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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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müssen.
    »Ich weiß zufällig, Lady, daß Clydon Ihnen seit einigen Jahren unterstellt ist«, meinte Hugh abwehrend. »Sagen Sie mir, wie oft Sie Zeit fanden, zu Ihrem eigenen Vergnügen zu reisen.«
    Sie war so liebenswürdig zu erröten. »Ehrlich – kein einziges Mal.«
    »Ich auch nicht. Mein Vater hatte seine Macht nie mit anderen geteilt, und in den ersten Jahren, als ich seine Pflichten übernahm, kannte ich nicht einmal Männer, denen ich genügend trauen konnte, um etwas von der Last auf sie abzuwälzen. Jetzt glaube ich, daß mein Vater auch da die Hand im Spiel hatte, aber beweisen kann ich es nicht. Ich weiß nur, daß er mir abriet, mich in Ranulfs Training einzumischen. Und nachdem ich ständig darüber unterrichtet wurde und selbst so viel zu tun hatte … aber das ist keine Entschuldigung. Ich war im Unrecht und gebe es freimütig zu. Ich hätte nicht so lange bis zum Wiedersehen warten und die Verbindung nicht nur durch Briefe lebendig halten dürfen.«
    »Welche Briefe?« Endlich brach Ranulf sein Schweigen. »Ich bekam nur zwei, und die erst, nachdem ich Montfort verlassen hatte.«
    »Nein, du mußt viele bekommen haben. Während der ganzen Zeit, als du in Montfort warst, habe ich dir jedes Jahr mindestens ein halbes dutzendmal geschrieben. Ich erwartete keine Antwort. Ich wußte aus eigener Erfahrung, wie hart das Rittertraining sein konnte. Ich wollte dir nur zeigen, daß ich dich nicht vergessen hatte.«
    Reina hätte beinahe aufgeschrien, als sie die Qual im Gesicht ihres Mannes sah.
    »Ich sage dir, ich habe keine Briefe bekommen«, rief Ranulf.
    Hugh war ebenfalls über Ranulfs offensichtlichen Schmerz erschüttert. »Dann muß mein Vater sie abgefangen haben.«
    »Oder Lord Montfort«, warf Reina ruhig ein. »Sagten Sie nicht, daß er ein Freund Ihres Vaters war?«
    Hugh erwiderte nichts und sah sie auch nicht an. Er ging auf Ranulf zu. Reina hatte das Gefühl, daß er sich verzweifelt wünschte, ihn zu umarmen. Aber Ranulf hatte seine Gefühle wieder unter Kontrolle, und seine Miene ermunterte nicht zu irgendwelchen Annäherungsversuchen.
    »Ich habe dir geschrieben, Ranulf«, wiederholte Hugh. »Ich schwöre es dir. Ich lud dich auch viermal ein, aber jedesmal ließ Montfort mich wissen, daß die Zeit ungünstig sei, dich wegzulassen. Vermutlich hast du auch das nie erfahren?«
    Als Antwort blickte Ranulf nur stumm vor sich hin. Reina zögerte, sich wieder einzumischen. Anscheinend glaubte Ranulf nicht alles, was er hörte. Warum sollte er auch? Er hatte nur das Wort seines Vaters, und das konnte falsch sein. Auf diese Art kamen sie einer Versöhnung nicht näher, und es mußte etwas geschehen, um Hugh zu unterstützen.
    »Sie behaupten, über Ranulfs Fortschritte bei Montfort unterrichtet gewesen zu sein, Lord Hugh. Wie aber konnten Sie so viel über Ranulf wissen, als er nicht mehr bei Montfort war?«
    Einen Augenblick lang dachte sie, er würde nicht antworten. Er zögerte und wirkte ausgesprochen verlegen.
    »Einer von Ranulfs Männern ist in Wirklichkeit mein Kundschafter.«
    »Ein gewöhnlicher Soldat, der schreiben kann?« spottete Reina.
    »Er war mein Sekretär. Als ich ihm die Aufgabe zuwies, war er nicht erfreut, aber ich bezahle ihn gut für die Risiken des Soldatenlebens, und inzwischen gefällt es ihm.«
    »Dann hast du mir nachspioniert?« meinte Ranulf, nicht sehr verwundert.
    »Wie hätte ich sonst erfahren können, was aus dir geworden ist? Ich schrieb dir, als du Montfort verlassen hattest – du gibst zu, wenigstens diese beiden Briefe erhalten zu haben –, aber du hast dich nicht gemeldet. Diese Tatsache, im Zusammenhang mit deiner Kälte, als wir uns zum zweitenmal trafen, überzeugte mich schließlich, daß ich von dir nie mehr etwas hören würde.«
    »Ich war deine fleischgewordene Sünde, zu deinem Ebenbild herangewachsen.« Die Bitterkeit war wieder in Ranulfs Stimme zurückgekehrt. »Du hast meinetwegen nichts als Scham empfunden.«
    »Niemals«, schwor Hugh. »Wie könnte ich mich eines Sohnes schämen, der mir derart gleicht?« Dann stieß er in einem Anflug von Verzweiflung hervor: »Gütiger Himmel, Ranulf, was muß ich tun, um dich davon zu überzeugen, daß du mir lieb und teuer bist?«
    Wieder gab Ranulf keine Antwort. Reina hatte eine Antwort parat, aber gewiß würde ihr einer der beiden Männer an die Kehle springen, wenn sie diese aussprach. Doch wann hätte eine Bedrohung Reina zurückgehalten?
    »Anscheinend müssen Sie es in ihn hineinprügeln,

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