Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferne Verwandte

Ferne Verwandte

Titel: Ferne Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaetano Cappelli
Vom Netzwerk:
Salbe zuverlässig helfen würde - wie im Übrigen auch der erste Werbespruch hervorhob: Collins Pomade hilft so sehr, Sie sehen keine Sterne mehr . Diesem folgten andere Slogans, denn der junge Collins hatte rasch begriffen, dass Werbung die Seele des Handels ist: Werbung - wie so manch anderes -, bezahlt mit dem Gold, das Yeopotàc als Mitgift erhielt. Übrigens hatte Brendan seinen Vater, der gegen die Ehe mit einer Wilden Einwände erhoben hatte, zum Teufel geschickt, sich einen Lebenstraum erfüllt und eine eigene Firma, Collins &
Collins, gegründet, die sich in kürzester Zeit unter den führenden Firmen der Branche durchsetzte und aus ihm einen der reichsten und bekanntesten Männer von New York machte. Zur Krönung seines gesellschaftlichen Aufstiegs verstieß der skrupellose Industrielle seine indianische Ehefrau und heiratete eine La Pierre, die einem zu Zeiten der Revolution nach Amerika geflüchteten französischen Adelsgeschlecht entstammte.
    Kurzum, alles schien sich zum Besten zu entwickeln, hätte sich nicht Yeopotàc, die stolze Squaw, der ihr zugedachten Rolle als Dienerin verweigert und ihren Ex in einer schönen Nacht zusammen mit seiner anmutigen aristokratischen Gemahlin im ehelichen Gemach abgestochen, beider Herzen auf einen rituellen Dolch gespießt und diese dann ihrem Vater Teopotàc gebracht, der sich seinerseits beeilte, sie dem Schamanen seines Vertrauens zu übergeben. Doch nicht einmal dem schrecklichen Fluch, dem dieser zur Wirksamkeit verhelfen wollte, gelang es, den Erfolg der Firma Collins & Collins aufzuhalten. Sobald Ryan, der kleine unschuldige Mischlingssohn, der dem finsteren Zorn seiner Mutter nur entgangen war, weil ihn sein deutsches Kindermädchen in einer Speisekammer versteckt hatte - Episoden wie diese sind es, denen das Ansehen der deutschen Kindermädchen zu verdanken ist -, sobald Ryan also erwachsen war, brauchte er sich nur noch um die immer bedeutenderen Umsätze zu kümmern. In den folgenden Jahrzehnten achtete auch niemand mehr auf den eigenartigen Schnitt der Augen seiner Nachkommen, schon weil die indigenen Gesichtszüge dank der Heiraten mit Angehörigen der reinen Yankeerasse und in Verbindung mit deren blassem Teint und den blonden Haaren eher an eine ferne und überaus edle sächsische Abstammung denken ließen - was auch jeder, der Jenny sah, gesagt hätte.
    Aber erst mit dem Ersten und mehr noch mit dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Gewinne der Firma einen wirklich unglaublichen Aufschwung. Im Tornister eines jeden amerikanischen Soldaten steckte eine Tube Collins Pomade, die ständig ersetzt werden musste, denn die Soldaten verwendeten sie nicht nur in der strikt
vorgeschriebenen Dosierung, indem sie vor oder nach der Schlacht ein wenig auf Rücken, Füße und Arme auftrugen, sondern auch, weil sie eine merkwürdig euphorisierende Wirkung hatte, und zwar dank der Mischung aus Kräutern und Pilzen, deren Geheimnis von der Familie eifersüchtig gehütet wurde. Nachdem Lamonte Collins, der mit diesen letzten außergewöhnlichen Einnahmen einen Großteil der pharmazeutischen Industrie der Vereinigten Staaten aufgekauft hatte, bei einem Polounfall ums Leben gekommen war, fand sich sein jüngerer Bruder, Carter Collins Jones, unversehens an der Spitze eines regelrechten Imperiums wieder.
    »Und so kommt es, dass du jetzt mit der Tochter des gegenwärtigen Pomadenkönigs sprichst, denn Carter Collins Jones ist mein Vater«, schloss Jennifer entzückend beschwipst und versuchte, einen letzten Rest aus dem Glas zu lecken. »Aber es war bestimmt nicht wegen unserer ursprünglichen Gemischtrassigkeit, dass meine Eltern nichts gegen Charles einzuwenden hatten«, setzte sie dann hinzu.
    Ich sah sie entgeistert an: War Charles nun der Enkel eines der reichsten Männer Amerikas oder nicht? Was hätten sie gegen ihn einwenden sollen? Ich unterschätzte den Umstand, dass die Italo-Amerikaner bis vor nicht allzu langer Zeit kaum mehr Ansehen genossen als die Rothäute, und zwar wegen ihres unzweifelhaften Geschicks, aus dem Verbrechen Profit zu schlagen. »Auch dazu braucht es Talent«, fuhr Jenny lächelnd fort. »Die Di Lontrones sind allerdings immer anders gewesen. Nicht zufällig habe ich deinen Vetter in Yale kennengelernt.« Tatsächlich hatte sich Onkel Richard nicht nur ganz bewusst von der Mafia ferngehalten, sondern hatte auch eine Yankee geheiratet, spielte Golf, frequentierte französische Restaurants und machte all die Dinge, die in Amerika die Reichen

Weitere Kostenlose Bücher