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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Tablett servierte. Eine besondere Ironie der Situation lag darin, dass Milena sich sicher war, dass Madame selbst zu gerissen war, um sich wirklich noch irgendetwas aus Geld zu machen. Nein, Madames Problem bestand nicht in Reichtum, sondern in Macht,  und darin, wie sie diese möglichst so teilte, dass sie dabei dennoch keinen Jota ihrer eigenen Macht vergab.
    Worin jene Macht bestand, die sich mit dem zunächst so unscheinbarem Titel einer „Vorstandsreferentin internes Controlling“ verband? Zuerst und vor allem in Informationen.
    Madame hatte in ihren Ausführungen von Anfang an deutlich gemacht, dass Milena – sollte sie Madames Angebot akzeptieren – in ihrer eigenen kleinen Abteilung aus Mathematikern und Ökonomen, sämtliche größere Zahlungen von Madames Konzern zu prüfen und zu beurteilen hätte. Wobei ganz besonders brisante Daten jedoch allein von Milena überprüft werden würden.
    Milena würde daher nicht nur jederzeit darüber informiert sein, wann der Konzern finanziell angreifbar war, sondern auch nachvollziehen können, wann dessen Manager sich gegen die Vorschriften und Regelungen der Börsenaufsicht oder Antikorruptionsbehörden vergingen. Denn bei einem international tätigen Unternehmen dieser Größenordnung konnten solche Gesetzesverstöße gar nicht ausbleiben. War irgendeine Handlung in dem einen Land legal, konnte sie in einem anderen schon wieder illegal sein. Und verhielt man sich in Teilen des Konzerns noch konform der Gesetze, konnte es sein, dass die bereits wieder geändert waren, bevor man innerhalb des Konzerns soweit kam, seine Vorgänge auf die neue Gesetzeslage abzustimmen.
    Doch ganz besonders brisant an dem Posten war, dass Milena zuweilen über bestimmte schmutzige Geheimnisse des Konzerns informiert sein würde, noch bevor selbst der Aufsichtsrat und große Teile des Vorstands Einblick darin erhielten.
    „Sie verstehen, Mademoiselle Fanu, das Gehalt einer Vorstandsreferentin ist mit 200.000 nicht mager. Dennoch bin ich mir klar darüber, dass es der Verantwortung, die Sie tragen werden, nicht wirklich gerecht wird. Man wird Sie daher zeitgleich in den Vorstand unserer Kunst- und Kulturstiftung berufen. Die übliche jährliche Aufwandsentschädigung dort beträgt drei Millionen Euro“, sagte Madame Vaux in einem Tonfall, als wiese sie ihr Hausmädchen darauf hin, wie viele Süßstoffpillen sie in ihrem Earl Grey Tea zu haben wünschte.
    Es hieß Genies traten nicht in Rudeln auf. Dasselbe galt allerdings auch für leitende Angestellte. Was Madame für diesen Posten gesucht hatte, war schwerer zu finden gewesen, als man gemeinhin glauben sollte, nämlich: einen intelligenten, analytisch denkenden, dabei mathematisch und ökonomisch versierten, absolut anpassungsfähigen Feigling, der es nicht wagen würde, Madame je herauszufordern.
    Milena vermied darüber nachzudenken, ob neben ihr noch andere Kandidaten im Rennen um die Position gewesen waren. Madame neigte sicher nicht zu Spontaneität. Sie hatte diesen Coup daher zweifellos von langer Hand vorbereitet. Wahrscheinlich war Milena von ihr schon seit Jahren beobachtet worden. Eine Vorstellung, die Milena beinah so furchtbarer erschien, wie alles, was man ihr in diesem schalldichten Raum angetan hatte.
    „Außerdem Teil der Vergütung des Vorstandes der Kunst- und Kulturstiftung ist das Appartement in welchem wir uns jetzt befinden. Sie finden den fraglichen Notarvertrag unter den Dokumenten hier. Wobei ich allerdings anmerken will, dass bestimmte, der hier befindlichen Kunstwerke, Stiftungseigentum darstellen und deswegen nur als Leihgaben zu betrachten sind. Diese Kunstwerke werden im Anhang des fraglichen Notarvertrags selbstverständlich gesondert aufgeführt.“
    Milena zweifelte nicht daran.
    Das Appartement war sicher um die 4 Millionen wert. Das hieß, falls es überhaupt je auf den Markt käme, was sehr unwahrscheinlich war. Hinzu kamen die 6 Millionen Euro Aufwandsentschädigung für den Vorstandssitz der Kunst- und Kulturstiftung und selbstverständlich jene 200.000 Euro Gehalt vom Posten der Vorstandsreferentin.
    Viel Geld.
    Sehr viel Geld.
    Aber war es genug, dafür ihre Seele zu verkaufen?
    Denn eben darauf lief Madame Vaux Angebot hinaus - dass Milena Madame ihre Seele verkaufte und zwar ihr persönlich und nicht etwa dem Konzern. Stimmte Milena Madame Vaux Angebot zu, würde sie offiziell als ihr Protegé gelten und ihr daher zu gehorchen haben, ganz gleich, was Madame in Zukunft von Milena auch

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