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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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zeigte auf Helene, »bist Zeugin.« Dann zog er ein flaches silbernes Handy aus der Jackeninnentasche.

Nachtschicht
    P olizeimeister Timok Kuragos hatte Nachtschicht. Er liebte die Nachtschicht. Denn er liebte die Nacht. Sie war dunkel. Kühl. Und ruhig. Meistens. Manchmal klingelte mitten in der Nacht das Telefon. So wie heute.
    Es klingelte einmal. Polizeimeister Kuragos schielte kurz zum Apparat. Es klingelte zweimal. Der Polizeimeister tunkte seinen Teebeutel hoch und runter. Er ließ ihn über der Tasse abtropfen. Es klingelte dreimal. Timok Kuragos legte den Teebeutel auf den Unterteller. Er warf einen Zuckerwürfel in den Tee. Er zögerte. Das Telefon klingelte zum vierten Mal. Der Polizeimeister warf einen zweiten Zuckerwürfel in den Tee. Er rührte um, leckte den Löffel ab, führte die Tasse zum Mund, pustete und nahm schließlich einen kleinen Schluck. Das Telefon hatte mittlerweile zum fünften Mal geklingelt. Timok Kuragos setzte die Tasse ab. Er zog seine Uniformjacke gerade und nahm den Hörer ab.
    »Polizeimeister Kuragos. Ich höre?«
    »Sie müssen kommen. SOFORT! Ich bin im Wald. Hier ist ein Vampir. Aber er ist tot. Sieht jedenfalls danach aus. Und ein Mädchen. Bringen Sie ein Sondereinsatzkommando mit. Und Knoblauch.«
    Polizeimeister Kuragos nahm einen Schluck Tee.
    »Hallo? Hallo? Hören Sie? Sind Sie noch dran?«
    »Mit wem spreche ich bitte?«, fragte Timok Kuragos.
    »Oh. Verzeihung. Dirk van Kombast. Ich bin ... äh ... Vampirjäger.«
    »Vampirjäger. So, so.« Der Polizeimeister notierte den Namen. »Und Sie sind im Wald.«
    »Ganz genau.« Dirk van Kombast beschrieb die Stelle, so gut er konnte.
    »Und bei Ihnen ist ein toter Vampir und ein totes Mädchen?«, fragte der Polizeimeister.
    »Nein. Nur der Vampir ist tot. Das Mädchen nicht. Glaube ich zumindest.«
    »Sie wissen nicht genau, ob das Mädchen noch lebt?«
    »Doch, doch. Das Mädchen lebt, ganz bestimmt. Ich bin mir nicht sicher, ob der Vampir tot ist«, erklärte Dirk van Kombast.
    »Wieso meinen Sie, dass er tot ist?«
    »Ich habe ihn mit 300 Knoblauchzehen beschossen.«
    Polizeimeister Kuragos zog eine Augenbraue hoch.
    »Es ... es war selbstverständlich Notwehr«, fuhr Dirk van Kombast fort.
    »Selbstverständlich.« Polizeimeister Kuragos fuhr sich mit der Hand über den Nasenrücken. »Wissen Sie, wer das Mädchen ist?«
    »Helene. Helene Steinbrück.«
    Polizeimeister Kuragos notierte sich den Namen. »Und der Vampir?«
    »Der Vampir? Ach so ... ich glaube, er heißt Murjo oder Murdo oder so ähnlich. Sie müssen ihn verhaften!«, forderte Dirk van Kombast.
    »Den toten Vampir?«, fragte der Polizeimeister nach.
    »Natürlich. Er muss untersucht werden. An ihm muss ein Exempel statuiert werden. Zur Abschreckung für all die anderen Vampire.«
    »Verstehe«, sagte Timok Kuragos. »Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir sind in zehn Minuten da.«
    Der Polizeimeister legte den Hörer auf. Er nahm einen Schluck Tee. Er verzog den Mund und warf einen weiteren Würfelzucker in die Tasse. Während er umrührte, zog er ein Handy aus der Uniformjackentasche. Er drückte dreimal mit dem Daumen auf die Tasten, dann wählte das Handy.
    »Vampol Einsatzzentrale«, meldete sich eine verrauchte Frauenstimme.
    »Einen von uns hat es erwischt«, sagte Timok Kuragos leise. Er fuhr sich dabei über die Koteletten, die bis an die Mundwinkel reichten und seine langen Eckzähne verbargen. »Vermutlich Knoblauchkoma.« Der Polizeimeister nannte der Vampol-Mitarbeiterin den Namen des Vampirs und des Mädchens und beschrieb die Stelle im Wald, die ihm Dirk van Kombast genannt hatte. »Am besten, Sie informieren die Familie und schicken einen Arzt. Ich kümmere mich hier mit meinen Kollegen um alles andere.« Vor allem um diesen Vampirjäger, dachte Timok Kuragos, als er auflegte.

Die Verhaftung
    A lle paar Minuten sah Dirk van Kombast auf die Uhr. Zehn Minuten waren längst vergangen. Wo blieb die Polizei? Was, wenn sie seine Beschreibung nicht verstanden hatten und die Stelle im Wald nicht fanden? Wie lange sollte er in der Dunkelheit warten? Allein mit einem Mädchen, das den Verstand verloren hatte, und einem toten Vampir. Der vielleicht gar nicht richtig tot war. Bei Vampiren wusste man das schließlich nie so genau.
    Sollte der Vampir wiederauferstehen, wäre Dirk van Kombast ihm schutzlos ausgeliefert. Er hatte seine ganze Munition verschossen. Zwar lagen noch genügend Knoblauchknollen im Zelt, doch das war weit entfernt. Dirk van Kombast

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