Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
Vom Netzwerk:
herausschlagen konnten.«
    Aha, das war also der springende Punkt. Ihre Stiefbrüder hatten als ihre gesetzlichen Vormünder das Recht, Sarah in ihre Obhut zurückzuzwingen. Kein Wunder, dass sie nur so widerstrebend die Einzelheiten ihrer Zwangslage einem Fremden anvertrauen wollte. Während Gideon ihr Unterschlupf gewährte, brach er das Gesetz. Diese Tatsache allein würde schon viele Menschen veranlassen, sie den Behörden zu übergeben, egal welche persönlichen Hintergründe auch dahinterstanden.
    Gideon sprach mit gleichmäßiger Stimme, obwohl er die Bastarde, die sie verletzt hatten, am liebsten verfolgt und verflucht hätte. »Gesetzlich sind Sie ihnen also auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.«
    »Ja, unglücklicherweise. Nachdem Sie mich meiner Großtante weggenommen hatten, schmiedeten sie den Plan, mich zu verheiraten.« Ein launischer Windstoß blies eine lange Strähne ihres Haares in ihr Gesicht, die sie geistesabwesend beiseiteschob. Ihr Ton wurde etwas schärfer. »Als sie bemerkten, dass ich nicht so leichtgläubig war, versuchten sie, mich voll und ganz zu beherrschen. Sie enthielten mir meine Briefe vor, und ich konnte auch keine mehr verschicken. Es gab keine Zeitungen mehr. Wenn ich versuchte, ins Dorf zu gehen, hielten sie mich davon ab. Zuerst mit Entschuldigungen, dann mit Drohungen.«
    Armes Ding. In einer Situation, in der nur brutale Kraft zählte, hatte sie lediglich auf ihren Mut und ihre Klugheit zurückgreifen können. »Konnten Sie nicht ein Dienstmädchen bestechen, eine Nachricht für Sie mitzunehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Dienstboten wussten, dass ihre Aussicht auf Lohn von meiner Heirat abhing.«
    In Gideon stieg das brennende Bedürfnis auf, die Stiefbrüder zu Brei zu schlagen. Doch genauso brennend war sein Verlangen, das Mädchen mit einem Schwung in die Arme zu nehmen und sie bewusstlos zu küssen. Aber in welchem verdammten Dilemma würde er dann stecken. »Ich vermute, je näher Ihr Geburtstag rückte, umso verzweifelter wurden Ihre Stiefbrüder.«
    Sie blieb stehen und warf ihm einen nüchternen Blick zu. Mit einer Hand hielt sie ihr Haar aus dem Gesicht. Durch die frische Brise hatte sich ihr Zopf vollständig gelöst. Sie musste in ihrem dünnen Kleid frieren, obwohl nichts darauf hindeutete.
    »Ich habe naiverweise gedacht, sie besäßen noch einen Funken Anstand.« Sie fuhr mit einem seltsam flachen Ton fort, als ob sie sich von dem, was sie sagte, selbst distanzierte. »Sie kürzten mir meine Mahlzeiten. Sie schlossen mich in mein Zimmer ein. Zuerst schlugen sie mich nur gelegentlich und achteten darauf, mir keine Blutergüsse zuzufügen. Ich begreife nicht, warum sie sich darüber überhaupt noch Gedanken gemacht haben. Die Dienerschaft wusste sowieso Bescheid. Und ansonsten sah ich niemanden.«
    Sie hielt inne, als ob sie auf eine Bemerkung von Gideon wartete. Doch er war zu aufgebracht, um sprechen zu können.
    »Zumindest war die Gewalt ehrlich.« Ihre Stimme kratzte vor Wut, und sie ballte die Hände zu Fäusten. »Ganz schlimm wurde es, als sie darauf bestanden, mit der Heirat nur mein Bestes zu wollen. Da drehte sich mir der Magen um.« Sie sah wieder über die Wellen hinweg, doch bemerkte er davor noch das Flackern von Wut in ihren Augen.
    »Verdammte Hundesöhne«, murmelte Gideon kaum hörbar. Eine nicht ganz angemessene Antwort. Doch im Vergleich zu dem, was sie hatte durchmachen müssen, war nichts angemessen.
    »Der letzte Tag war das erste Mal, an dem sie mich zum Gehorsam prügeln wollten. Bevor Hubert begann, mich zu schlagen, sagte Felix, ich sollte doch uns allen die Schwierigkeiten ersparen und einwilligen, bevor es für mich richtig unangenehm werden würde.«
    Gideon konnte sich gut vorstellen, wie sie darauf reagiert hatte. »Sie haben sie natürlich zum Teufel geschickt.«
    »Ja. Doch dann …« Zum ersten Mal stockte sie und starrte nach unten auf den Sand vor ihr. »Felix sagte …«
    Übelkeit stieg in Gideon hoch. Er konnte sich vorstellen, was als Nächstes kam. Kein Wunder, dass sie in Winchester zu Tode verängstigt gewesen war. »Sie müssen mir das nicht erzählen.«
    Er schreckte vor dem Vertrauen zurück, das er in ihrem Blick las, als sie sich zu ihm wandte. Sie sah aus, als glaubte sie, er könnte Berge versetzen. Er wünschte sich bei Gott nichts sehnlicher, als der Mann zu sein, der zu sein sie von ihm glaubte.
    Ihr Gesicht wurde rot vor Scham. »Felix sagte, sie würden mich betäuben, und mein Bewerber würde mich

Weitere Kostenlose Bücher