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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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von letzter Woche angesehen. Da ist er immer mal wieder durch den Garten gelaufen und hat irgendwelche blöden Gräser geerntet. Jetzt steht er da wie angenagelt. Man kann nicht einmal einen kurzen Blick auf seinen Knackarsch werfen.«
    Das fand ich allerdings auch sehr bedauerlich. Das Bild hielt stur auf seine Hände, den Grill oder die Knopfleiste seines Hemdes. Außerdem perlte der Schweiß über seine Stirn, wie ich kurz erkennen konnte, bevor die Kamera wieder weghuschte.
    »Er wäre besser mal bei uns geblieben«, stellte Gaby fest. »Haben die ihm etwa kein Schmerzmittel mit eingepackt? Guck nur, wie er sich krümmt! Sieht aus, als hätte er Krämpfe.«
    »Oh«, entfuhr es mir, weil mir bei dem Wort Krämpfe die Abführtropfen wieder einfielen. Es sah ganz danach aus, als entfalteten sie gerade ihre Wirkung. Ganz plötzlich stieg mir eine ungeahnte Hitze in den Kopf. Ich war froh, dass Gaby das nicht sehen konnte.
    »Oje«, sagte sie. »Jetzt blenden sie sogar kurz weg. Scheiße, dem geht es echt mies.«
    Ich schloss die Augen, griff nach meinem Kopfkissen und biss kurz mal hinein.
    »Hast du das auch gesehen?«, fragte sie.
    Ich rang nach Atem.
    »Dem standen eben die Tränen in den Augen. Der Ärmste!«
    Als ich es wagte, wieder einen Blick auf den Bildschirm zu riskieren, wischte Raphael sich eine Träne aus dem Augenwinkel und lächelte müde. Dann griff er nach einer Bierdose, goss einen Teil des Inhalts über seine Rippchen, bevor er die Dose an den Mund hob und sie leerte, ohne abzusetzen.
    Fehlte nur noch, dass er sie in der Hand zerdrückte und laut rülpste, dachte ich. Aber anscheinend besann er sich doch wieder auf seine Sendung, denn der erwartete Rülpser blieb aus. Die letzten Minuten brachte er mit stoischer Gelassenheit hinter sich. Allerdings bemerkte ich, dass er heimlich auch noch den Aceto balsamico austrank.
    Ich war erleichtert, als diese Qual ein Ende hatte, konnte ich doch nicht ahnen, dass sie gleich weitergehen würde:
    »Ich habe dich übrigens angemeldet«, sagte Gaby nämlich, als der Abspann lief.
    »Wozu?« Ich öffnete meinen Bademantel, um mich etwas abzukühlen.
    »Zum Sommerfest, Herzchen. Hast du das etwa vergessen? Im Sekretariat hing eine Liste, wo sich alle eintragen konnten. Frau Mäuser wollte sie gerade abnehmen und zum Restaurant faxen , wird ja alles vorbestellt. Wir hatten echt Glück.«  
    »Wo findet es denn diesmal statt?«, fragte ich gelangweilt. »Schon wieder im La Poêle d’Or?«
    »Diesmal nicht, Gott sei Dank. Auf so einen Edeltempel habe ich auch keine Lust. Warte, ich guck mal nach.« Sie raschelte mit irgendwelchen Papieren.
    »Beginn: 19.00 Uhr ... bla ... bla ... um Abendgarderobe wird gebeten ... ach ja, hier steht es ... oh verdammt!«, sagte Gaby.
    »Was denn? Gibt es etwa Stöckelschuhpflicht für Damen?« Ich kicherte in mich hinein. Doch nur wenige Wimpernschläge später blieb mir der Scherz im Halse stecken.
    »Sag, dass es nicht dort ist, wo ich denke, dass es ist!«, befahl ich und zog den Bademantel wieder enger um mich. Eine Eiseskälte überlief meine Beine und ließ mich frösteln.
    Gaby stöhnte.
    »Sag mir sofort, dass ich falsch liege!«, begehrte ich auf. Und als keine Antwort kam: »Gaby, bist du noch dran?«
    »Mmh«, machte sie.
    »Sag mir bitte, dass ich nur eine Panikattacke habe als Folge des gestrigen Albtraums. Sag mir, dass es nicht ein Restaurant ist, das zufällig › Die kochende Leidenschaft ‹ heißt oder so!«  
    Gabys Atem ging flach. »Okay«, schnaufte sie. »Es ist nicht › Die kochende Leidenschaft ‹ ! Es gibt überhaupt kein Restaurant mit diesem Namen.«  
    »Gott sei Dank!«
    »Naja.« Sie raschelte wieder mit der Einladung. »Deine Erleichterung könnte von kurzer Dauer sein«, gab sie zu bedenken.
    »Wieso?«
    »Das Restaurant heißt Raphaello .«  
    »Aha.« Ich nickte wissend. »So wie diese leckeren Schokoladenkugeln ohne Schokolade. Die mit dem Kokosnuss-Zeug. Raphaello «, rezitierte ich, » vollkommen ohne Schokolade .«  
    »Die Dinger heißen aber Raffaello. Mit Doppel-Eff!«
    »Na und?«
    »Das Restaurant schreibt sich mit ph.«
    »Ich weiß nicht, was du mir damit sagen willst«, log ich und spürte, wie sich meine Kehle zuzog. Mein Herz wummerte gegen mein Brustbein.
    »Im Logo stehen zwei riesige, geschwungene Rs.«
    »Etwa wie bei Riva Rocci?«
    »Das ist der Erfinder der Blutdruck-Messung.«
    »Das weiß ich doch. Dann eben wie bei George R. R. Martin?«
    »Wer soll das denn

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