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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gründlich genug von jeder Art Höflichkeit. Er wandte sich Lady Reina in der Absicht zu, sie irgendwohin zu schleppen und ihr deutlich Bescheid zu sagen, was seine Gefühle betraf.
    Doch sie sprach zuerst. Sie legte ihre winzige Hand auf seinen Arm, trat ganz nahe an ihn heran und wisperte mit sanfter Stimme: »Sir Ranulf, würden sie bitte mit mir kommen. Ich möchte ein privates Wort mit Ihnen reden, ehe wir uns zu Tisch begeben.«
    Trotz der höflichen Form klang das wie ein Befehl in seinen Ohren. Und obwohl er dasselbe, nur weniger liebenswürdig, hatte sagen wollen, paßte es ihm nicht, von einer Frau herumkommandiert zu werden. Doch sie wartete seine Antwort nicht ab, in der selbstverständlichen Annahme, daß er sich ihrem Wunsch nicht verweigern würde. Sie drehte den anderen den Rücken zu, und ihre Hand ruhte nicht mehr auf seinem Arm, sondern packte ihn, als wolle sie ihn mit sich fortziehen – als ob ihr das möglich gewesen wäre, wenn er sich widersetzt hätte! Aber er folgte ihr, nur, weil auch er dieses private Wort mit ihr reden wollte.
    Sie führte ihn zu einer Schießscharte auf der Seite der Halle. Hier gelangte man über zwei Stufen in eine Nische von der Tiefe der Mauerbreite, in der sich zwei Bänke gegenüberstanden. Die Strahlen der nachmittäglichen Sonne fielen hell darauf.
    Reina ging zuerst hinein und nahm auf der linken Bank Platz. Ranulf setzte sich auf die rechte Bank, die von den Leuten an der Feuerstelle voll eingesehen werden konnte. Er glaubte nicht, daß das ihn abhalten würde, seinem Ärger freien Lauf zu lassen, doch wiederum gab Reina ihm keine Gelegenheit, das erste Wort zu ergreifen.
    »Danke, mein Lord, daß Sie mir erlauben, mich bei Ihnen unter vier Augen zu entschuldigen. Es ist mir peinlich, über den Vorfall zu sprechen, den meine Unachtsamkeit verschuldet hat, und deshalb fasse ich mich kurz. Ich wollte Sie nicht durch das Auftreten meines persönlichen
    Dieners beleidigen. Als er mich anflehte, ihn zu Ihnen zu schicken, war ich nicht bei klarem Verstand. Gewöhnlich ist Theodric nicht so ungeschickt, aber in Ihrem Fall war er es, wie er zugab, und ich bitte Sie, mir und Theo zu vergeben. Es ist nicht zu entschuldigen, daß er dachte, Sie wären … Er war einfach berauscht … o Gott, das ist peinlicher, als ich glaubte.«
    Reina wand sich förmlich, und ihre Wangen färbten sich glühend rot. Ihr Gegenüber half ihr mit keinem Wort. Während ihrer Rede war sie seinem Blick ausgewichen, aber sie wußte, daß der Mann sie anstarrte und wartete, was sie noch zu sagen hatte. Aber was konnte sie noch sagen?
    Mit einem Seufzer fuhr sie fort. »Man braucht Sie nur anzusehen, Sir Ranulf, um zu wissen, daß Sie nicht … Nun, Sie haben wohl erkannt, daß Theo anders ist, daß er nur Männer … « In dieser Tonart konnte sie nicht weiterreden. »In der Tat, ich trete wohl ins Fettnäpfchen.«
    »Ja, damit haben Sie recht.«
    Reina versteifte sich, als sie endlich seinen mürrischen Baß grollen hörte. Der Mensch war also immer noch verärgert! Nun sah sie ihm direkt in die Augen, und es gefiel ihr nicht, was in deren zu Indigo verdunkelten Tiefen zu lesen stand.
    Daß er nach ihrer Entschuldigungsrede nicht großherzig sein konnte, kränkte sie, deshalb sagte sie kühl: »Der Fehler lag bei mir. Theo kann nicht aus seiner Haut. Ich habe ihn seit fünf Jahren um mich – er ist mir lieb und wert. Ich habe ihn schon bestraft und kann Ihnen versichern, daß Sie durch seine Gegenwart nicht mehr gestört werden. Falls Sie jedoch die Angelegenheit nicht vergessen können und sofort abreisen wollen, verstehe ich das.«
    Es vergessen oder verschwinden? Ranulf mußte hinunterschlucken, was er am liebsten zu diesem Ultimatum gesagt hätte. Dieses kleine Weibsstück! Sie zwang ihn, die Sache ruhen zu lassen, und verwehrte ihm die Möglichkeit, seinem Zorn Luft zu machen. Natürlich konnte er nicht abreisen, nicht, ehe es Nacht wurde und er die kleine Hexe mitnehmen konnte. Aber, bei Gott – sie hatte dafür gesorgt, daß es ihn überhaupt nicht mehr reute, sie unverzüglich bei Rothwell abzuliefern. Die beiden verdienten einander.
    »Wie Sie sagen, die Angelegenheit ist vergessen«, brachte er mühsam hervor.
    »Fürwahr, ich kann nicht behaupten, daß ich mich fühle, als hätten Sie mir vergeben, Sir Ranulf. Möchten Sie mich noch einmal schütteln? Würde Ihnen das helfen?«
    Er betrachtete sie giftig, weil sie ihn daran erinnerte, daß auch er einen unverzeihlichen Fehler

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