Ferien mit Biss
Anzeichen.«
»Wofür?«, fragte Helene.
»Für Durchfall«, sagte Daka.
Silvania beachtete ihre Schwester nicht. »Und kribbelt es auch? In den Zehen, im Magen oder in den Fingerspitzen?«
Helene horchte einen Moment in sich hinein. Sie wackelte mit den Zehen, sie schüttelte die Hände. »In den Ohrläppchen vielleicht ein bisschen.«
»Interessant.« Silvania legte den Zeigefinger an die Nasenspitze und musterte Helene.
»Schon mal mit Ohrenputzen probiert?«, brummte Daka.
Helene warf Daka einen verständnislosen Blick zu.
»Daka kannst du gerade nicht so für voll nehmen«, erklärte Silvania. »Sie ist ... ähm ... sie hat ... äh ... einen schlechten Tag.«
»Du meinst, eine schlechte Nacht«, sagte Helene.
»Hab ich gar nicht.« Daka streckte ihrer Schwester die Zunge raus.
Silvania sah es nicht, denn sie hatte sich wieder Helene zugewandt. »Lass mich raten, du hast den ganzen letzten Tag kein Auge zubekommen.«
»Stimmt. Und zu essen habe ich auch nichts runterbekommen«, erwiderte Helene.
»Alles ganz klare Anzeichen«, fasste Silvania zusammen. »So geht es den Protagonisten in meinen Büchern auch immer. Manchmal monatelang. Es besteht kein Zweifel. Helene, du bist verliebt!«
Helenes Ohren glühten, als hätte jemand zwei Bügeleisen daran gedrückt.
»Fumpfs!«, war Dakas Kommentar dazu.
»Was heißt hier ,Fumpfs'? Verliebtsein ist etwas total Schönes.« Silvania hatte sich zu ihrer Schwester umgedreht. Daka war manchmal wie ein Erstklässler. Liebe war Fumpfs und Wasserbomben boibine.
»Kann schon sein«, sagte Daka. »Aber nicht, wenn man unglücklich verliebt ist.«
»Was meinst du damit?«, fragte Helene.
»Du und Murdo. Das ist doch totaler Gumox.« Daka verzog den Mund.
»Und wieso?«, hakte Helene nach.
»Na weil Murdo ... er ist ... ähm ... einfach nicht der richtige Typ für dich. Und du bist nicht der richtige Typ für ihn.«
»Ach. Und wer bitte schön soll dann der richtige Typ für Murdo sein?« Helene sah Daka erwartungsvoll an.
»Keine Ahnung. Auf jeden Fall nicht so ein Menschenmädchen wie du.«
»Na, immerhin hat er mich Menschenmädchen auf die Bühne geholt«, gab Helene zurück.
»Aber nur, weil du so gut riechst nach ... ähm ... Mensch«, erwiderte Daka.
Plötzlich zog Silvania lautstark Luft ein. Erst jetzt begriff Silvania, worauf ihre Schwester hinauswollte. Sie war gar nicht eifersüchtig, sondern hatte Angst um Helene. »Daka hat recht, Helene.«
»Womit?«
Silvania sah ihre Freundin mitfühlend an. Was sie ihr jetzt sagen musste, würde nicht nett sein. »Helene, es kann sein, dass Murdo nur deine Nähe sucht, weil du ein Mensch bist. Verstehst du? Er ist ein Vampir, das darfst du nicht vergessen. Und du bist ein Mensch. Das ist ungefähr so wie ...«
»Wie eine Milchkuh für den Bauern«, ergänzte Daka.
»Eine Milchkuh? Ich – eine Milchkuh?« Helene sah ihre beiden Freundinnen entsetzt an.
»Nein, Daka hat nur etwas übertrieben«, wandte Silvania schnell ein. »Auf jeden Fall kann es sein, dass Murdo dich gar nicht küssen will, sondern ...«
»Beißen!« Daka fletschte die Zähne.
»Du darfst dich auf keinen Fall alleine mit ihm treffen!«, fuhr Silvania fort. »Das ist ...«
»Viel, viel, viel zu gefährlich«, sagte Daka.
Silvania sah ihre Schwester irritiert an. Sie hatte ja recht, aber musste sie ihr immer ins Wort fallen? »Wenn du dich mit ihm im Wald triffst ...«
»Bohrt er seine Eckzähne in deinen Hals und saugt dich blutleer.« Daka machte ein Sauggeräusch.
Silvania drehte sich entnervt zu ihrer Schwester um. »Übertreib doch nicht so. Und schneid mir nicht ständig den Satz ab.«
»Mach ich doch gar nicht. Du machst einfach immer so lange Pausen zwischen den Wörtern. Da dachte ich, du bist schon fertig«, erwiderte Daka.
»Man macht Pausen beim Reden. Das setzt Akzente. Das sind ganz einfache Regeln der sprachlichen Gestaltung.«
»Vielleicht solltest du nicht so viel gestalten und lieber sagen, was Sache ist.«
»So wie du, oder was? Und Helene vollkommen einschüchtern?«, fragte Silvania.
»Helene lässt sich aber doch nicht so schnell einschüchtern. Stimmt's?« Daka sah zum Insektentisch. Der Stuhl, auf dem Helene eben noch gesessen hatte, war leer. Silvania fuhr herum. »Helene?«
»Sie ist weg!«, sagte Daka.
»OH NEIN!« Silvania raufte sich die Haare.
»Weit kann sie nicht sein«, meinte Daka.
»Wir müssen sie finden. SOFORT.« Silvania stand auf und eilte in die Küche. Keine Helene.
Daka flog
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