Ferien mit Biss
dachte eine Sekunde daran, die Knoblauchzehen vom Boden aufzuheben. Doch es erschien ihm zu mühselig. Außerdem war es zu dunkel im Wald. Und außerdem wollte er dem Vampir nicht zu nahe kommen. Auch, wenn er noch so stocksteif dalag.
Dirk van Kombast warf einen Blick auf Helene Steinbrück. Sie kniete neben dem Vampir, hielt seine blasse Hand und rieb regelmäßig ihr Ohr an seinem. Von ihr war wohl kaum Hilfe zu erwarten, würde der Vampir sich plötzlich erheben.
Da! Dirk van Kombast schreckte auf. Er hörte Stimmen. Das Unterholz knackte. Jemand näherte sich. Es bestand kein Zweifel. Schon flackerten die ersten Taschenlampen zwischen den Bäumen auf.
»HIER!«, rief Dirk van Kombast und schwenkte die Garlic Gun über seinem Kopf. »Hier sind wir!«
Eine Minute später war die Polizei da. Es waren vier Beamte in dunkelblauer Uniform. Sie hatten goldgelbe Streifen an den Ärmeln und goldgelbe Knöpfe auf den Schulterklappen. Die Polizisten stellten sich im Halbkreis um den Baumstamm auf.
»Da sind Sie ja! Endlich!«, begrüßte sie Dirk van Kombast.
»Polizeimeister Kuragos. Wir hatten telefoniert«, sagte einer der Beamten und tippte sich kurz mit dem Zeigefinger an die Mütze.
Der Mann war groß und gebaut wie ein Kasten. Er hatte beeindruckende schwarze Koteletten, groß wie ein Steak. Er hob sich deutlich von seinen Kollegen ab. Dirk van Kombast wusste nicht genau, warum. Vielleicht, weil er etwas blasser war. Vielleicht, weil seine Augen funkelten wie ein unterirdischer See. Vielleicht auch nur, weil er mehr goldgelbe Knöpfe auf den Schulterklappen hatte als die anderen Polizisten. »Dirk van Kombast«, stellte er sich vor und legte sein Vertreterlächeln auf. Mit der belaubten OP-Haube auf dem Kopf und den Erdkrümeln im Gesicht wirkte das Lächeln nicht ganz wie geplant. »Wir sollten keine Zeit verlieren und unverzüglich ...«
»Stopp!« Timok Kuragos hob die Hand. »Immer. Mit. Der. Ruhe.«
Der Kollege zu seiner Rechten nickte. Seine blonden Locken, die unter der Mütze hervorquollen, wippten.
»Alles in Ordnung?«, fragte Polizeimeister Kuragos Helene.
»Mit mir schon. Aber nicht mit Murdo.« Helene zeigte auf den Vampir, der noch immer stocksteif hinter dem Baumstamm lag und die Beine in die Luft streckte.
Der Polizist mit den blonden Locken wollte zu Murdo gehen.
»Lass mal, Radu.« Polizeimeister Kuragos versperrte seinem Kollegen mit dem Arm den Weg. »Das sehe ich mir am besten selber an.« Mit diesen Worten ging er um den Baumstamm herum. Er betrachtete den Vampir einen Moment im Stehen, dann ging er ächzend in die Hocke. Er berührte den Vampir am Hals, an den Händen und zog ihn am Ohrläppchen. Der Vampir rührte sich nicht.
»Hinüber, was?«, fragte Radu.
»Sieht ganz danach aus«, meinte Timok Kuragos. In seinen Augen spiegelte sich Sorge.
Ein kleiner Polizeibeamter mit einem großen Bauch und einer großen Knollennase spuckte auf den Waldboden. »Lasst mich raten – ihr zwei habt natürlich keine Ahnung, wer den Typen dort am Baumstamm umgebracht hat?«
»Natürlich!«, schoss es aus Dirk van Kombast heraus. »Ich habe ihn getötet. Mit meiner Präzisionswaffe. Das habe ich Herrn Polizeimeister Kuragos doch schon am Telefon gesagt. Sie müssen ihn festnehmen!«
»Den Polizeimeister?«, fragte Radu.
»Nein.« Dirk van Kombast schloss eine Sekunde die Augen. Dann zeigte er auf Murdo. »Ihn natürlich. Es muss sichergestellt werden, dass er wirklich tot ist. Er muss untersucht werden. Gründlichst!«
Der Polizist mit der Knollennase und der vierte Kollege waren ein paar Schritte auf Dirk van Kombast zugegangen. Sie stellten sich links und rechts von ihm auf.
Polizeimeister Kuragos nickte ihnen kaum merklich zu. Dann wandte er sich an Dirk van Kombast. »Jetzt erzählen Sie noch mal in aller Ruhe, was hier genau passiert ist.«
Dirk van Kombast überlegte einen Moment, wo er mit der Geschichte beginnen sollte. Mit seiner Mutter? Mit den Nachbarn in Bindburg? Mit den Beobachtungen hier im Wald? Er beschloss, es ganz kurz zu machen. Sie mussten handeln, reden und seinen Mut preisen konnten sie später. Er streckte die Brust heraus und sagte: »Ich habe diesem Mädchen das Leben gerettet.« Er zeigte auf Helene. »Hätte ich auch nur eine Sekunde später meine Garlic Gun abgefeuert, hätte dieses Ungeheuer das Mädchen zerfleischt.« Er zeigte auf Murdo. »Endlich ist es mir gelungen, eines dieser blutrünstigen Wesen zur Strecke zu bringen. Denn das da ist kein normaler
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