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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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weitere Stufen hinab und erreichte den Hof gerade in dem Moment, als Ranulf abstieg. Ohne an das Schlachtroß zu denken, dessen Zügel er noch hielt, rannte sie vor und warf die Arme um Ranulfs Hals.
    Das üble Fluchen ihres Mannes war das erste Anzeichen dafür, daß sie nicht so impulsiv hätte sein sollen. Als zweites spürte sie, wie sein Körper durch die Zügel zur Seite gezerrt wurde. Dann hörte sie, wie das Pferd sich ins Geschirr legte, um jeden niederzutrampeln, der sich ihm entgegenstellte, auch seinen Meister. Reina stieß einen leisen Schrei aus und sprang aus dem Weg.
    Ranulf war wütend, als er das Tier endlich unter Kontrolle gebracht hatte. Doch ein Blick auf Reinas aschfahles Gesicht ließ ihn seine Wut wegstecken, um sie ein anderes Mal wieder hervorzuholen. Er ging zu seiner Frau hinüber und hob sie hoch.
    »Das war ein dummer Streich, Lady«, sagte er einfach.
    »Ich weiß. Dumm und gedankenlos – aber es wird nicht wieder passieren.«
    »Gut«, entgegnete er, noch ruhig. »Könnten Sie mir jetzt verraten, warum Sie so etwas Törichtes gemacht haben?«
    Sie senkte scheu die Augen, während ihre Hände zögernd seine Schultern berührten und über sie hinwegglitten, bis Reina wieder fest an seinem Hals hing. »Ich hatte Angst«, flüsterte sie. »Als die Männer mit Gefangenen zurückkamen und sagten, wohin Sie gegangen sind, machte ich mir Sorgen. Ich erinnerte mich an William Lionel und fürchtete, Sie könnten mit ihm kämpfen und dabei verletzt werden.«
    Das Zucken, das sie spürte, war Lachen, wie sie nach einer Sekunde feststellte. Es vertrieb ihre Betroffenheit sehr gründlich und ersetzte sie durch Gekränktsein. Hinzu kam, daß Ranulf Reina heftig drückte, ehe er sie wieder auf den Boden herabließ.
    »Seien Sie nicht albern, Mädchen.«
    Das Grinsen, das er zur Schau stellte, genügte, um Reinas Temperament anzustacheln. »Ja, ich war albern, mich um einen hirnlosen Tölpel zu sorgen, der sich mit nur wenigen Männern an einen Ort des Verrats begab.«
    »Erics Gruppe stieß zu mir, ehe wir dorthin kamen.« Er grinste immer noch.
    »Oh«, sagte Reina, aber sie war nicht ganz zufrieden. »Dennoch hätten Sie warten sollen.«
    »Worauf? Ich war dort und hatte genügend Leute zur
    Verfügung – gegen eine Handvoll. Und Lionel? Er ist von beachtlicher Größe, aber sehen Sie mich an, Reina, auf welchen von uns beiden würden Sie wetten?«
    Für diese dünkelhafte Logik erntete er einen sauertöpfischen Blick. »Nur ein Mann mit einem Pfeil ist nötig, um einen Riesen zu fällen, Ranulf. Sie sind nicht unverletzbar.«
    »Vielleicht nicht«, stimmte er zu. »Aber ich bin auch kein Idiot. Sieben Jahre lang habe ich für andere Männer gekämpft. Glauben Sie, daß ich jetzt leichtsinnig werde, wo ich für mich kämpfe?«
    »Ich denke nicht«, gab sie widerwillig zu.
    »Warum haben Sie sich dann Sorgen gemacht?«
    »Eine Frau muß keinen echten Grund haben, sich zu sorgen«, erwiderte sie gereizt. »Mir war eben danach zumute.«
    »Lady, bevor Sie noch weitere Rätsel von sich geben, muß ich Ihnen sagen, daß ich nicht mehr lange auf den Füßen stehen kann. Sie sollten mir ein Bad, eine Mahlzeit und ein Bett anbieten, anstatt mich wegen meines gut verrichteten Tagewerks zu tadeln. Wissen Sie, wie lange ich nicht mehr geschlafen habe?«
    Heiße Röte stieg in ihre Wangen. »Lieber Himmel, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Kommen Sie herein, mein Lord, und Sie werden alles erhalten, was Sie sich wünschen.«
    Sie ging ihm voraus die Treppen hinauf. Er blickte auf ihre schwingenden Hüften und schüttelte den Kopf. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte diese bestimmten Worte nicht benützt. Zum erstenmal war er zu müde, um Vorteile daraus zu ziehen.
    Reina wußte nicht, was sie geweckt hatte, aber sie spürte sofort, daß das Bett neben ihr leer war – noch ehe sie es sah. Im ersten Moment gab es ihr einen Stich, dann erschrak sie, als sie merkte, daß Ranulf im Zimmer war. Er stand an den Bettpfosten gelehnt, hatte die Vorhänge zurückgezogen und betrachtete Reina. Das beunruhigte sie, ebenso wie seine Nacktheit, die sich bronzegolden im Licht der Kerze badete. Falls Ranulf sein neues Nachthemd auf der Kleidertruhe entdeckt hatte, so war es jedenfalls von ihm ignoriert worden.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, mein Lord?«
    »Doch, alles.«
    »Warum stehen Sie denn da?«
    »Ich beobachte Sie beim Schlafen«, erwiderte er einfach und fügte genauso einfach hinzu: »Wissen Sie, daß

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