Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
Vom Netzwerk:
meiner Jungfräulichkeit berauben. Ich sagte ihnen, sie könnten tun, was sie wollten. Nichts würde mich dazu bringen, ihn zu heiraten.«
    Sein Verlangen, ihre Stiefbrüder umzubringen, steigerte sich noch mehr und schnürte ihm die Kehle zu. »Das war tollkühn.«
    Sie schluckte und sprach tonlos weiter. »Ich wusste, sie würden mich nicht töten. Wenn ich sterbe, geht das Geld an meine Großkusine, einen altjüngferlichen Blaustrumpf, die ihr gesamtes Leben in Italien verbracht hat. Ich habe sie noch nie getroffen.«
    Sie sprach fast ausdruckslos. Bei dem Gedanken, was Sarah hatte durchstehen müssen, zog sich Gideons Magen vor Entsetzen zusammen. Er konnte es kaum ertragen, seine nächste Frage zu formulieren. »Haben sie Sie gezwungen?«
    »Nein.« Abgesehen von zwei hektischen roten Flecken auf ihren Wangenknochen war sie blass. »Doch Felix sagte, sie alle drei würden sich mit mir vergnügen. Hubert mochte den Plan nicht, aber Felix setzte sich wie immer durch.« Sie holte zitternd Luft und sprach schnell, als ob es ihr nur so möglich wäre, die Worte herauszubringen. »Die Vorstellung, dass alle drei mich vergewaltigen würden, war …«
    »Unerträglich.« Gideon kam die Galle hoch, als er sich vorstellte, was passiert wäre, wenn er sie nicht gefunden hätte. Sie hatte eine Hölle überlebt, die er besser verstand als die meisten anderen.
    Ihre Hände umklammerten ihre Röcke noch fester. »Als Hubert mich schlug, war ich irgendwann für ein paar Sekunden bewusstlos. Als ich wach wurde, begannen sie, mich wieder zu bedrängen. Ich gab nicht nach, und so stürmte Felix verärgert hinaus, Hubert hinter ihm her. Es war das erste Mal, dass sie vergessen hatten, die Tür abzuschließen. Vielleicht dachten sie, weil ich nie einen Versuch unternommen hatte zu fliehen, würde oder könnte ich nicht versuchen zu entkommen. Während sie unten miteinander stritten, schlich ich mich in ein anderes Zimmer und kletterte dann aus dem Fenster hinaus auf eine Eiche. Gott sei Dank kannte ich die Gegend gut genug, um auf die Winchester Road zu gelangen.«
    »Gott sei Dank haben wir Sie in diesem Gasthof gefunden.« Albtraumhafte Bilder von Sarahs Vergewaltigung und Missbrauch geisterten in seinem Kopf. Ihre Stiefbrüder hätten zweifellos ihre Drohungen wahr gemacht. Doch nun war sie bei ihm, und niemand konnte ihr je wieder etwas antun. Der Entschluss, sie zu schützen, ließ jede Sehne in seinem Körper erstraffen.
    Ihre Stimme nahm einen sorgenvollen Klang an. »Ich wollte nur bis Portsmouth mit Ihnen reisen und dann verschwinden. Sie bringen sich durch Ihre Hilfe ebenso in Gefahr.«
    »Ich werde mit Ihren Stiefbrüdern schon fertig.« Mit blutrünstigem Enthusiasmus fieberte er dem Moment entgegen, diesen Abschaum in die finsterste Ecke der Hölle zu schicken.
    Die Zuversicht in seiner Antwort ließ die Anspannung in ihrem Gesicht etwas abklingen. »Sie waren bei diesem Kampf in Portsmouth unglaublich.«
    Auf seine Wangen traten hitzige Flecken. Er hasste die Vorstellung, nur durch Blutvergießen ein ganzer Mann zu sein. Gewalt löste den Nebel, der seinen Geist verschleierte, auf, schenkte ihm ein klares Ziel und die Bereitschaft unbedenklichen Handelns. »Ich habe mich mit anderen geschlagen.«
    »Sie waren ein Held«, erwiderte sie mit einer solchen Überzeugung, dass er zusammenzuckte. Mein Gott, wie sollte er nur mit ihrer Bewunderung umgehen, die so fehl am Platze war? Er müsste dem Ganzen jetzt einen Riegel vorschieben, doch ihre Meinung würde sich durch nichts, was er sagte, ändern. In dem Wissen, dass sie ihm ohnehin keinen Glauben schenken würde, verkniff er sich die Einwände zu seiner Unwürdigkeit.
    Offensichtlich in Gedanken versunken, ging sie mit vorgebeugtem Kopf weiter den Strand entlang. Er ging ihr nicht hinterher. Der Wind umpeitschte ihn, während er beobachtete, wie sie sich von ihm entfernte.
    Es war an der Zeit, zum Haus zurückzukehren. Ihr musste kalt sein. Dennoch rührte er sich nicht vom Fleck, um sie einzuholen. Er musste einen Moment alleine sein, um seine rasende Wut auf ihre Stiefbrüder zu zügeln.
    Schon seit langem vermutete er, sie stammte aus einer angesehenen Familie, doch ihr Vermögen musste enorm sein, eine solch wahnsinnige Habgier hervorrufen zu können. Gideon konnte sich an keine Familie namens Watson erinnern, doch hatte er sich nie in der feinen Gesellschaft bewegt. Die Trevithicks gehörten nur zum Adel geringeren Standes. Seine Erfahrung mit den oberen Zehntausend

Weitere Kostenlose Bücher