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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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ihnen auf der linken Rheinseite, »da kann man ins Wasser gehen. Es ist ganz flach und sehr schön. Und sehen Sie die Schafherde? Ich muss Sie warnen, es gibt auch Ratten dort. Sie sind frech und laufen einem am helllichten Tage über die Füße. Und da oben war früher ein Schwimmbad, jetzt ist dort ein Biergarten, in dem es leider nur Hellers Kölsch gibt. Kein Wunder, dass das Schwimmbad verschwunden ist, es ist viel schöner im Rhein zu schwimmen. Er ist heute wieder so sauber, wie er zu meiner Jugendzeit war. Früher habe ich dort Steine über die Wasseroberfläche springen lassen. Ich war gut darin. Ich schaffte es bis zu fünf Mal. Es kommt immer auf den Stein an.«
    Er übertrieb, ihm war danach.
    »Wir könnten einmal dorthin gehen«, schlug er vor.
    »Ja.«
    Er wollte die angespannte Atmosphäre in der Kabine auflockern, begann ein wenig zu schaukeln. Aber auf ihrem ernsten Gesicht war keine Belustigung zu erkennen. Die Sonne reflektierte auf den schmutzigen Scheiben der Kabine. Nelly musste blinzeln, und die Augen in ihrem großen Gesicht wurden ganz klein.
    »Sollen wir tauschen, Sie können ja gar nicht richtig sehen«, bot er an.
    Sie schüttelte vorsichtig den Kopf.
    »Sie haben doch nicht etwa Angst?«
    Natürlich hatte sie Angst. Wie Betty. Warum war er nicht sofort darauf gekommen? Er stellte das Schaukeln ein und saß auch ganz ruhig da.
    »Wann sind wir da?«, fragte sie, fast ohne die Lippen zu bewegen.
    »Gleich.«
    Sie schien erleichtert, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, und marschierte sofort los, dass Muschalik Mühe hatte ihr zu folgen. Sie ging etwas breitbeinig und irgendwie tapsig. Wie ein Sohlengänger, dachte er. Sie waren im Rheinpark, der ihr offensichtlich gefiel, denn ihr Gesicht entspannte sich. Sie wollte ganz nah am Ufer entlanggehen und ließ ihre Augen nicht vom Wasser. Weiße Personenschiffe waren in beiden Richtungen unterwegs, und sie blieb manchmal stehen und sah ihnen sehnsüchtig nach. Sie las die Namen, die am Bug standen, bewegte die Lippen, ihre Stimme hörte er nicht. Übermütige Passagiere winkten ihnen zu, Muschalik winkte zurück, aber Nelly ließ die Hände in den Manteltaschen. Auf der Promenade war sonntägliches Getümmel. Jugendliche, gut gerüstet gegen Stürze, fuhren Slalom auf Skates. Auf den Bänken saßen Mütter und schaukelten ihre Kinderwagen hin und her, eine stillte ihr Baby unter ihrer Jacke. Zwei Hunde gerieten auf der Wiese aneinander.
    Nelly setzte ungerührt ihren Weg fort, als ginge sie durch alle hindurch.
    Manchmal fühlte Muschalik sich beobachtet, spürte einen Blick im Nacken, aber wenn er sich umsah, konnte er nichts Auffälliges entdecken. Niemand sprang hastig hinter einen Busch oder sah besonders gelangweilt in eine andere Richtung.
    An den Rheinterrassen lud Muschalik sie zu einem Kaffee ein. Sie setzten sich einander gegenüber, ohne sich anzusehen. Als er ihr vorschlug, auch ein Stück Kuchen zu bestellen, nickte sie. Der Kellner, der nach einer Weile an ihren Tisch kam, zählte auf, was er zu bieten hatte: Käsesahne, Obstkuchen mit Sahne und Kirschstreusel.
    »Was möchten Sie?«
    Sie konnte sich nicht entscheiden.
    »Vielleicht alle drei?«, fragte Muschalik und lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Nein. Nichts«, wehrte sie heftig ab.
    »Aber ich. Ich nehme eine Käsesahne.«
    »Ich auch«, sagte sie schnell.
    Der Kellner schien seltsame Gäste gewöhnt, schrieb die Bestellung auf und ging zum nächsten Tisch.
    »Es ist schön hier«, sagte sie endlich.
    »Ja, hier weht immer ein Wind, und hier riecht es nach Wasser.«
    Er hatte nicht vor sie auszufragen und über irgendetwas anderes als über diesen Tag zu reden, aber sie fing von selbst an.
    »Ich war noch nie hier. Und ich habe auch sonst fast nichts von Köln gesehen, nur die Straße, in der ich wohne, und den Weg zum Zoo.«
    Der Kellner brachte den Kaffee und sagte, dass er die Torte gleich nachliefern würde.
    »Ich wohne auf der Barbarastraße«, fuhr Nelly fort, »und ich gehe immer zu Fuß zum Zoo.«
    »Ich gehe auch immer zu Fuß zum Zoo«, sagte Muschalik, und er sah zum ersten Mal, dass sie hellbraune Augen hatte.
    Sie sah nervös aus, als überlege sie, was sie ihm noch erzählen könne, und drehte am Knoten ihres roten Halstuches. Aber es schien ihr nichts mehr einzufallen. Sie erhob sich. »Ich würde gern über diese Brücke da zurückgehen«, sagte sie und zeigte auf die Hohenzollernbrücke mit ihren drei mächtigen Bögen aus Stahl.
    »Aber

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