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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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durch sämtliche oberen Etagen. Keine Helene.
    Silvania flopste sich in die unteren Etagen. Keine Helene.
    Die Schwestern suchten auf der Toilette. Keine Helene. Nur Giuseppe. Er hatte Helene auch nicht gesehen.
    Schließlich entdeckte Daka an einem der Budnykfenster eine Strickleiter, die nach draußen führte. »Sie ist abgehauen.«
    Silvania starrte entsetzt auf die Strickleiter. Sie sah auf die Uhr. Und zurück auf die Strickleiter. Dann sah sie ihre Schwester mit weit aufgerissenen Augen an.
    »MURDO!«, riefen die Schwestern wie aus einem Mund.
    »Wir müssen sie retten! «, sagte Silvania. Sie sprang aus dem Fenster und warf sich in die Lüfte, wie sie es noch nie in ihrem Leben getan hatte.

Das sprechende
Lexikon
    F ast eine ganze Stunde waren Silvania und Daka Tepes kreuz und quer durch Bistrien geflogen. Sie hatten keine Straße und noch so kleine Gasse ausgelassen. Sie hatten in jede Sarg-Bahn gesehen, in jedes Geschäft und sogar in die Schule. Sie waren durch die Vorstadtbudnyks geflogen und durch das Stadtzentrum. Sie waren zum Plateau und zum Höhlenausgang geflogen. Nichts. Von Helene keine Spur.
    »Ein Mensch in einer Vampirstadt kann doch nicht einfach so verschwinden«, sagte Daka. Sie hing neben Silvania kopfüber an einer Transportleine.
    »Na ja, genau das könnte schon passieren. Erinnerst du dich, wie die meisten Vampire geschnuppert und wie gierig sie geguckt haben, wenn wir mit Helene an ihnen vorbeigegangen sind?«
    »Ja, schon. Aber alle hier wissen doch, dass Helene zu uns gehört. Niemand würde einer Freundin der Familie Tepes etwas antun«, erwiderte Daka. Oder etwa doch?
    »Ich bin mir da nicht so sicher.« Silvania beobachtete einen Vampir, der sich gerade bei Dudu ein paar Kutteln gekauft hatte und sie im Fliegen mit einem Biss herunterschlang.
    »Ich auch nicht«, sagte Daka leise.
    »Bist du dir bei Murdo jetzt auch nicht mehr sicher?«, fragte Silvania.
    Daka sah ihre Schwester fragend an.
    »Na, du meintest doch, du würdest sogar deine Hand für ihn ins Feuer legen, dass er Helene nichts tut.«
    Daka kratzte sich am Kopf. »Eigentlich kenne ich nur seine Musik so richtig gut. Sonst weiß ich nur, dass er Murdo Dako-Apusenu heißt und aus einem kleinen Dorf am Rand von Transsilvanien kommt. In einem Artikel habe ich mal gelesen, dass er am liebsten im Hochsarg schläft und Schulmeister im Schrumpfkopfkegeln war.«
    Silvania machte ein nachdenkliches Gesicht. »Das hilft uns jetzt nicht weiter«, bemerkte sie. »Wir müssen Nachforschungen über ihn anstellen. Sollte sich Helene wirklich mit ihm treffen – wonach es aussieht –, müssen wir wissen, wer dieser Murdo eigentlich ist.«
    In dem Moment ratterte die Abhängleine am Hotel ›Vier Fleischmahlzeiten‹ vorbei. Daka und Silvania sahen sich fragend an. Dann schüttelten sie gleichzeitig den Kopf. Nein, es war besser, ihren Eltern vorerst nichts von Helenes Verschwinden zu erzählen. Sie wollten ihnen nicht ihr Dinmid vermiesen. Und sie wollten nicht, dass Elvira Tepes sich in El Virus verwandelte und Mihai Tepes umgehend Vampol benachrichtigte, die internationale Polizeiorganisation der Vampire. Sie konnten ihre Eltern immer noch verständigen, wenn ... nun ja, wenn es eben nötig war.
    »Da vorne ist der Biblionyk«, sagte Silvania. »Leinen los!«
    Im selben Moment ließen Silvania und Daka die Transportleine los und flogen zum Biblionyk.
    Converso Enzyklopo hatte es sich auf seinem Stammplatz im Regal zwischen den Buchstaben B und D gemütlich gemacht. Converso Enzyklopo war einer der ältesten lebenden Vampire der Welt. Für einige alte Freunde war er ›Conni‹ oder ›Enzo‹. Für die meisten anderen Vampire und für die Besucher des Biblionyk aber war er Converso Enzyklopo – das sprechende Lexikon.
    Converso war nicht nur einer der ältesten Vampire, er war auch einer der Vampire mit dem besten Gedächtnis. Das hatte ihm die Stelle im Biblionyk eingebracht. Sie war nicht besonders gut bezahlt. Dafür hatte er es ruhig, trocken und staubig. So mochte er es.
    Converso Enzyklopo lag im Regal und blätterte in einem Buch. Unter seinem kahlen Kopf lag als Stütze ein Stapel Bücher. Neben seinem Oberkörper stand eine Thermoskanne mit lauwarmem Frischblut. Er hatte das Buch schon 120-mal gelesen. Leider erinnerte er sich immer an den Ausgang. Selbst, wenn er ein Buch nur einmal gelesen hatte.
    »Herr Enzyklopo?«, erklang auf einmal eine Mädchenstimme.
    Converso Enzyklopo richtete sich auf. Er erkannte das

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