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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Kälte wieder angekrochen und mit ihr die Müdigkeit und Mutlosigkeit. Es hatte keinen Sinn, noch weiter zu hoffen. Sie würden die ganze Nacht hindurch hier wie Gefangene im Nebel sitzen müssen, vielleicht bis in alle Ewigkeit.
    Da zuckte Freddy plötzlich zusammen und fuhr hoch.
    »Hört mal!« sagte sie. »Hört mal!«
    Und sie hörten: Irgendwo weit weg im Nebel tuckerte ein Motor. Sie horchten, als hinge das Leben davon ab, und dann schrien sie. Es konnte Björns Boot sein, und es konnte das Boot von jemand anders sein, aber wessen es auch war, sie mußten versuchen, es heranzurufen.
    Und tatsächlich, es kam näher. Immer näher. Jetzt war es nahe – nahe. Und sie schrien sich heiser. Zuerst in wildem Jubel, aber dann vor Verzweiflung und Wut. Keuchend vor Verbitterung saßen sie da und hörten, wie das Motorengetucker wieder leiser wurde und langsam erstarb. Und schließlich nichts mehr. Nichts mehr als Nebel. Da gaben sie auf und krochen schweigend zusammen auf der Ducht neben Bootsmann, damit er ihnen ein wenig von seiner Wärme abgab.
    Nisse Grankvists Kaufmannsladen auf Saltkrokan war wohl einer der friedlichsten Orte der Welt. Nicht daß es dort etwa still und ausgestorben war, im Gegenteil. Hier versammelten sich die Leute von Saltkrokan und von den Inseln rundum. Hierher kamen sie, um einzukaufen und um sich zu unterhalten und Neuigkeiten zu erfahren und um Post zu holen und zu telefonieren. Hier war das Herz von Saltkrokan. Die Leute hatten Nisse und Märta gern, weil sie vergnügt waren und anständig und hilfsbereit, und in ihrem engen kleinen Laden war es gemütlich, wo es so gut nach Kaffee und Backobst und Hering und Seife und allerlei anderen Dingen roch. Es war hier Tag für Tag von früh bis spät ein Summen und Schwatzen, und mitunter gab es gewaltige Wortgefechte über die Angelegenheiten der Insel. Aber immer ging es friedfertig zu, es war ein Ort des Friedens, dieser Kaufmannsladen.
    An diesem Abend allerdings nicht. Heute herrschte hier Jammer und Angst und Verzweiflung. Denn Melcher Melcherson hatte das Große Beben und machte mehr Lärm, als die gesamte Bevölkerung der Insel jemals zustande gebracht hatte.
    »Jetzt muß etwas getan werden«, schrie er. »Ich will, daß alle Zollboote und Lotsenstationen und Leuchtturmwärter und Helikopter und Flugzeugambulanzen im ganzen Norden jetzt eingesetzt werden! Jetzt auf der Stelle!«
    Er starrte Nisse an, als ob dieser die Pflicht hätte, für all das zu sorgen. Malin nahm ihren Vater flehentlich am Arm.
    »Lieber Papa, beruhige dich ein bißchen!«
    »Wie soll ich mich beruhigen, wenn ich im Begriff bin, vaterlos zu werden!« brüllte Melcher. »Ich meine – ach was, ihr wißt, was ich meine! Im übrigen ist es wohl schon zu spät. Ich glaube, daß keins von ihnen noch am Leben ist.«
    Die anderen standen dabei, stumm und bedrückt, und hörten zu, Nisse und Märta und Malin und Björn Sjöblom. Selbst Nisse und Märta waren jetzt ängstlich. Sie waren keine unnatürlichen Eltern. Unnatürlich war dieser dichte Nebel im Monat Juni, so etwas war seit Menschengedenken nicht vorgekommen.
    »Ich war ein Rindvieh! Weshalb hab ich die Kinder nicht gleich mitgenommen, als ich ihnen ihren Kahn wiederbrachte«, sagte Björn. Deswegen hatte er ein schlechtes Gewissen, und das hielt ihn hier im Laden von Saltkrokan bei den Eltern zurück, obgleich er längst schon nach Hause hätte aufbrechen müssen, nach Norrsund.
    Übrigens waren nicht nur sein Gewissen und die armen Eltern der Grund, weshalb er blieb. Von dieser Malin, die jetzt so ernst und der fröhlichen, die er neulich abend kennengelernt hatte, gar nicht mehr ähnlich war, konnte er nur schwer den Blick wenden. Stumm und hilflos stand sie da und hörte dem Ausbruch ihres Vaters zu. Mit einer müden Bewegung strich sie sich das blonde Haar aus der Stirn, und er sah ihre Augen, dunkel und gequält. Sie tat ihm leid. Weshalb konnte ihr Vater sich nicht ein wenig mehr beherrschen, da sie es doch konnte?
    Nisse hatte den Zollkreuzer in Furusund alarmiert, nicht weil er an eine unmittelbare Lebensgefahr glaubte, doch es war schon schlimm genug, wenn die Kinder die Nacht draußen im Nebel zubringen mußten.
    »Ein einzelner Zollkreuzer, was kann der schon ausrichten?« schrie Melcher, der verlangte, daß der Seerettungsdienst des ganzen Nordens an diesem nebligen Juniabend ins Schärengebiet um Saltkrokan beordert werden sollte. Nachdem er aber lange Zeit getobt und gewettert hatte, war es, als

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