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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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waren, doch jedes Mal, wenn er an der nächsten Biegung zu ihm aufschloss, fragte er atemlos, wie weit es noch sei. Allerdings gehörte wirklich Mut dazu, zum ersten Mal durch dieses dunkle Verlies zu tappen. Dafür waren sie eigentlich unterbezahlt, dachte Bruno und schlich weiter.
    Er hatte gerade bis dreihundertfünf gezählt, als er einen seltsamen, scharfen Gegenstand unter dem Fuß spürte, auf den er gerade sein Gewicht verlagern wollte. Er zuckte zurück, ging in die Hocke und tastete mit der Hand danach. Es war ein kleiner Ring mit einem winzigen Stift aus Metall, wie es schien. Ein Ohrring. Vielleicht war er von dem Mädchen fallen gelassen worden in der Absicht, eine Spur zu legen. Oder aber der Graf hatte ihn dort deponiert, um gewarnt zu sein, wenn er von einem Schuh zertreten oder zur Seite gestoßen wurde. Bruno steckte ihn in die Tasche, lauschte angestrengt in die Stille und setzte sich wieder in Bewegung.
    Ein paar Schritte früher als erwartet hörte er das Wasser plätschern. Er ging in die Hocke, steckte sich die Pistole am Rücken unter den Gürtel und kroch auf Zehen- und Fingerspitzen weiter, um möglichst wenig Angriffsfläche für einen Schuss aus dem Hinterhalt zu bieten. Hoffentlich übertönte das Plätschern im Hintergrund die Geräusche seiner Bewegungen, dachte er. Das Wasser war jetzt zu riechen als Frische jenseits der klammen Luft im engen Schacht. Er wartete in der letzten Kurve, bis Jean-Jacques zu ihm aufgeschlossen hatte.
    »Wir sind jetzt am See«, hauchte ihm Bruno ins Ohr. »Ich schleiche mich noch ein Stück heran und schalte dann meine Taschenlampe ein, um ihn zu blenden. Kann sein, dass er sofort drauflos ballert. Wenn ja, schießen Sie zurück. Sind Sie bereit?«
    Bruno hatte seine Lippen direkt neben Jean-Jacques’ Ohr und spürte, dass dieser nickte. Er gab ihm einen lautlosen Klaps auf die Schulter und kroch auf allen vieren weiter, mit dem Ellbogen immer dicht an der Felswand, um spüren zu können, wann sich der Tunnel in den weiten Höhlenraum öffnete. Als er ihn erreichte, hielt er inne, schlüpfte wieder in seine Schuhe und machte einen Doppelknoten. Der Drill aus seiner Militärzeit war ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
    Die englische Abkürzung ROWAS stand für Gefechtsregeln, Ziele, Waffen, Munition, Unterstützung. Geschossen wurde nur, wenn der Gegner das Feuer eröffnet hatte. Ziel war es, das Mädchen zu retten und den Grafen festzunehmen. Als Waffe stand ihm eine PAMAS G 1 mit gerade mal fünfzehn Schuss im Magazin zur Verfügung, und Rückendeckung leistete nur Sergeant Jules, der am Einstieg in den Tunnel Wache hielt.
    Bruno ging den Ablauf gedanklich durch. Er würde flach auf dem Boden liegen, die Taschenlampe in der linken ausgestreckten Hand halten und die Pistole in der rechten. Wenn er das Licht einschaltete, würde er die Augen zusammenkneifen, bis zwei zählen, dann die Lampe auf den Boden legen und sich nach rechts wegwälzen, die Augen wieder aufmachen und schussbereit sein. Kurz hintereinander würde er auf drei Punkte anlegen: den Tunnel hinter dem Wasserloch, der zur Höhle führte, den schmalen Damm über dem Wasserfall und das Gewölbe unmittelbar zu seiner Rechten.
    Er griff in die Tasche nach einem der Papiertaschentücher, die er immer bei sich trug, riss zwei Stücke davon ab, die er im Mund anfeuchtete und sich in die Ohren steckte. Schüsse, aus einer Neun-Millimeter-Waffe im geschlossenen Raum abgefeuert, konnten Trommelfelle platzen lassen.
    Er holte dreimal tief Luft, streckte sich auf dem Boden aus, hob den linken Arm und schaltete die Taschenlampe ein. Selbst durch die geschlossenen Lider nahm er den grellen Lichtschein wahr.
    »Polizei! Waffen hinlegen!«
    Er legte die Lampe ab, umfasste die Pistole mit beiden Händen, riss die Augen auf und drehte sich blitzschnell zur Seite. Ein Schuss krachte, er sah Mündungsfeuer zu seiner Linken, wo der Tunnel zur Höhle führte, und zielte. Der Schütze stand auf dem Damm und schoss im selben Moment, in dem auch Bruno abdrückte.
    Er feuerte zweimal – hoch, tief – und rollte sich erneut weg. Von der Gegenseite krachte ein weiterer Schuss, der aber anders klang. War es ein Echo oder gab es einen zweiten Schützen? Wieder feuerte Bruno zwei Schüsse ab – tief, hoch – und wälzte sich zur Seite. Das Gegenfeuer blieb aus. Etwas platschte ins Wasser.
    Dann war es still. Seine Taschenlampe drehte sich im Kreis. Ihr Licht und die Reflexionen der Wasseroberfläche wirbelten auf

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