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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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verleumden. Aber genau hier unter dieser Wohnung wohnt eine Art Waffennarr. Frau Heimbach hat von ihm gesprochen. Sie hatte Angst vor ihm.«
    »Aha«, sagte Muschalik und horchte auf. »Dann werde ich dem Herrn mal einen Besuch abstatten. Grüßen Sie Frau Heimbach von mir.«
    Muschalik verabschiedete sich und klingelte eine Etage tiefer. Aber niemand öffnete ihm. Er notierte sich den Namen. M. Liebinger.
    * * *
    »Kai ist in der Gerichtsmedizin«, sagte ein Kollege, als Muschalik den Kopf durch die Tür steckte. Muschalik machte sich also auf den Weg in den Keller. Es war kalt und still hier unten. Er fragte sich, wie der Gerichtsmediziner Theo Fürbringer hier sein Leben verbringen konnte.
    Kai und Theo saßen in der kleinen Teeküche auf der Arbeitsplatte. Theo hatte die Ohrstöpsel seines Walkman herausgezogen und spielte damit herum, während Kai auf ihn einredete. Kai nahm niemals Rücksicht auf Theos Bedürfnis, allein zu sein. Kai nahm überhaupt auf nichts Rücksicht.
    Er wunderte sich, dass Muschalik auftauchte. »Bist du nicht im Vorruhestand?«
    »Später«, winkte Muschalik ab, »was habt ihr herausgefunden?«
    »Die Patrone, die Theo eben aus dem Toten herausgezogen hat, hat das gleiche Kaliber, wie die, die du gefunden hast.«
    Theo hatte wieder die Kopfhörer aufgesetzt und nickte im Takt zu seiner Musik, die so laut aufgedreht war, dass Muschalik hören konnte, dass er sich wieder Edvard Grieg zu Gemüte führte. Peer Gynt. Theo hielt die Augen geschlossen.
    »7,62 mm mal 51 mm«, ergänzte Kai, »eine so genannte NATO-Patrone, die zum Beispiel aus einem G 3 abgefeuert wird. Ein Gewehr, das in der Bundeswehr benutzt wird. Die Wirkung dieser Patrone ist enorm, sie kann einen Infanteriehelm in 1.200 Meter Entfernung durchschlagen. Beide Patronen haben die gleichen Kratzer, die beim Austritt aus dem Gewehr entstehen. Das heißt, sie stammen höchst wahrscheinlich aus ein und demselben Gewehr.«
    »Kann man auf dieses G 3 ein Zielfernrohr aufsetzen oder einen Schalldämpfer?«, fragte Muschalik und dachte an den Waffennarr, der unter Frau Heimbach wohnte.
    »Selbstverständlich. Man kann alles.«
    »Danke.«
    Muschalik klopfte Theo auf die Schulter. Der zuckte zusammen, nahm die Kopfhörer ab und ließ die Musik weiterlaufen.
    »Die Kollegen haben Schleifspuren, Bärentapsen und Blutspuren gefunden, auch außerhalb des Geheges. Alles spricht für einen Kampf. Das Blut stammt wahrscheinlich von Jartmann, aber das wissen wir noch nicht genau, es wird noch untersucht. Außerdem hatte der Tote Würgemale am Hals. Keine tödlichen, aber doch Würgemale, von sehr großen Händen«, zählte Theo auf, und man konnte ihm keine Regung ansehen.
    »Oder von Bärentatzen?«, fragte Kai.
    »Hände, sagte ich.«
    Kai spekulierte: »Mein Gott, wenn es diese Frau war, ist sie eiskalt. Erst hat sie Jartmann versucht zu erwürgen, als es nicht klappen wollte, hat sie den Bär zu Hilfe gerufen und als der sich nicht über ihn hermachen wollte, hat sie ihn erschossen. Sicher ist sicher.«
    »Letzteres wäre zumindest ungewöhnlich. Frauen benutzen selten Gewehre«, gab Theo zu bedenken und setzte die Kopfhörer wieder auf.
    »Sie ist eine ungewöhnliche Frau«, sagte Muschalik und erschrak über seine eigenen Worte.

11. Kapitel
    Sie hatte die Kontrolle verloren.
    Er sollte still ist sein, aufhören von Duisburg zu reden, von früher, von Ben Krämer. Er sollte nur nie wieder etwas sagen.
    Wieder war sie weggelaufen, wie in Duisburg, wie nach dem Tod des Fotografen. Wieder saß sie am Ufer und hoffte, dass die Nähe des Wassers sie beruhigen konnte.
    Sie hatte danach nur kurz in ihrer Wohnung einen Pullover und die Zahnbürste geholt. Sabine und Christine hatten sie nicht bemerkt. Die Wohnungsschlüssel hatte sie zurückgelassen, sie brauchte sie nicht mehr. Sie konnte nicht wiederkommen.
    Viel zu viele Gedanken waren an ihr vorbeigerauscht, wie eine hohe Welle, in dem kurzen Moment der Entscheidung. Wenn sie Zeit gehabt hätte zu überlegen, wäre ihr vielleicht etwas eingefallen, aber Zeit hatte sie keine gehabt.
    Dann hatte er plötzlich in der Bärenanlage gelegen, wie der Fotograf. Und sie konnte sich nicht erinnern, wie er dorthin gekommen war. Sie musste ihn hineingeworfen haben. Der Bär hatte unten auf der Lauer gelegen und sich auf ihn gestürzt. Und sie … war weggelaufen.
    Er war Kommissar. Er würde seine Schlüsse ziehen. Er würde auf sie kommen, auf sie – als Täterin. Sie hatte die Fährte selbst gelegt,

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