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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Finger bis zur Wurzel weiterglitt. Lucy blickte auf ihre Hand, die immer noch in seiner lag, und sah das Blitzen eines großen, tropfenförmig geschliffenen Diamanten, der das Licht in tausendfach glitzerndem Funkeln brach. Ein Verlobungsring. Das Symbol für Empfindungen, die sie einander nie vorgetäuscht hatten.
    »Das …« Ihre Stimme war ein tonloses Hauchen. »Das wäre nicht nötig gewesen.«
    »Ich hätte ihn dir längst schenken sollen …«
    »Aber ich habe nicht im Traum daran gedacht …«
    »Ich weiß. Wir hatten eine kurze Verlobung und es blieb keine Zeit …«
    »Heath … ich weiß nicht, was ich …«
    »Gefällt er dir nicht?«
    »Ja. Ja, natürlich …«
    »Wenn er dir nicht gefällt, können wir ihn …«
    »Nein, er ist schön. Es ist nur …« Die Tränen in ihren Augen glitzerten mit dem Diamanten um die Wette. Sie fragte ihn nicht, warum er ihn ihr schenkte, da sie Angst vor seiner Antwort hatte. »Danke. Vielen Dank.« Eine Träne lief ihr über die Wange, die er rasch fortküsste.
    »Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen«, murmelte er.
    »Was hast du denn erwartet?«, fragte sie, lachte erstickt und tastete die Taschen seines Gehrocks nach einem Taschentuch ab. Doch ehe sie sich die Augen tupfen konnte, verschmolzen ihre Lippen mit den seinen in einem hungrigen Kuss. Ihre Tränen versiegten, ihr Gemütsaufruhr legte sich im Feuer seines Kusses. Eine Welle heißen Verlangens wogte in ihr auf. Heath zog sie enger an seine breite Brust. Das Herz wurde ihr weit, öffnete sich wie ein Blütenkelch.
    Als er den Mund von ihren Lippen löste und den Kopf hob, fiel ihm eine goldblonde Locke in die Stirn, die Lucy mit bebenden Fingern zurückstrich. »Heath«, flüsterte sie benommen.
    Sie konnte nicht weiter sprechen und blickte ihm stumm in die fragenden blauen Augen. Gottlob, diesmal konnte er ihre Gedanken nicht lesen. Dafür war Lucy dankbar.
    »Wir sollten gehen«, sagte er leise und Lucy nickte.
    Der Abend war keineswegs langweilig, wie Damon vorhergesagt hatte. Die Ballgäste waren angesehene Geschäftsleute, Industrielle, Bankiers und Politiker mit ihren Gattinnen. Die Gespräche während des festlichen Dinners waren durch die Anwesenheit der Damen auf unverfängliche Themen beschränkt; wichtige Fragen über Politik und Wirtschaft würden später besprochen werden, wenn die Herren sich für eine halbe Stunde in den Rauchsalon zurückzogen. Lucy unterhielt sich abwechselnd mit der Dame zu ihrer Linken und dem Herrn zu ihrer Rechten. Heath war in einiger Entfernung ihr schräg gegenüber platziert worden, während Damon und eine vornehme Blondine ihr gegenüber saßen. Damon zeigte sich im Gespräch mit seiner Tischdame wie üblich verhalten und kühl. Lucy, die sich vorgenommen hatte, ihn aus der Reserve zu locken, machte ein paar scherzhafte Bemerkungen, bis er mit neckenden Spitzen erwiderte, wie sie es sich erhofft hatte. Als später der Tanz eröffnet wurde, bat Damon sie um den zweiten Walzer und gab Heath zu verstehen, dass er Genugtuung fordere für Lucys Sticheleien bei Tisch.
    »Sie sind ein begnadeter Tänzer«, lobte Lucy, als er sie schwungvoll im Kreise drehte, und lächelte schelmisch.
    »Liegt den Redmonds das Tanzen im Blut?«
    Damons maskenhafte Miene hellte sich zu einem heiteren Lächeln auf, als er ihr in die vergnügt blitzenden braunen Augen sah. Lucy wünschte, er würde öfter lächeln, da das Lächeln ihn zu einem atemberaubend attraktiven Mann machte. »Wir hatten alle denselben Tanzlehrer. Die letzten Generationen der Redmonds bekamen als Kinder von Signor Papanti Tanzunterricht, einem italienischen Grafen, der eine Tanzschule in der Tremont Street führt …«
    »Ich habe von ihm gehört.«
    »Das wundert mich nicht. Er ist eine Berühmtheit in Boston.«
    »Ich hörte, er soll sehr streng sein.«
    »O ja, das ist er. Wenn wir den Tanzsaal betraten, mussten die Knaben einen tiefen Bückling machen, während er mit erhobenem Geigenbogen drohend vor uns stand, den er jedem, mit dessen Verbeugung er nicht zufrieden war, über den Rücken schlug.«
    Lucy musste bei seinem schmerzlichen Gesichtsausdruck lachen. »Armer Mr. Redmond. Haben Sie den Geigenbogen oft zu spüren bekommen?«
    »Jedes Mal.«
    »Warum haben Sie sich nicht bei Ihrem Vater beschwert?«
    »Mein Vater war ein strenger Zuchtmeister«, antwortete Damon heiter. »Er hätte mir den Rohrstock übergezogen.«
    Mitleid stieg in ihr hoch, sie konnte seine Heiterkeit nicht teilen. In Damons

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