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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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der Kuchen ist unterwegs, und Sie haben Ihren Kaffee nicht einmal angerührt.«
    »Jetzt.«
    »Wir müssen wenigstens bezahlen«, hielt Muschalik sie zurück. Sie setzte sich nicht wieder hin, sondern blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und sah auf den Rhein.
    Der Kellner bediente an einem anderen Tisch. Muschalik ging auf ihn zu und drückte ihm einen Schein in die Hand und entschuldigte sich.
    Auf der Hohenzollernbrücke donnerten Züge, und sie konnten sich nicht unterhalten. Das alte Stahlgerüst bebte unter ihren Füßen, und Nelly wich zur Seite, wenn ein Zug anrollte. Sie hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Muschalik stupste sie an, wenn der Zug an ihnen vorbeigefahren war. Aber schon kam aus der anderen Richtung der nächste.
    Sie war ungewöhnlich schreckhaft.
    Er versuchte sie abzulenken und zeigte auf das Rheinpanorama, das ihn immer noch faszinieren konnte, die bescheidene Skyline am Ufer: Links von der Hohenzollernbrücke folgten dem Dom die wellenförmigen Giebel des Museum Ludwig, unter dem sich die Philharmonie befand, die schmalen, bunten Altstadthäuser und schließlich der viereckige Turm von Groß Sankt Martin. Am Konrad-Adenauer-Ufer war es nicht zu laut für ein Gespräch, aber es fand keines statt, nicht an St. Kunibert und nicht an der Bastei. Sie sah nicht nach links oder rechts und ging immer einen Schritt vor Muschalik. Erst als der Zoo von der Fußgängerbrücke aus in Sichtweite kam, schien sie erleichtert und verlangsamte ihren Schritt. Unter ihnen hielt eine Straßenbahn in Richtung Innenstadt und Fahrgäste stiegen ein und aus. Auf der Riehler Straße floss ein ruhiger Sonntagsverkehr.
    Sie verabschiedeten sich vor dem Haupteingang.
    »Ich gehe durch den Nebeneingang nach Hause, das ist näher für mich«, sagte sie.
    »Dann bis morgen, vielleicht.« Muschalik atmete schwer.
    »Ja, bis morgen.« Sie zögerte und sagte dann: »Es war ein schöner Nachmittag.«
    »Wir könnten auch mal eine Schiffstour machen«, schlug er vor, er hatte ihren sehnsüchtigen Blick auf den Rhein nicht vergessen.
    »Ja«, erwiderte sie, »mit einem weißen Schiff.«
    »Außerdem kann ich sehr gut kochen.«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Ich bin Pfannkuchenspezialist.«
    Und er brachte sie zum Lachen, zu einem lautlosen Lachen. Sie sah ganz anders aus, wenn sie lachte. Viel jünger. Aber es dauerte nur einen Moment.

7. Kapitel
    Am Montagmorgen rief Muschalik Kraft im Polizeipräsidium an, er sollte nicht auf die Idee kommen, ihm wieder die Kinder zu bringen.
    »Sie sind in Wiesbaden.«
    »Das ist gut. Ich will nämlich den ganzen Tag im Zoo verbringen. Allein.«
    »Klingt spannend.«
    »Ja, das ist es. Und du?«, fragte Muschalik ihn.
    »Ich arbeite.«
    Kraft hörte sich nicht gut an.
    »Sieh zu, dass Rosa kommt. Rede mit ihr. Ich kann sie nicht ersetzen.«
    »Du hast gut reden.«
    »Ja, genau, ihr müsst reden. Redet miteinander. Und vor allem hör ihr zu. Frauen wollen, dass man ihnen zuhört.«
    Kraft legte auf.
    Muschalik konnte sich nicht länger mit Krafts Problemen befassen, denn er war mit der Idee wach geworden, für Nelly zu kochen. Nicht Pfannkuchen, das war viel zu einfach. Er zog sein Kochbuch zu Rate und entschied sich für das Schweinegulasch auf Seite 128, das er mit Madeira oder Tomate verfeinern sollte. Er wählte den Madeira. Die Zutaten kaufte er in strömendem Regen im Supermarkt auf der Neusser Straße.
    Im Zoo angekommen machte er sich gleich auf den Weg zum Bärengehege, wo er Nelly den durchnässten Einkaufsbeutel zeigte und sagte, dass er alles für ein Gulasch für zwei Personen eingekauft hätte.
    »Und eine Flasche Madeira zum Verfeinern der Sauce«, pries er sein Vorhaben an.
    »Ich weiß nicht, was Madeira ist«, sagte sie verlegen.
    »Dann werden Sie ihn probieren müssen.«
    Er holte die Flasche aus dem Einkaufsbeutel und zeigte ihr das dunkelrote Etikett.
    »Ja, ich würde gern Gulasch essen.«
    Der Zoo schloss um achtzehn Uhr, sie würde eine halbe Stunde später bei ihm sein.
    »Florastraße 184, direkt gegenüber der Kirche«, sagte er zum Abschied.
    Er glaubte ein Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen zu haben. Sie schien sich zu freuen, so wie er, als hätten sie beide lange keine Verabredung gehabt, zumindest keine wie diese. Er würde endlich richtigen Damenbesuch bekommen.
    Da allein die Schmorzeit laut Herrn Dr. Oetker eine Stunde dauern würde, und er nicht einschätzen konnte, wie ihm die Zubereitung von der Hand gehen würde, verzichtete er auf einen

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