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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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ohnegleichen. Die Bevölkerung nahm großen Anteil. Haben Sie nichts darüber gelesen? Es war erst im Februar.«
    Muschalik erinnerte sich. Er hatte sich damals gefragt, ob wohl jemand daran gedacht hatte, die Kölner Elefantenkuh zu fragen, ob sie sich vorstellen könne, ein Verhältnis mit einem Duisburger anzufangen.
    »Eine typisch kölsche Lösung?«, fragte Kraft und warf Muschalik einen Blick zu.
    »Absolut nicht«, entgegnete Professor Nogge, »das ist international übliche Praxis und beruht auf den Arten-Schwerpunkten, die jeder Zoo pflegt. Wir legen heute in den Zoos mehr Wert auf Zucht und Erhaltung einer Art als auf die Belustigung der Besucher. Der Zoo ist oft der letzte Zufluchtsort für bedrohte Tierarten. Leider. Und unsere Aufgabe ist es, ihnen das Leben dort lebenswert zu machen, nur dann wird es Nachwuchs geben.«
    Kraft wippte mit dem Stuhl und beugte sich vor: »Tiger gegen Löwe, Nashorn gegen Giraffe, ja, das verstehe ich, obwohl ich mich frage, was die Tiere davon halten.«
    »Es wird nicht immer nur getauscht, es wird auch verschenkt. Nehmen Sie zum Beispiel die Eisbären«, sagte Professor Nogge, »die letzte Eisbärin ist in die Niederlande nach Rhenen umgesiedelt worden, weil unsere Eisbäranlage nach den neuesten Erkenntnissen nicht mehr optimal war, obwohl sie nach dem Krieg einmal viel Beachtung in der Fachwelt fand. Oder denken Sie an die Hirschkängurus. Nachdem das letzte Männchen gestorben war, haben wir das verbliebene Weibchen nach England geschickt, in den einzigen anderen Zoo Europas, der diese Art hält.«
    »Aber kann man einen Elefanten gegen einen Menschen tauschen?«, beharrte Kraft.
    »Natürlich nicht.« Professor Nogge schüttelte den Kopf. »Das haben wir auch nicht getan. Es war ein zufälliges Zusammentreffen. Sie sehen das zu eng. Alle Beteiligten hatten einen Vorteil davon.«
    »Außer dem armen Duisburger Bären, der auf seine gewohnte Pflegerin verzichten muss«, sagte Muschalik, aber weder der Kölner Zoodirektor noch Kraft konnten Mitleid für einen Duisburger Bären aufbringen.
    »Welche Details gibt es denn noch über Nelly?«, fragte Kraft Professor Nogge.
    »Ich kann nur das Beste über sie sagen.«
    »Dass sie eine ausgezeichnete Bärenpflegerin ist«, fiel Kraft ihm ins Wort, »das hat sich herumgesprochen.«
    »Sie ist mehr«, unterbrach Professor Nogge ihn sofort, »ohne übertreiben zu wollen, für mich hat sie eine Art …«, er sah aus dem Fenster und suchte nach dem passenden Wort, »… sie hat eine ganz spezielle Beziehung zu Bären entwickelt, die über das Normale hinausgeht. Wissen Sie, es gibt Geschichten über Menschen, die bei wilden Tieren aufwuchsen und mit ihnen lebten und sich mit den Jahren ähnlich verhielten wie sie. Ich muss immer daran denken, wenn ich Nelly sehe. An eine Art Verwandtschaft.«
    »Eine Verwandtschaft«, wiederholte Muschalik und vertiefte sich in den Gedanken.
    Es entstand eine seltsame Pause im Büro des Zoodirektors, während der Kraft ratlos von einem zum anderen sah.
    »Vielleicht war es auch umgekehrt«, sagte Muschalik endlich leise.
    Professor Nogge und Kraft musterten ihn skeptisch.
    »Vielleicht fühlt sie sich zu Bären hingezogen, weil sie glaubt, mit ihnen etwas gemeinsam zu haben.«
    »Ja, wir können nur spekulieren. Kein anderes Tier hat die Phantasie der Menschen so stark bewegt, wie der Bär«, der Zoodirektor geriet ins Schwärmen, »der Bär ist das beliebteste Tier überhaupt. Er ist Held vieler Filme und Kinderträume. Sind Sie nicht mit einem Teddybären aufgewachsen?«
    »Doch«, gab Kraft zu, und Muschalik nickte.
    »Jeder von uns ist das.«
    »Und nicht zu vergessen die Gummibären«, sagte Kraft, sichtlich stolz auf seine Assoziation.
    »Ja, selbst die Gummibären«, stimmte Professor Nogge zu und fuhr fort, »der Bär ist in vielen Städtewappen das Symbol, Deutschland war einmal Bärenland. Kaum zu glauben, aber wahr. Heute ist er dagegen vor allem das Opfer der Jagd. Sonntagsjäger buchen Jagdreisen, schießen Naturschutzgebiete vollständig bärenfrei, nach dem Motto: Nur ein toter Bär ist ein guter Bär. Aber noch gibt es sie, und es werden sogar langsam wieder mehr. Dank großer Schutzprojekte sind zum Beispiel in Österreich zwanzig Bären eingewandert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste Bär es wagt, wieder über deutsche Grenzen zu gehen.«
    »Und dann?« Kraft sah verängstigt aus.
    »Keine Sorge, er ist keine Gefahr für Menschen. Er wird ein paar Bienenstöcke

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