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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sagte er nachdenklich, während er der verhutzelten Gestalt nachblickte, die sich gerade anschickte, die Treppe hinunterzusteigen. »Ein Mann, der so bald schon vor Gottes Gericht treten wird! Man sollte meinen, daß ihn die Angst vor der Hölle abschreckt, aber weit gefehlt!«

    »Er wird nicht anders als die anderen sein«, bemerkte ich zynisch, »die meisten Leute glauben, daß sie ewig leben.«
    Jamie lachte, nun wieder bester Stimmung.
    »Aye, das ist wahr«, sagte er und schob mir mein Weinglas zu. »Und jetzt, wo du hier bist, Sassenach, bin ich auch davon überzeugt. Trink aus, dann gehen wir nach oben.«
     
    »Post coitum omne animalum triste est« , bemerkte ich mit geschlossenen Augen.
    Ich bekam keine Antwort, spürte nur seine Wärme und sein Gewicht auf mir und hörte sein leises Seufzen. Nach einer Weile spürte ich noch eine Art unterirdisches Beben, das ich als Lachen deutete.
    »Eine eigentümliche Regung, Sassenach«, meinte Jamie verschlafen. »Hoffentlich empfindest du nicht so?«
    »Nein.« Ich strich ihm die feuchten Haare aus der Stirn, und er bettete zufrieden sein Gesicht auf meine Schulter.
    Die Zimmer in Moubray’s eigneten sich nicht besonders gut als Liebesnest. Doch ein Sofa war vorhanden, das heißt eine gepolsterte, horizontale Fläche, und mehr war, strenggenommen, nicht nötig. Ich war zwar nicht geneigt, der körperlichen Liebe abzuschwören, aber um sie auf den nackten Fußbodenbrettern zu praktizieren, war ich nun doch zu alt.
    »Ich weiß nicht, von wem es ist - irgendein alter Philosoph hat es mal gesagt!«
    Aus dem Beben wurde ein leises Lachen.
    »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich weniger triste gefühlt habe«, sagte er.
    »Ich auch nicht.« Zärtlich streichelte ich seinen Haaransatz. »Deshalb ist es mir eingefallen. Ich habe mich gefragt, was den Philosophen zu dieser Annahme verleitet hat.«
    »Das hängt wahrscheinlich davon ab, mit welchen Tieren er sich gepaart hat«, bemerkte Jamie. »Vielleicht lag es daran, daß keins davon Gefallen an ihm gefunden hat. Er muß ziemlich viele ausprobiert haben, um zu einer so allgemeinen Aussage zu kommen.«
    Er hielt sich an mir fest, da ich unter ihm vor Lachen bebte.
    »Hunde sehen manchmal wirklich etwas belämmert aus, wenn sie sich gerade gepaart haben«, bemerkte er.

    »Mhm. Und wie sehen dann Schafe aus?«
    »Aye, weibliche Schafe sehen auch belämmert aus - sie können nicht anders, weißt du.«
    »Ach. Und männliche Schafe?«
    »Die sehen vollkommen entartet aus. Sie lassen die Zunge raushängen und verdrehen die Augen und geben ekelhafte Geräusche von sich. Wie die meisten Tiere, aye?« Ich merkte, daß er grinste.
    »Mir ist noch nicht aufgefallen, daß du die Zunge raushängen läßt.«
    »Du konntest es nicht sehen, weil du die Augen zu hattest.«
    »Ekelhafte Geräusche habe ich auch nicht gehört.«
    »Da sind mir gerade keine eingefallen«, gab er zu. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    Wir lachten leise, und dann schwiegen wir.
    »Jamie«, sagte ich schließlich und streichelte seinen Hinterkopf. »Ich glaube, ich war noch nie so glücklich.«
    Er rollte sich auf die Seite, verlagerte vorsichtig sein Gewicht, um mich nicht zu zerquetschen, stützte sich auf den Ellbogen und sah mich an.
    »Ich auch nicht, meine Sassenach«, sagte er und küßte mich zärtlich.
    »Es ist nicht nur das Körperliche, weißt du.«
    »Nein«, sagte ich und streichelte seine Wange, »das ist es nicht.«
    »Dich wieder bei mir zu haben - mit dir zu reden - zu wissen, daß ich alles sagen kann, nicht auf meine Worte achten muß, meine Gedanken nicht zu verbergen brauche - bei Gott, Sassenach, der Herr weiß, daß ich so lüstern bin wie ein junger Kerl und die Hände nicht von dir lassen kann, aber auf all das würde ich gern verzichten, wenn ich nur die Freude erleben darf, daß du bei mir bist, und ich dir alles sagen kann, was ich auf dem Herzen habe.«
    »Ich war einsam ohne dich«, flüsterte ich. »So einsam.«
    »Ich auch«, sagte er. Er schlug die Augen nieder und zögerte kurz.
    »Ich will nicht behaupten, daß ich wie ein Mönch gelebt habe«, sagte er ruhig. »Wenn ich mußte - wenn ich das Gefühl hatte, daß ich sonst verrückt werde…«
    Ich legte meine Finger auf seine Lippen, damit er schwieg.
    »Ich auch nicht«, sagte ich, »Frank…«

    Nun hielt er mir den Mund zu. Schweigend sahen wir einander an, und ich spürte, wie er unter meiner Hand lächelte, und ich lächelte unter seiner. Ich nahm meine Hand

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