Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
verstehe.«
Das tat er wirklich. Sie lebte in dem Haus, das Peter Whitney gebaut hatte, mitsamt den geheimen Laboren, achtzig Zimmern und unterirdischen Tunneln. Die raffinierte technologische Ausstattung im Innern des Hauses war von ihm ersonnen worden, und er hatte sich überall Hintertüren offen gelassen und konnte daher alles überwachen, was seine Tochter tat. Was Peter Whitney jedoch nicht wusste, war, dass Lily den Spieß umgedreht und eine Möglichkeit gefunden hatte, sich in seine Computer einzuhacken, so dass sie jetzt in Wirklichkeit beide einander beobachteten.
Lily lebte im Grunde genommen wie in einem Goldfischglas, und ihr Vater konnte sie nach Belieben überwachen, aber andererseits konnte sie ihm auch im Interesse der Schattengänger Informationen zuspielen, während sie ihn aufzuspüren versuchten. Sowie ihr Baby geboren wäre, würde sie niemals das Gefühl haben, ihr Kind sei in Sicherheit, es sei denn, sie zogen an einen anderen Ort, wo Whitney den Jungen nicht kidnappen und für seine Experimente missbrauchen konnte.
»Ich habe einen Ordner über ein weibliches Kind namens Winter vom Computer meines Vaters kopiert und einen Ausdruck für dich vorbereitet. In einem seiner
Einträge vor etwa einem Jahr hat er festgehalten, sie hätte die Schreibung ihres Namens von Winter in Wynter abgeändert, und daher besteht für mich kein Zweifel daran, dass es sich bei diesem Mädchen um deine Saber handelt. Nachdem ich diesen Ordner gelesen habe, kann ich es nicht riskieren, Jesse.«
Jesse schluckte schwer, als er die Fotografien anstarrte, die sich aus dem Drucker auf seinen Schreibtisch ergossen. »Mein Gott. Sie war winzig, fast noch ein Baby. Er hat sie das Töten gelehrt und sie dazu eingesetzt, als sie noch so klein war.«
In Lilys Gesicht spiegelte sich ihr eigenes Grauen wider. »Es kommt noch schlimmer, Jesse. Er hat jetzt eine Vision von einer anderen Welt, einer Welt, in der er Geburtsfehler beseitigt und Menschen zu überlegenen Wesen macht. Er spricht von überlegenen Soldaten, aber er will eine Elitetruppe von Genies heranzüchten, von genetisch überlegenen Menschen mit überlegenen paranormalen Kräften. Er ist ein Megalomane, und er ist so fanatisch, dass er jeglichen Realitätsbezug verloren hat. Ich habe mir Zugriff auf die Akten eines der Mädchen verschafft, an denen er Winter hat experimentieren lassen. Sie heißt Thorn, und er hat sie für unwichtig erachtet, weil sie ihm für seinen großen Plan nicht vielversprechend erschien. Es sieht so aus, als hielte er sie immer noch für entbehrlich. «
»Jetzt wissen wir, was mit den Mädchen passiert ist, die seinen Anforderungen nicht genügten. An ihnen ließ und lässt er die anderen experimentieren.«
Lily machte sich nicht die Mühe, ihre Tränen zu verbergen. »Ich weiß nicht, wie ihr ihn aufhalten könntet, Jesse. Ich weiß es wirklich nicht. Er ist Multimillionär, und er
hat Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt. Er hat Zugang zu Schulen, Laboratorien und Krankenhäusern. Er hat so viele Freunde in diversen Regierungen, und wenn sie ihn öffentlich auch noch so sehr verdammen würden, sieht es in Wahrheit doch so aus, als wollten sie, dass er seine Experimente fortsetzt. Was er ihnen gibt, kann ihnen kein anderer geben.«
»Das ist Blödsinn, Lily.«
»Ich wünschte, es wäre so. Er ist mein Vater, aber er muss vernichtet werden. Nach allem, was er getan hat, gibt es für ihn keine Rettung mehr.« Sie rieb sich die Schläfen, ihr Gesicht war ermattet, und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. »Irgendwann hat er den Übergang vom Genie zum Wahnsinn vollzogen. Sein Abstieg ist unwiderruflich. Nur ein Verrückter kann tun, was er tut.«
»Es tut mir leid, Lily«, sagte Jesse und meinte es ernst. Lily hatte schon genug gelitten. Jedes Mal, wenn sie in seiner Nähe war, konnte er das Leid fühlen, das sie abstrahlte.
»Überleg dir das doch mal, Jesse, ein mordendes Kind, das schon als Kleinkind dazu ausgebildet wurde, den perfekten Mord zu begehen. Sie konnte sich in ein Zimmer schleichen und mit einer einzigen Berührung ihrer Hand töten, und niemand hätte je vermutet, dass es sich um einen Mord handelte. Ein Herzanfall, das ja. An der Leiche ist nicht mal der kleinste Einstich zu sehen. Sie ist eine perfekte Mordwaffe. Welche Regierung würde nicht ihren rechten Arm dafür hergeben, sie an sich zu bringen? Logan hat mir das Foto gegeben, das du geschickt hast. Mach dir keine Sorgen, er hat es mir persönlich
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