAMAS . Ich selbst bin unbewaffnet.«
Jean-Jacques runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Achseln. »Hoffen wir, dass es nicht zu einer Geiselnahme kommt.«
»Ich fahre schnell den Transporter weg.« Auf dem Weg nach draußen bat Bruno Sergeant Jules, nach einem Brief oder einer Nachricht zu suchen, die der Graf seiner Großmutter oder Foucher hinterlegt haben könnte. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Er fuhr den Transporter vom Hof, um die Stallungen herum, und versteckte ihn in einer Scheune, die zur Hälfte mit Heu gefüllt war. Danach warf er einen Blick in den Stall, sah aber weder Eugénies weiße Stute noch einen Stallknecht. In einem Schrank in der Sattelkammer fand er dagegen eine Spritze, die so groß war, dass er zwei Beweismitteltüten brauchte.
Im Krankenzimmer telefonierte Jean-Jacques wieder und machte sich Notizen, während Fabiola am Schreibtisch saß und Eugénies Aufzeichnungen studierte. Als er ihr die Spritze vorlegte, machte sie große Augen. Jean-Jacques winkte ihn zu sich und bat seinen Gesprächspartner, einen Augenblick zu warten.
»Ich habe Inspektor Jofflin in der Leitung«, sagte er und grinste zufrieden. »Die Durchsuchung der auberge war ein voller Erfolg. Im Heck des Transporters, auf den Sie uns aufmerksam gemacht haben, konnten winzige Blutreste sichergestellt werden. Auch an Richard Abouards Schuhen in seinem Hotelzimmer. Wir haben den Libanesen bereits per Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben. Von den beiden Männern, die die Überwachungskamera der Mülldeponie
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