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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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keinen Umständen gegen ihren Mann aussagen werde. Fabiola war Bruno gegenüber kühl und geschäftsmäßig gewesen, jedoch im Umgang mit Brigitte warm und einfühlsam. Trotzdem hatte sie ihn gebeten, Junots Hof regelmäßig zu besuchen, um sicherzustellen, dass sich solche »Unfälle« nicht wiederholten. Als sie den Hof erreichten, stand Junot vor der Tür und kam herbeigeeilt, um seiner Frau aus dem Auto zu helfen und sie ins Haus zu führen. Der Kartoffelacker neben dem Gemüsegarten war frisch gepflügt und geeggt. Bruno folgte den beiden und sah, dass Junot die Küche aufgeräumt und den Tisch gedeckt hatte, ohne Weingläser, aber mit einem Krug Wasser und einem kleinen Marmeladenglas, in dem frisch gepflückte Wildblumen steckten. Wortlos ging Bruno hinaus zu seinem Transporter, nahm Junots Flinte vom Rücksitz und hängte sie zurück an die Haken in der Wand hinter dem großen Tisch. Bevor er sich verabschiedete, sagte er: »Wenn ich das nächste Mal vorbeischaue, sollten Sie mir einen Jagdschein vorlegen können.«
    Bruno fand, es sei richtig gewesen, Brigitte wieder nach Hause zu bringen. Fabiola war einverstanden gewesen, dann aber einem Gespräch ausgewichen. Bruno vertraute lieber seinen eigenen Instinkten, wusste aber, dass er sich auf Fabiolas professionellen Rat in medizinischen und familiären Angelegenheiten verlassen konnte. Und so kam es ihm seltsam vor, dass sie mit einer fadenscheinigen Begründung einen Privatpatienten aufgesucht hatte. Er suchte nach einer Erklärung und fürchtete plötzlich, ein gemeinsamer Freund könnte so schwer erkrankt sein, dass sie sich dazu nicht äußern wollte. Der Bürgermeister konnte es nicht sein; Bruno hatte ihn am Vormittag wohlauf gesehen. Aber was war mit der Frau des Bürgermeisters und ihren Untersuchungen? Oder mit Sergeant Jules von der Gendarmerie, bei dessen bedrohlich gerötetem Gesicht man ständig fürchten musste, dass sein nächster p’tit apéro sein letzter sein könnte. Bruno schüttelte den Kopf. Unsinn, dachte er. Fabiola würde ihm schon rechtzeitig Bescheid geben.
    Wo der lichte Baumbestand sich zum Wald verdichtete, hielt Bruno die Pferde an und stieg ab. Eine Feuerschutzschneise war in den Wald geschlagen worden. Der weiche Boden erinnerte Bruno an die Fairways der Golfplätze, auf denen ihm der Baron das Golfspielen beizubringen versucht hatte. Normalerweise passierte Bruno die Schneise im gestreckten Galopp. Was ihn heute davon abhielt, war der Umriss eines einzelnen bewegungslosen Reiters, den er oben am Ausgang der Schneise erblickte. Er ließ Bess und Victoria von der Longe und stieg wieder in den Sattel. Die Pferde konnten sich nun frei bewegen, und Hector nutzte die Gelegenheit, ein höheres Tempo vorzulegen. Der einsame Reiter war verschwunden. Zu dieser Abendstunde vermisste er Pamela am meisten, mehr noch als bei Einbruch der Nacht, wenn er allein zu Bett ging.
    Sie hatte ihm das Reiten beigebracht, zur Spendenaktion für das Geburtstagsgeschenk – Hector – aufgerufen und war ihm vertraute Freundin und Geliebte zugleich geworden. Fast sein ganzes Leben lang, im Waisenhaus und später beim Militär, hatte sein soziales Umfeld fast nur aus Männern bestanden. Frauen hatte er meist nur in ganz bestimmten, einander oft gegenseitig ausschließenden Rollen gesehen: Ehefrau, Mutter, Nonne, Kollegin, Halbschwester, Geliebte. Dass Frauen auch Freundinnen sein konnten, war für ihn neu. Ja, er erinnerte sich, zustimmend mit dem Kopf genickt zu haben, als einer seiner Rugbykumpel behauptet hatte, Freundschaft zwischen Mann und Frau könne unmöglich funktionieren, da immer eine erotische Komponente mit im Spiel sei. Zugegeben, er fand Fabiola durchaus attraktiv und schätzte sich auch glücklich, mit Pamela die ein oder andere Nacht verbringen zu dürfen, was aber nicht bedeutete, dass die Freundschaft zwischen ihnen zu kurz käme. Er fühlte sich wohl in ihrer Gesellschaft und genoss es, sich mit ihnen um die Pferde zu kümmern. Vor allem aber konnte er ihnen vertrauen, so wie er dem Bürgermeister, dem Baron, ein paar alten Kameraden aus seiner Armeezeit und einer Handvoll Männern aus der Stadt vertraute.
    Als er aber jetzt auf Hector durch die Schneise galoppierte und die Kraft des Pferdes spürte, mit der es ihn davontrug, waren diese Gedanken wie weggeblasen. Der Wind fuhr ihm ins Gesicht, die Hufe trommelten, und er fühlte sich so herrlich lebendig, dass er vor Lebenslust laut auflachte, als er eine kleine Lichtung passierte

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