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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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als einheimischer Verbindungsmann.« Die Antwort war schwammig, doch er wollte ihr die Wahrheit, als Spion gearbeitet zu haben, nicht erzählen. Natürlich würde sie sie bei Nachforschungen herausfinden. Jede Zeitung in Britannien, und, so weit er wusste, auch im Rest der Welt, hatte sensationslüstern über sein Leben berichtet.
    Teile der Berichterstattung der Presse waren wahr, zumindest oberflächlich. Den Rest hatten die Zeitungen erfunden, wobei jede neue Geschichte reißerischer war als die letzte. Für die öffentliche Meinung war er zu einer seltsamen Mischung aus Robin Hood, Casanova und Sir Galahad geworden.
    Die entsetzliche Farce seiner Berühmtheit ließ ihn zusammenzucken.
    Sie richtete sich auf und fuhr bedächtig mit dem Finger die Kante der harten weißen Schale entlang. Er kannte sie bereits genug, um zu erahnen, dass ihn eine weitere Frage erwartete. »Sind die indischen Mädchen hübsch?«
    »Ja.«
    Sie sah schnell zu ihm auf und sofort wieder weg, ein zartes Rosa überzog ihre Wangen. »Haben Sie sich dort in jemanden verliebt?«
    O Gott, waren alle Frauen so auf Liebe fixiert? Über dieses Thema hatte er heute mehr vernommen, als in seinem ganzen fünfundzwanzigjährigen Leben. Gegen seinen Willen hörte er sich sagen: »Nein.«
    Der Mann, der vor sieben Jahren in Kalkutta vom Schiff gegangen war, hatte sich in der Liebe nicht ausgekannt. Doch aus Gideons Faszination für die indische Sprache und Kunst, gefördert durch die staubige Bibliothek der Hochschule, wurde eine Faszination der lebendigen, atmenden Kultur. Und bald auch der lebendigen, atmenden weiblichen Verkörperung dieser Kultur.
    In den ersten sechs Monaten war er bei seinen Besuchen der verschiedenen Büros und Amtssitze der Kompanie hedonistischer Zügellosigkeit erlegen. Die Frauen waren wunderschön und großzügig gewesen und in den Vergnügungen erfahren. Er hatte sich eine Welt wie diese nie vorstellen können. Sex wurde zu einer Droge.
    Sein hedonistisches Dasein erfuhr ein abruptes Ende, als er in sein Einsatzgebiet geschickt wurde. Die Gefahr des Verrats war zu groß.
    Er schwenkte weg, um weiteren Fragen auszuweichen, und ging zügig entlang dem Sandstrand. Die Möwen über ihnen schrien. Das einsamste Geräusch in der Welt.
    Er hätte wissen müssen, ihr nicht entkommen zu können. Der Sand knirschte unter ihren Füßen, als sie ihm hinterherlief. Dann fühlte er die sanfte Berührung ihrer Hand auf seinem Arm.
    Er spürte, wie seine Haut durch den Ärmel seines Hemdes brannte. Gieriges Verlangen durchzuckte ihn, selbst als er eine Gänsehaut bekam. Er riss sich mit einem Ruck frei. »Fassen Sie mich nicht an.«
    Sie schreckte zurück, ihre Augen nahmen vor Schmerz einen so dunklen Ton an, dass er zurückwich. »Es tut mir leid«, sagte sie heiser.
    Er bemühte sich, normal zu sprechen, doch seine Stimme klang dumpf und tonlos. »Egal. Ich möchte nicht angefasst werden.«
    Ihr Mund verzog sich zu einem dünnen, traurigen Strich. »Zumindest nicht von mir.«
    O Gott im Himmel, wie viel mehr konnte er noch ertragen? Er sog die salzige Luft tief in seine Lungen ein und rang um Beherrschung. »Es hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    Sie schüttelte den Kopf und hob eine Hand, um ihr Haar, mit dem der Wind spielte, aus ihren Augen zu halten. Die Qualen in ihrem Gesicht waren nicht zu übersehen. »Sie müssen meine Gefühle nicht schonen. Ich habe bemerkt, welche Abscheu meine Anwesenheit bei Ihnen erzeugt.«
    Mit einem verzweifelten zischenden Laut atmete er aus. »Das ist nicht wahr.«
    Sarahs schlanker Hals bewegte sich, als ob sie einen Einwand unterdrücken wollte. Verflucht, er hasste es, sie zu verletzen. Er fühlte sich wie der mieseste Dreckskerl der Schöpfung, obwohl er gleichermaßen ihretwegen als auch um seiner selbst willen so handelte.
    Sei kein Dummkopf, Trevithick. Das Mädchen leidet nicht unter aufrichtiger Liebe, sondern unter einem schlimmen Fall der Heldenverehrung. Sie wird das hier alles ohne größere Folgen überleben.
    »Miss Watson … Sarah …« Er hielt inne. Das sich ihm bietende Bild zitternden Elendes ließ ihn verstummen.
    »Sie müssen mich für ein ganz törichtes Wesen halten.« Die Brise trug die leisen Worte weg, sodass er sich vorbeugen musste, um sie zu hören. Ein betörender Hauch ihres Duftes mischte sich mit der salzigen Luft, und als männliche Reaktion daraufhin begannen seine Nasenflügel zu beben.
    Ein Schwall an Worten wollte aus ihm herausbrechen. Worte, die ihr sagten, wie

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