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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Scheide hatte stecken lassen. Der Skandal wurde ruchbar und ein Gerichtsverfahren mit dem Ergebnis eröffnet, dass die Hexe hingerichtet und der Priester eingekerkert wurde. Madame de Montespan aber durfte es sich im Bett des Königs gemütlich machen.«
    »Wie konnte sie damit durchkommen?«, fragte der Bürgermeister. Bruno grinste. Selten hatte Pater Sentout eine so aufmerksame Zuhörerschaft.
    »Angeblich hat sie den König mit ihren sinnlichen Reizen um den Finger gewickelt und sich damit Immunität verschafft. Ich persönlich glaube aber, dass der Satan seine Hand im Spiel hatte«, antwortete der Priester. »Was wir von der toten Frau wissen, die gestern in einem Kahn auf dem Fluss durch unsere Stadt getrieben ist, lässt eine genaue Wiederholung der schwarzen Messe vermuten, die vor über dreihundert Jahren am nackten Körper der Madame de Montespan gefeiert wurde.«
    Es blieb eine Weile still. Plötzlich meldete sich Jérôme zu Wort, mit einem fast gierig wirkenden Leuchten in den Augen. »Da fällt mir was ein. Wir haben doch darüber nachgedacht, den Themenpark zu erweitern. Wie wäre eine Installation mit Ludwig XIV ., der königlichen Mätresse und einer schwarzen Messe? Ich könnte mir vorstellen, dass sich viele Besucher dafür begeistern würden.«
    Der Bürgermeister warf Jérôme einen vernichtenden Blick zu. »Eine solche Erweiterung wird von der Mairie mit Sicherheit nicht befürwortet«, sagte er und schaute finster in die Runde. »Sie ahnen jetzt vielleicht, warum mir dieser Satanismus-Zirkus zuwider ist. Und gerade Sie, Pater, müssten es wissen.«
    »Mir ist bewusst, dass Ihnen und vielleicht einigen anderen Herren hier im Saal nicht gefällt, was heute über mich in der Zeitung steht. Aber die Geschichte lässt sich nun mal nicht leugnen«, entgegnete der Priester gleichmütig. »Und wenn ich sehe, dass der Satan sein Unwesen treibt, ist es meine Pflicht, im Namen des bon Dieu zu den Waffen zu greifen.«
    Bruno sah, dass der Pater alle Ratsmitglieder nacheinander ins Auge fasste. Die frommen Katholiken, deren Zustimmung gewiss war, streifte er nur. Länger verweilte er bei denen, die für ihre religiöse Gleichgültigkeit bekannt waren und die der Kirche nur aus Tradition treu blieben. Sie, die sich nur zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen im Gottesdienst zeigten, stellten die Mehrheit des Rates. Schließlich richtete der Priester seinen Blick auf Bruno.
    »Auch wenn Sie noch nie bei mir zur Beichte waren, Bruno«, sagte er, »weiß ich, dass Sie in den Bosnienkriegen viel Leid gesehen und erfahren haben, dass das Böse noch immer die Welt heimsucht.«
    »Das Böse haben Menschen zu verantworten, Pater, und nicht übernatürliche Wesen«, entgegnete Bruno.
    »Sind Sie sicher? Sie, mein lieber Bruno, wissen doch wie kaum ein anderer, dass es inmitten solcher Greuel Liebe und Freundlichkeit geben kann, Momente des Friedens trotz aller Verbrechen. Beweist das nicht, dass Gott anwesend ist?«
    Bruno fragte sich, wie viel Pater Sentout über seine Zeit in Bosnien wusste. Ob ihm tatsächlich auch von seiner tragischen Liebe zu Katarina berichtet worden war? Mit seiner Einheit hatte er die bosnische Lehrerin und andere Frauen aus einem serbischen Militärbordell herausgeholt, wo sie gefangen gehalten und missbraucht worden waren. Davon wussten nur die wenigsten, und er behielt auch für sich, dass jedes Jahr, wenn mit dem Herbst das Wetter kalt und feucht wurde, seine von einer serbischen Kugel angeschossene Hüfte wieder zu schmerzen anfing und die Albträume aus seiner Zeit in den Bergen um Sarajewo zurückkehrten. Er seufzte innerlich, weil ihm bewusst wurde, dass in einer so kleinen Stadt offenbar nur wenig geheim gehalten werden konnte.
    »Liebe entsteht zwischen Menschen, Pater«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob wir einen Gott brauchen, der sie stiftet.«
    »Dieselben Menschen, die abscheulichste Verbrechen begehen, sind auch in der Lage, Barmherzigkeit und Güte walten zu lassen«, erwiderte der Priester. »Gott und der Satan liegen immer im Streit miteinander, und zwar in uns, und unsere Seelen sind gerade dann in größter Gefahr, wenn wir das vergessen. Darum bin ich überzeugt davon, dass das Böse hier bei uns am Werk ist, egal aus welchen Motiven hier Satanismus betrieben wird. Ihn zu ignorieren wäre höchst riskant. Meine Sorge gilt der Unsterblichkeit eurer Seelen. Sie, mein lieber Bruno, müssen sich um die Gefahren für unsere Stadt sorgen, wenn das Böse überhandnimmt.«
    Damit

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