Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
niemanden fürchten – ausgenommen vielleicht einen anderen Riesen.«
    Der Versuch, den Jungen zu beruhigen, gelang nicht völlig. Anstatt erleichtert zu lächeln, dachte Aylmer kurz nach und grübelte über das soeben Gehörte. Außerdem gab es noch anderes, das ihn bekümmerte.
    »Wenn er geht, dann zittert der Boden. Haben Sie keine Angst vor ihm, meine Lady?«
    Sie konnte sich vorstellen, daß Ranulfs einschüchternde Größe einem kleinen Jungen Furcht einflößte. Gab es doch genügend Männer, denen es genauso erging.
    »Wir müssen berücksichtigen, daß ein großer Mann gewöhnlich auch eine laute Stimme und einen schweren Schritt hat. Das bedeutet aber nicht, daß er böse oder grausam ist. Schau dir die Katze in deinem Schoß an. Würde sich ein böser Mann solch eine Kreatur als Lieblingstier halten?«
    Aylmers Augen wurden rund. »Gehört die Katze ihm?«
    »Ja, wem denn sonst?«
    »Ich dachte, der Kater ist herrenlos und braucht Hilfe. Ich fand ihn, wie er um den Putzeimer in der Küche herumstrich, und wollte ihn vor einem Fußtritt des Kochs retten.«
    »Das war lieb von dir, Aylmer. Aber der Kater ist eine Sie, und der Koch würde diese besondere Katze nicht treten. Er weiß, wem sie gehört.«
    »Oh.« Der Junge blickte wieder düster vor sich hin.
    Reina lächelte sanft. »Es ist jedoch wahr, daß die Kreatur jemanden braucht, der sich um sie kümmert. Magst du die Aufgabe übernehmen?«
    Endlich grinste er. »Ja.« Dann wurde sein Gesicht wieder ernst. »Aber wird der Lord es erlauben?«
    Reina konnte nur mit den Schultern zucken. »Ich werde ihn fragen. Doch jetzt laß uns hier Weggehen, ehe es stärker regnet. Du kannst Lady Ella wieder in die Küche mitnehmen.«
    »Heißt sie so?«
    »Ja, ich finde, das ist ein blöder Name. Und, Aylmer, sag Meister Aldrich, daß er es mit mir zu tun bekommt, wenn er dich anrührt. Du mußt dich aber auch bei ihm entschuldigen, weil du ihn einfach im Stich gelassen hast.«
    »Ja, meine Lady.«
    Er humpelte davon, und Reina folgte ihm viel langsamer. Der Himmel war nun fast dunkel, aber sie hatte es noch immer nicht eilig, den Wohntrakt zu betreten. Man hatte wohl ohne sie mit dem Abendessen begonnen, wie es üblich war, wenn sie im Dorf aufgehalten wurde. Sie selbst hatte keinen Hunger. Sie war zu nervös, weil sie nicht wußte, ob ihr Mann da war oder nicht.
    Das erfuhr sie jedoch, ehe sie die Halle betrat, denn sie wurde von Ranulf beinahe umgerannt, als er die Treppen herunterstürmte. Er trug seine Rüstung, war bewaffnet und erkannte Reina erst in der letzten Sekunde.
    »Sie sind also noch hier, mein Lord.« Das war eine Feststellung, keine Frage, und Reinas Ton drückte Mißbilligung aus.
    Er betrachtete sie wütend. »Wo sonst sollte ich sein? Was noch wichtiger ist: Wo waren Sie?«
    »Im Dort, müssen Sie wissen. Und wo Sie sein sollten … Simon erwähnte mir gegenüber, daß er mit Ihnen nach Forthwick reiten wollte, um Ihnen die Ländereien zu zeigen.«
    »Das schlug er mir vor, aber ich lehnte ab. Ich finde es besser, erst mit Clydon vertraut zu werden, bevor ich mir Ihren übrigen Besitz anschaue.«
    Er hatte völlig recht, doch das gab Reina nicht zu. »Und wohin gehen Sie jetzt?«
    Ehe er antworten konnte, kam auch Walter die Treppe heruntergerannt, und Kenric folgte ihm auf dem Fuß. Fast hätte es einen zweiten Zusammenstoß gegeben, doch Walter hielt rechtzeitig an. Kenric war nicht so vom Glück begünstigt und stolperte, so daß er dem Freund einen kräftigen Stoß in den Rücken versetzte.
    »Dann hast du sie also gefunden?« meinte Walter, nachdem er Kenric einen ärgerlichen Blick zugeworfen hatte. »Das war schnelle Arbeit.«
    Ranulf brummte nur und streckte Reina den Arm entgegen, damit sie vor ihm die Stufen hinaufsteigen sollte. Sie war verwirrt, als sie die Bedeutung von Walters Worten erkannte.
    »Demnach wollten Sie mich suchen?« fragte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Sie sind spät heimgekommen, Lady«, erwiderte Ranulf mürrisch. »In Zukunft werden Sie sich vor Einbruch der Dunkelheit in diesen Mauern einfinden.«
    Reina lächelte vor sich hin. Wenn ihr Besuch im Dorf irgend etwas bewirkt hatte, so war es die Zerstörung von Ranulfs blendender Laune. Recht und gut. In diesem Fall war seine Verdrießlichkeit voraussagbar gewesen.

26

    »Er war erst sechzehn, als er sich die ersten Sporen verdiente, doch das hatte man nicht anders erwartet, so, wie er damals schon das Schwert beherrschte.«
    Reina war nicht überrascht, das zu

Weitere Kostenlose Bücher