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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht vervollständigen, so tat Reina es für ihn. »Verachten? Verachten Sie ihn wirklich?«
    Statt einer Antwort sah er sie düster an. »Was will er, Lady?«
    »Vielleicht Ihnen gratulieren?« Seine Miene wurde noch finsterer. »Nun, woher soll ich es wissen?« fügte sie etwas gereizt hinzu. »Warum gehen Sie nicht hinunter und fragen ihn?«
    »Hüten Sie Ihre Zunge, Mädchen!«
    Sie blinzelte, dann kräuselte sie die Lippen. So redete er auch mit Walter, und sie wußte, daß das mehr ein Ausdruck der Zärtlichkeit als des Ärgers war.
    »Dann wollen Sie ihn nicht sehen?«
    Er brummte. »Nein, das will ich nicht.«
    »Zu schade«, bemerkte sie leichthin, als sei die Sache erledigt. »Ich hoffte herauszufinden, wieso er so viel von Ihnen weiß.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Irgendwie müssen Sie ihm Anlaß gegeben haben, Sie voller Stolz seinen Sohn zu nennen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie … «
    »Reina!«
    »Ich habe nur gescherzt«, rief sie, als er sich ihr näherte. Sie erhob sich vom Bett und ging auf die Tür zu, ehe sie hinzufügte: »Aber Sie hätten ihn hören sollen, wie er ein Loblied auf Sie sang, als er dachte, Sie stünden in meinen Diensten. Er wollte mir wohl versichern, daß Sie mein Geld wert seien. Es machte mir Spaß, den Irrtum aufzuklären. Ich muß jedoch zugeben, daß ich anfangs schrecklich unhöflich war. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Aber Sie werden es gern hören, daß er im Fall von Beleidigungen ebenso dickfellig ist wie Sie. Er läßt sich einfach nicht kränken.«
    »Da liegt der Fehler gewiß nicht bei Ihnen, denn Sie haben ein großes Talent, den Leuten an die Gurgel zu springen.«
    Sie lächelte innerlich, denn sie fand, daß er mit diesen Worten sozusagen gegen ihre Bemerkung protestiert hatte. Doch nun trat sie näher auf die Tür zu, bevor sie ihre letzte Beichte ablegte.
    »Er war für mich immerhin ein Fremder, und ich hatte keinen Grund, ungastlich zu sein; deshalb sorgte ich für eine Wiedergutmachung, indem ich ihn einlud, mit uns zu essen.«
    Er explodierte. »Was haben Sie getan?«
    Das war ihr Stichwort für einen schnellen Abgang.

37

    Reina mußte die Hand auf den Mund legen, um ein Kichern zu unterdrücken, während sie über den Gang zu den Treppen lief. Ranulfs Gesichtsausdruck war so komisch gewesen – halb Überraschung, halb Zorn. Doch eigentlich hätte sie ihrem Mann das nicht antun dürfen. Er würde sich bestimmt dafür rächen, daß sie ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, und vielleicht klappte ihr Vorhaben gar nicht. Auch wenn er wußte, sie würde seinen Vater willkommen heißen, bedeutete das nicht, daß er selbst auch erscheinen würde. Was hatte sie überhaupt erhofft? Daß die beiden sich treffen würden, und alles sei gut? Das wäre eine unwahrscheinliche Lösung. Im Grunde wollte sie nicht diejenige sein, die Ranulfs Vater fortschickte. Sie war schon unhöflich genug gewesen. Wenn Ranulf seinen Vater aus dem Haus werfen wollte, sollte er es ihm selbst sagen.
    Reina blieb am obersten Treppenabsatz stehen. Sie mußte dem Mann etwas erzählen, wenn sie ohne Ranulf in die Halle zurückkehrte. Keine Entschuldigung, eine Lüge, die Wahrheit? Was würde er glauben? Wenn er Ranulf so gut kannte, wie er vorgab, würde er dann die Reaktion seines Sohnes nicht beinahe erwarten?
    Sie grübelte noch über dieses neue Problem, als sich eine Hand schwer auf ihre Schulter legte. Reina erschrak furchtbar, denn sie hatte niemanden kommen hören. Nun sah sie, warum sie nichts gehört hatte: Ranulf stand barfuß da, er war überhaupt splitternackt. Reinas Mund öffnete sich. Sie hätte es nie gewagt, ihren Mann so zu reizen, wenn sie nicht ihrer schnellen Fluchtmöglichkeit sicher gewesen wäre. Unbekleidet, wie er war, würde er ihr ja auf keinen Fall sofort folgen können – das hatte sie zumindest geglaubt.
    »Sind Sie verrückt?« fragte sie atemlos, und ihre Wangen röteten sich vor Scham – einer Scham, die eigentlich
    Ranulf hätte fühlen müssen. Reina stellte sich vor, wie zehn Diener und Dienerinnen plötzlich auftauchten, um sich von dem totalen Mangel an Sittsamkeit ihres Herrn zu überzeugen. »Lieber Himmel, Sie sind nackt!«
    »Ich bin vor allem weit jenseits meiner Geduldsgrenze, Lady«, erwiderte er drohend. »Sie haben sich jetzt die längst überfällige Strafe verdient.«
    »Würden Sie sich wenigstens vorher ankleiden?«
    Sie bereute diese Keckheit sofort. Wenn hier jemand verrückt war, dann sie selbst, indem

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