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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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den Seilen: Achtung! Alle Männer auf ihre Position!«
    In Windeseile waren sämtliche Positionen eingenommen, eine letzte Überprüfung der Steuerruder und der Gaszellen: alles klappte wie am Schnürchen! »Die Leinen los!« Unter dem Jubel der vielen Tausend Zuschauer, die trotz der feuchten Kälte am Seeufer so lange mehr oder minder geduldig ausgeharrt hatten, stieg das Luftschiff rasch in die Höhe. Ein majestätischer Anblick. »Genau wie damals vor fünfeinhalb Jahren!«
    »Nur, dass es damals nicht so kalt war …«
    »… und dass das Luftschiff wesentlich langsamer gewesen ist, als jetzt. Schaut doch nur, wie schnell es davon fliegt!«
    »Man sagt, es könne gut und gerne 40 Kilometer in der Stunde zurücklegen!«
    »Das kann gut sein: so zügig, wie sie sich gerade von uns fort bewegen.«
    »Wie hoch mögen sie da oben wohl sein?«
    »Sicherlich an die 500 oder gar 600 Meter!«
    »Wie eine riesige Zigarre am Himmel!«
    »Zigarre! Was für ein respektloser Ausdruck für diesen König der Lüfte!«
    »Da! Jetzt machen sie sogar eine Kurve!«
    »Herrlich! Unser Graf Zeppelin: er lebe Hoch! Hoch! Hoch!«
    Tausendfache Hochrufe erschallten vom Ufer und stiegen empor in die schwindelnde Höhe, in der sich das neue Luftschiff seinen begeisterten Zuschauern huldvoll präsentierte.
    »Aber was ist jetzt? Was machen sie denn da? Wieso haben sie die vorderen Propeller abgeschaltet?«
    »Und jetzt treiben sie eher seitlich davon. Seltsam. Ich dachte, sie wollten nicht über Land fliegen, sondern schon wegen der Landung immer über dem Wasser bleiben.«
    Der Mann hatte recht, auch wenn er sich über den Grund des seltsamen Manövers, für das er es hielt, nicht im Klaren war.
    In Wahrheit handelte es sich auch gar nicht um ein Manöver, sondern vielmehr um einen ernsten Zwischenfall. Schon wieder hatte der vordere Motor seinen Dienst verweigert. Egal, was die beiden zunehmend verzweifelnden Mechaniker auch versuchten: es gelang ihnen einfach nicht, den Motor wieder in Gang zu setzen. Und ausgerechnet jetzt hatte der Wind in dieser Höhe stark aufgefrischt. »Wir müssen tiefer gehen! Aber Vorsicht: wenn wir allzu viel Gas ablassen, dann bekommen wir über Land womöglich Probleme!« Es war eine hochbrisante Situation, in die sie schlagartig hinein geraten waren. Zeppelin war sich der Tatsache nur allzu klar bewusst, dass der hintere Motor als alleiniger Antrieb keinesfalls ausreichen würde, um das Luftschiff gegen den Wind zu bewegen. Ohnedies hatte er mehr als genug damit zu tun, das Schiff mit Hilfe der ihm als Steuerung verbliebenen beiden hinteren Luftschrauben in einer einigermaßen waagerechten Lage zu halten. Aber es gab keinerlei Möglichkeit, das »LZ 2« über der Wasserfläche zu halten. Unaufhaltsam wurde der riesige Schiffskörper vom Wind in Richtung Nordosten gedrückt – bis weit nach Oberschwaben hinein.
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nun doch nach einer geeigneten Stelle auf dem Land Ausschau zu halten, wo wir einigermaßen viel Platz haben, um langsam niederzugehen«, entschied Zeppelin. Was für eine heikle Situation, in der sie sich befanden: aus guten Gründen hatten sie das Luftschiff für eine Landung auf dem Wasser konstruiert – es war wesentlich ungefährlicher, als auf dem harten Boden aufzusetzen. Und nun dieses riskante Manöver mit nur einem Motor!
    »Nur die Ruhe bewahren!« schärfte Zeppelin seinen Männern wieder und wieder ein und zwang sich selbst mit äußerster Konzentration dazu, nur ja keine Nervosität an den Tag zu legen. Das war das Letzte, was sie in dieser Lage gebrauchen konnten: einen Kommandanten, der seine Nerven nicht im Griff hatte. »Wir werden ganz langsam und kontrolliert weiterhin Gas ablassen und uns in aller Ruhe einen Landeplatz aussuchen. Aber Achtung Männer: wir müssen ganz genau schauen, dass wir nicht in eine sumpfige Wiese geraten. Überall gibt es hier Moore.«
    Meter um Meter sank das Luftschiff tiefer, während sein Steuermann weiterhin alle Hände voll zu tun hatte, es trotz des seitlichen Abdriftens einigermaßen stabil in der Luft zu halten.
    Eine ganze Stunde war letztendlich vergangen, bis Zeppelin, nachdem sie mit knapper Not über ein Wäldchen gekommen waren, das entscheidende Kommando gab: »Jetzt!«
    Das hässliche Knirschen und Kreischen, mit dem das Holz der Gondeln und die metallenen Streben beim ersten Landkontakt über den Boden schleiften, ging ihnen allen durch Mark und Bein. Es konnte eigentlich nur noch in einer

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