Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
war. Ein Teil der Terrasse war von Weinranken überdacht. Manche Tische waren gedeckt. An einem saßen zwei Araber, dem Aussehen nach Militärs in Zivil, wie Bruno fand. Sie aßen Fisch, während ein elegant gekleideter Geschäftsmann in Französisch auf sie einredete. An einem anderen Tisch unterhielten sich drei Russen miteinander. Neben einer modernen Skulptur, die auch als Springbrunnen fungierte, tranken drei weitere Männer ihre Aperitifs. Bruno erkannte zwei von ihnen, als sie sich zu ihm umdrehten. Der eine war Foucher, der junge Mann im weißen Jaguar, der am Vortag in den Fluss gestiegen war, der andere Brunos enger Freund und Tennispartner, der Baron, ein Unternehmer im Ruhestand, dem ein Großteil der Ländereien rund um Saint-Denis gehörte.
»Mein lieber Bruno, was für eine Freude!« Er stand auf, umarmte ihn und schüttelte Antoine die Hand. »Ich sehe, ihr habt schon Bekanntschaft mit der bezaubernden Béatrice gemacht, und wie ich erfahren habe, seid ihr auch schon dem jungen Monsieur Foucher begegnet. Bleibt mir nur noch, meinen neuen Freund César de Vexin vorzustellen, der im Unterschied zu mir ein echter Aristokrat ist und auf einen sehr langen Stammbaum verweisen kann. Der Graf ist der Mann hinter dem neuen Feriendorfprojekt. Darüber unterhalten wir uns gerade.«
»Da will ich nicht stören«, entgegnete Bruno, amüsiert über die verstohlenen Seitenblicke des Barons auf Béatrice. »Antoine und ich suchen den Fluss ab nach der Stelle, wo die Frau vor ihrem Tod ihren Kahn zu Wasser gelassen haben könnte. Sie haben bestimmt davon gehört«, sagte er mit Blick auf den Grafen.
»In der Tat«, erwiderte Vexin, zog theatralisch eine buschige Augenbraue hoch und strich mit einer Hand, die ein goldener Siegelring schmückte, das ziemlich lange, glänzend schwarze Haar zurück. »Aus der Zeitung.«
Er nahm die jüngste Ausgabe der Sud-Ouest von einem leeren Stuhl und hielt das Titelblatt in die Höhe. Das darauf abgebildete Foto war von der Brücke in Saint-Denis aufgenommen worden und zeigte die Tote mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken liegend. Aus Rücksicht auf die jüngeren Leser hatte der Herausgeber Brüste und Scham überschwärzen lassen. Das Pentagramm auf dem Bauch war als Vergrößerung auf einer zweiten Abbildung zu sehen. Die Überschrift in Fettdruck fragte: »Satanismus in Saint-Denis?«
7
»Monströs ist das. So etwas möchte ich nicht mit unserer Stadt in Verbindung gebracht sehen«, schimpfte der Bürgermeister und warf die Zeitung verächtlich auf den Konferenztisch.
»Warum eigentlich nicht?«, widersprach Jérôme, der einen kleinen historischen Themenpark managte, in dem Jeanne d’Arc zweimal täglich auf einem Scheiterhaufen brannte. »Im Gegenteil. Durch solche Meldungen fallen wir doch gerade auf. Es könnte genau die Publicity sein, die wir brauchen.«
»Wir hatten heute Morgen jede Menge Buchungen«, stimmte Philippe zu, der das Hôtel Saint-Denis leitete und als Ratsmitglied die Interessen der Geschäftsleute vertrat. Er deutete hinunter auf den Marktplatz. »Die Bars und Cafés sind schon jetzt gut besucht. Vielleicht wünschen Sie sich ja ein anderes Image für unsere Stadt, aber immerhin werden Besucher angelockt.«
»Der Teufel geht seltsame Wege«, sagte Pater Sentout. Er war kein besonderer Freund des Bürgermeisters, und dass er an dieser Ratssitzung teilnahm, passte dem Bürgermeister überhaupt nicht.
Bruno blätterte durch die Zeitung und schlug ein Foto auf, das Foucher zeigte, wie er auf den Kahn zuzuhechten versuchte; auf einem anderen Foto waren er und Antoine neben Maurice zu sehen, der gerade seine Angelschnur auswarf. Von den schwarzen Kerzen oder dem geköpften Hahn stand in dem Artikel nichts. Bruno wollte versuchen, beides für sich zu behalten.
»War doch klar, dass dieser Fall die Freunde von Schauergeschichten auf den Plan ruft. Aber denken Sie an die längerfristigen Folgen. Ich will nicht, dass es heißt, wir seien alle Teufelsanbeter«, meinte der Bürgermeister. Und an Bruno gewandt: »Wie laufen die Ermittlungen? Wissen wir schon, wer diese unglückliche Frau war?«
Bruno schüttelte den Kopf. Die Todesursache sei nicht ersichtlich, die Tote sei nicht als vermisst gemeldet, und es gebe keine Anzeichen von Gewaltanwendung, dafür aber für schweren Kokainmissbrauch. Alles spreche für Selbstmord.
»Ich habe einige Hinweise und werde sie mit der police nationale weiterverfolgen.«
»Vielleicht lässt sich diesem
Weitere Kostenlose Bücher