Ferien Auf Saltkrokan
zusauste.
»Haut ab!« schrie er. »Laßt mich, kommt bloß nicht hierher!«
Aber die Wespen ließen ihn nicht. Sie kamen, oh, wie sie kamen! Da stieß er einen Schrei aus, als wäre er in Seenot, und stürzte sich kopfüber ins Wasser. Er war noch wütender als die Wespen, als er wieder auftauchte. Aber Melcher, der ein Stück von ihm entfernt Wasser trat, begrüßte ihn freundlich.
»'n Abend! Sieh mal an, bist du auch unterwegs?«
»Ja, aber auf dem Nachhauseweg, das kannst du schriftlich haben«, sagte Krister. Mit wenigen Schwimmstößen war er an seinem Boot. »Auf Wiedersehen, Malin!« rief er. »Ich fahre jetzt los. Diese Insel ist ja lebensgefährlich. Aber wir sehen uns vielleicht ein andermal wieder!«
»Das glaube ich kaum«, murmelte Malin. Doch das hörte Krister nicht. Als Melcher auf das Schreinerhaus zuplatschte, begegnete er Tjorven, und sie lächelte begeistert, als sie ihn sah.
»Hast du schon wieder in deinen Sachen gebadet? Warum tust du das bloß immerzu? Hast du keine Badehose?«
»Doch, die hab ich«, sagte Melcher.
»Aber ich glaub, mit der platscht es wohl nicht so gut, nicht?«
»Nein, auf diese Weise platscht es besser«, gab Melcher zu.
Dann aber kam der herrliche Augenblick, da er seinen Kindern Barsch nach Melchers Art vorsetzen wollte. Malin stand am Küchenherd und hob den Deckel vom Kochtopf. Sie atmete den sagenhaften Duft ein. Oh, wie roch das gut und wie war sie hungrig!
»Papa, du bist phantastisch«, sagte sie.
Melcher hatte sich umgezogen und seine Wespenstiche gekühlt. Jetzt saß er am Küchentisch, von neuem glänzender Laune. Das Leben war trotz allem reich. Er lächelte verlegen über Malins Lob und sagte: »Tja, man behauptet ja, wenn Männer sich wirklich mit Kochen abgeben, so können es Weibsleute nicht mit ihnen aufnehmen. Ja, ja, ich meine damit nicht unbedingt, daß ich … aber wir werden ja sehen. Nun wollen wir jedenfalls probieren!«
Der Reihe nach füllte er seinen Kindern Barsch nach Melchers Art auf und gestattete nicht, daß einer anfing, bevor nicht jeder einzelne seine Portion bekommen hatte. Als er sich auch seinen Teller gefüllt hatte, schmunzelte er und schaute hungrig auf den weißen Fisch, der zwischen Dill und Petersilie in seiner Buttersoße schwamm. Er schmunzelte noch, als er den ersten Bissen zum Mund führte, aber gleich darauf stieß er ein kleines, hilfloses Gurgeln aus.
Malin und die Jungen hatten auch schon gekostet, und sie saßen wie gelähmt.
»Wieviel Salz hast du drangetan?« fragte Malin und legte die Gabel hin. Melcher sah sie an und seufzte. »Nach Belieben«, sagte er mühsam.
Dann stand er auf und ging zum Entsetzen seiner Kinder zur Tür hinaus, und durchs Fenster sahen sie, wie er sich am Gartentisch niedersinken ließ, wo er den Tag mit so viel Erwartung begonnen hatte. Ihr Herz schnürte sich zusammen vor Mitgefühl, und ohne ein Wort zu sagen, stürzten sie alle zur Tür hinaus.
»Aber Papa, weshalb bist du denn so traurig?« fragte Malin, als sie Melcher, die Hände vors Gesicht geschlagen, dasitzen sah.
»Weil ich wertlos bin«, sagte Melcher und sah sie mit Tränen in den Augen an. »Dieser Tag ein Leben – und was habe ich getan? Ich kann auch nicht das geringste ordentlich machen, alles mißlingt mir. Ich schreibe auch sicher schlechte Bücher, das ist mir jetzt klar. Doch, widersprecht mir nicht, das tue ich! Arme Kinder, ihr habt einen wertlosen Vater.«
Da warfen sie sich alle auf ihn. Sie drängten sich an ihn und umarmten ihn, und sie versicherten ihm, es gebe kein Kind, das einen so tüchtigen und so liebenswerten und so guten Vater habe wie sie, und sie hätten ihn so gern, sie liebten ihn so grenzenlos, weil er so lieb und so tüchtig und so gut sei, versicherten sie.
»Hmmm«, machte Melcher. Er wischte sich die Tränen mit der Rückseite der Hand ab und lächelte ein bißchen. »Bin ich nicht auch stark und hübsch? Davon habt ihr nichts gesagt!«
»Doch«, sagte Malin, »du bist auch stark und hübsch, und dann macht es nichts, wenn du ein bißchen zuviel Salz ins Essen tust.«
Aber Johann und Niklas hatten die übrigen Barsche, die sie gefangen hatten, verschenkt, und sie hatten nichts zu essen im Haus, der Laden hatte geschlossen, und sie hatten Hunger.
»Ist Knäckebrot da?« fragte Niklas.
Aber bevor noch jemand antworten konnte, kam Tjorven mit Bootsmann auf den Fersen und sagte:
»Papa lädt zum Bücklingessen ein unten in der Räucherei.
Möchte einer was haben?«
Dieser Tag
Weitere Kostenlose Bücher