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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Geschäftsstraße von Paris?
    Der Bettler war der Bote - das Bindeglied zwischen dem verräterischen Ingenieur und dessen Auftraggebern.
    Jedes Mal, wenn der Ingenieur irgendwelche vertraulichen Daten zu übermitteln hatte, brauchte er weiter nichts zu tun, als dem Bettler eine vermeintliche „milde Gabe“ in dessen Becher zu werfen.
     
    32 .
    Nolde unterzeichnete seine Aussage auf dem Polizeirevier, während nur einige Meter weiter den Flur hinab, eine Handvoll Agenten des Inlandsgeheimdienstes und der Wirtschaftsabteilung der Pariser Polizei den Ingenieur in die Mangel nahmen.
    Es würde nicht lange dauern, bis der Mann zu singen begann. Sein Partner, der Bettler, stellte ein anderes Kaliber dar. Eiskalt hatte er vorhin seinen russischen Pass präsentiert, dann bei der Botschaft angerufen und zuletzt in aller Seelenruhe abgewartet, bis zwei Typen mit Diplomatenpässen aufkreuzten, die ihn in ihre Limousine setzten und zur Botschaft chauffierten.
    Nolde war sicher, dass der Mann in weniger als zwölf Stunden in einem Flieger nach Hause sitzen würde.
    Die Honorare und Prämien, die Nolde Securities für die Lösung dieses Falles zu erwarten hatten, beliefen sich auf ungefähr zweihundertvierzigtausend Euro.
    Nicht schlecht für sechs Tage Arbeit, dachte Nolde und schlenderte leise vor sich hin pfeifend den Flur hinab zur Revierstube.
    Dort herrschte ein Durcheinander aus aufgeregten Touristen, Flics und ein paar gerade festgenommenen Studenten, die nackt vor dem Musée du Louvre demonstriert hatten, und von denen einige bisher immer noch weiter nichts als ein paar silbern glänzende Wärmedecken trugen.
    Zur unverhohlenen Freude des männlichen Teils der Anwesenden ließ eines der Mädchen jetzt ihre Wärmedecke fallen, um zwei wohlgeformte Brüste zu präsentieren, über die ein breiter schwarzer Balken gemalt war, auf dem zusätzlich „ZENSIERT“ geschrieben stand. Selbst die beiden Polizistinnen, die das Mädchen hereinbrachten, konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    An einer der Wände neben dem Reviereingang hing ein riesiger Flachbildschirm, auf dem den ganzen Tag irgendein Nachrichtensender lief. Zufällig fiel Noldes Blick darauf. Dass er sich dann dort verhakte war allerdings kein Zufall mehr, denn darauf war Madame Vaux zu sehen und sie blickte eindeutig sauer drein.
    Aufgrund des Lärms in der Revierstube konnte Nolde kein Wort von dem verstehen, was Madame Vaux in ihrem Büro in der Konzernzentrale von sich gab. Aber unter ihrem Bild lief ein rotes Schriftband auf dem zu lesen stand: „Übernahmeangebot traf Danielle Vaux völlig überraschend.“
    Madame Vaux war definitiv nicht die Einzige, die von diesem Übernahmeangebot überrumpelt worden war, dachte Nolde, zückte sein Mobiltelefon und blätterte sich durch die neuesten Wirtschaftsmeldungen.
    Alle brachten sie Madame Vauxs Interview als Topmeldung.
    Soweit Nolde den Angaben dort glauben durfte, hatte Madame Vauxs Konzern derzeit nicht genug freies Kapital zur Verfügung, um ein Übernahmeangebot abwehren zu können.
    Nolde lief hastig auf die Straße hinaus und fischte sich ein Taxi aus dem Verkehr.
     
    33 .
    Bei Einbruch der Dunkelheit stand fest, dass Madame Vaux erledigt war. Ihre letzte Schlacht würde darin bestehen so viel wie möglich Abfindung herauszuschlagen. Die Höhe ihrer Abfindung hatte nichts damit zu tun, dass Madame ihren Hals nicht voll genug bekommen konnte. Aber an der Höhe der Abfindung ermaß sich, wie viel an Gesicht und Reputation ihr nach der Übernahme noch blieb. Sie würde erbittert um jeden Euro kämpfen.
    In den Nachrichtenkanälen sprach man vom Ende einer Ära. Nolde fand das übertrieben. Wer immer Madame beerbte, würde die Geschäfte des Konzerns nicht weniger rücksichtslos führen als Madame dies tat. Höchstens, das man in den Pressestellen des Konzerns neue Begriffe fand, um denselben alten Geschäftsmethoden einen etwas zeitgemäßeren Anstrich zu verleihen.
    Nolde war an jenem Tag ungewöhnlich früh nach Hause gefahren, wo er sich ein Abendessen aus Rindersteak und Salat bereitete, das er dann jedoch kaum zur Hälfte aufaß.
    Er war unruhig und nervös. Weder ein Drink, noch die beiden Zigaretten, die er rauchte oder die Musik, die er dazu hörte, vermochten diese innere Unruhe zu dämpfen. Er fand erst spät Schlaf und wachte am Morgen mit demselben lästigen Gefühl der Unruhe wieder auf, mit dem er letzte Nacht zu Bett gegangen war.
    Auch die folgenden Tage, während tout Paris atemlos

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