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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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am Markttag betrunken heimkommt - also hat Papa sie bestimmt nicht geschlagen.«
    Marsali fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die von der warmen, salzigen Brise ausgetrocknet waren. Ich schob ihr einen Wasserkrug hin. Sie bedankte sich mit einem Nicken und schenkte sich ein.
    »Also dachte ich«, fuhr sie fort, den Blick auf den Wasserstrahl geheftet, »daß es daran liegt, daß Mama Kinder hat - uns beide -, sie wußte, wie schrecklich es wieder sein würde.«
    Sie trank, dann setzte sie den Becher ab, sah mich offen an und reckte herausfordernd ihr Kinn.
    »Ich habe euch beobachtet«, sagte sie. »Nur einen Augenblick, bevor ihr mich gesehen habt. Ich… ich glaube, was er mit dir im Bett gemacht hat, gefiel dir.«
    Nun war es an mir, sie mit offenem Mund anzustarren.
    »Hm… ja«, entgegnete ich matt. »Es hat mir gefallen.«
    Sie brummelte zufrieden. »Mmmpf. Und du läßt dich auch gern von ihm anfassen, das habe ich auch gesehen. Also gut. Du hast keine Kinder. Und ich habe gehört, daß es Mittel gibt, keine zu bekommen. Niemand weiß so recht, wie es geht, aber du weißt es bestimmt, du bist eine weise Frau.«
    Sie neigte ihren Kopf zur Seite und musterte mich eindringlich.
    »Ich hätte gern ein Kind«, gab sie schließlich zu. »Aber wenn ich entweder ein Kind haben oder Fergus weiter lieben kann, dann wähle ich Fergus. Also kriege ich kein Kind - wenn du mir sagst, was ich tun muß.«
    Ich strich mir die Locken hinter die Ohren und fragte mich, womit in aller Welt ich anfangen sollte.
    »Nun gut«, begann ich und holte tief Luft, »der erste Punkt ist, ich habe durchaus Kinder gehabt.«
    Sie schaute mich aus großen Augen an.
    »Wirklich? Weiß Papa - weiß Jamie davon?«
    »Natürlich weiß er es«, entgegnete ich spitz. »Es waren seine.«
    »Ich habe nie gehört, daß Papa überhaupt Kinder hat.« Mißtrauisch verengten sich ihre hellen Augen.

    »Wahrscheinlich war er der Ansicht, daß es dich nichts angeht«, bemerkte ich vielleicht ein bißchen schärfer als notwendig. »Und das würde ich auch sagen«, fügte ich hinzu, aber sie zog nur die Brauen hoch und sah immer noch mißtrauisch aus.
    »Das erste Kind ist gestorben«, sagte ich schließlich und streckte die Waffen. »In Frankreich. Sie ist dort begraben. Meine - unsere zweite Tochter ist inzwischen erwachsen. Sie wurde nach Culloden geboren.«
    »Also hat er sie nie gesehen? Die erwachsene Tochter?« fragte Marsali nachdenklich.
    Ich schüttelte den Kopf, da meine Stimme versagte. Ein Kloß steckte mir im Hals, und ich griff nach dem Wasser. Marsali schob mir geistesabwesend den Krug zu.
    »Das ist wirklich traurig«, sagte sie leise für sich. Dann blickte sie auf und sah mich aufmerksam an.
    »Also hast du Kinder gehabt, und bei dir hat es keinen Unterschied gemacht? Mmmpf. Aber das ist schon lange her, und… hast du eigentlich andere Männer gehabt, während du in Frankreich warst?« Sie schob die Unterlippe vor, so daß sie Ähnlichkeit mit einer kleinen, halsstarrigen Bulldogge hatte.
    »Das«, entgegnete ich mit Nachdruck und stellte den Becher ab, »geht dich nun wirklich nichts an. Was die Frage betrifft, ob die Geburt einen Unterschied macht - wahrscheinlich ist es für manche Frauen so, aber nicht für alle. Doch abgesehen davon gibt es gute Gründe dafür, nicht sofort ein Kind zu wollen.«
    Ihr Gesicht entspannte sich, und sie sah mich interessiert an.
    »Also kennst du ein Mittel?«
    »Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, nur leider helfen die meisten nicht.« In diesem Augenblick sehnte ich meinen Rezeptblock und die Zuverlässigkeit der Antibabypille herbei. Doch ich erinnerte mich auch noch gut an die Ratschläge der maîtresses sagesfemmes , der erfahrenen Hebammen im Hôpital des Anges in Paris, wo ich vor zwanzig Jahren gearbeitet hatte.
    »Gib mir den kleinen Kasten aus dem Schrank dort drüben«, sagte ich und deutete auf die Türen über Marsalis Kopf. »Ja, diesen.«
    »Manche Hebammen in Frankreich empfehlen einen Tee aus Gagel und Baldrian«, sagte ich, während ich in meinem Medizinkasten
kramte. »Aber das ist ziemlich gefährlich und nicht besonders zuverlässig, würde ich sagen.«
    »Vermißt du sie?« fragte Marsali unvermittelt. Verblüfft blickte ich auf. »Deine Tochter?« Ihr Gesicht war unnatürlich ausdruckslos, und ich vermutete, daß die Frage mehr mit Laoghaire als mit mir zu tun hatte.
    »Ja«, erwiderte ich schlicht. »Aber sie ist jetzt erwachsen. Sie führt ihr eigenes Leben.« Der Klumpen

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