Fesseln der Leidenschaft
lächerlichen Geschichte nicht geglaubt haben.«
»Und warum ist sie lächerlich?«
»Aus welchem Grund könnte Richard mich angreifen?«
»Aus demselben Grund, den Sie auch Falkes de Rochefort unterstellten.«
»Um mich zu heiraten?« Sie lächelte. »Sie vergessen, daß ich bereit war, Richard zu heiraten.«
»Nein, das vergesse ich nicht. Aber sagen Sie mir, Reina, wußte er das?«
Das ernüchterte sie vollkommen, und daß Ranulf sich offenbar freute, diesen Punkt erwähnt zu haben, empfand sie als ärgerlich. »Ob er es wußte oder nicht – Sie werden mich niemals davon überzeugen, daß Richard mir etwas Böses antun könnte. Sie kennen ihn nicht, Ranulf. Er ist der umgänglichste, liebenswürdigste … «
»Tatsächlich?« Er unterbrach sie mit einem Hohnlächeln. »Sind Sie dessen so sicher? Was wäre, wenn er sich innerhalb seines kleinen Königreichs als ein ganz anderer Mensch erwiese? Haben Sie ihn je in Warhurst erlebt und gesehen, wie er sich seinen Leuten gegenüber verhält oder wie sie sich ihm gegenüber verhalten?« Er fuhr fort, ihr den Rest dessen zu erzählen, was er von dem Gesetzlosen über ihren Lord Richard gehört hatte, und fragte am Schluß: »Was ist, wenn mindestens ein bißchen von dem allen der Wahrheit entspricht?«
»Weil ein Gesetzloser es behauptet?« spottete sie. »Natürlich sagte er die Wahrheit über Keigh Manor, nachdem Sie ihm nach dem Leben trachteten und er das wußte. Weil sein Verhalten Früchte trug, erfand er eine weitere Story des Unrechts, das ihm angetan worden war, in der Hoffnung, die Freiheit zu erlangen. Oh, er ist ein schlauer Bursche. Aber Sie werden mich nicht überzeugen, daß Richard etwas anderes ist als ein guter Mensch. Und ich weiß, warum Sie diesen Unsinn glauben wollen.« Sie gab ihm keine Chance, sich hierzu zu äußern, sondern fuhr hitzig fort. »Aus dem gleichen Grund, warum Sie auch Lord John so genüßlich herabgesetzt haben. Sie möchten, daß ich ewig dafür dankbar bin, Sie und nicht einen der beiden anderen bekommen zu haben. Aber ich bin ja dankbar, deshalb brauchen Sie nicht … «
Er beendete diese Tirade ganz plötzlich, indem er hinüberrollte und halb auf Reinas Körper landete. Sein Finger legte sich auf ihren Mund, so daß sie nicht einmal keuchen konnte, und dabei grinste er unverfroren.
»Sie haben sich für nichts in Rage gebracht, Lady. Ich sagte nicht, daß ich irgend etwas von dem allen glaube, nur, daß ich mir Gewißheit verschaffen werde. Wenn Sie behaupten, Ihr Richard sei ein Heiliger, sehe ich ihn als solchen an, bis ich einen Gegenbeweis habe. Aber lassen Sie uns jetzt die Dankbarkeit untersuchen, die Sie gerade zugegeben haben. Enthält sie gewisse wohltätige Leistungen?«
Als Reina die Richtung seiner Gedanken und Blicke erkannte, brachte sie kein Wort mehr hervor. Ihre Brüste strafften sich unter seinen Augen, ihre Wangen wurden heiß. Und als sein Blick den ihren wieder suchte, versank sie darin wie in einem tiefen Meer.
Sie wartete atemlos auf das Zauberwerk seines Mundes und war erstaunt, als seine Hände ihre Brüste umfaßten, während sein Blick sie immer noch festhielt. Seine Finger waren warm und zärtlich und unendlich aufregend; sie reizten ihre Brustwarzen, sich hart aufzurichten, und erschreckten Reina ein wenig, als ihr Griff sich verstärkte. Mit der Lockerung des Griffs empfand die junge Frau dann noch eine Steigerung ihres Wonneschauders.
Ranulf beobachtete sie immer noch. Er lauschte ihren keuchenden Atemzügen und flüsterte schließlich. »Tue ich Ihnen weh?«
»Nein.«
»Sie würden es mir sagen?«
»Jesus, fangen Sie schon wieder damit an?«
Sie hörte sein Lachen, ehe seine Zunge begann, über ihre Lippen zu streichen, und während der nächsten Stunde bot Reina ihm die Leistungen, die er sich gewünscht hatte – zu ihrem gegenseitigen Vergnügen.
36
Reina sah, wie der Riese mit ihrem Haushofmeister den Saal durchquerte, aber sie traute ihren Augen nicht, denn sie wußte genau, daß Ranulf noch im Bett lag. Seine ›wenigen Stunden‹ erholsamen Schlafes hatten sich über den Rest der Nacht und den ganzen Morgen hingezogen. Reina kam gerade aus der Küche, wo sie wegen ihres Mannes das Mittagsmahl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben hatte.
Wenn es also nicht ihr Gatte war, der auf sie zukam, mußte es einen zweiten Mann von seiner Größe geben, obwohl sie das nie für möglich gehalten hatte. Das Gesicht des Riesen und die goldene Haarmähne sah sie erst, als er
Weitere Kostenlose Bücher