Fesseln der Unvergaenglichkeit
Stimme jagte feurige Impulse durch ihren Körper.
»Ich fühle mich schon viel besser und kann wirklich allein gehen.« Wer weiß, wie sie reagierte, wenn sie länger in seinen Armen blieb.
Er stellte sie auf die Beine. » Darf ich dich nach oben begleiten?« Aiyana nickte. Sie nahmen den Aufzug. Im vierten Stock holte sie den Ersatzschlüssel aus dem Blumentopf. Ihre Handtasche befand sich noch in der Garderobe im Theater. Sie schloss auf und sah ihn an. »Jetzt habe ich deinen Abend ruiniert und dann musstest du mich noch nach Hause bringen.«
»Das habe ich gern getan. Nach deiner wunderschönen Vorstellung hätte ich mir niemals den zweiten Akt mit einer Stellvertreterin ansehen können.«
»Danke.« Aiyana räusperte sich. »Willst du hereinkommen und etwas trinken?«
»Gern, wenn du nicht zu müde bist.«
Aiyana schüttelte den Kopf. Leonardo folgte ihr ins Wohnzimmer.
»Setz dich. Was willst du trinken?
»Am liebsten ein Glas Wasser.« Der tiefe Klang seiner Stimme begleitete sie in die offene Küche. Sie schenkte zwei Gläser Wasser ein.
Leonardo ging umher und stoppte vor dem Wandgemälde.
»Gefällt es dir?«
»Ja, sehr.« Er betrachtete es von Nahem. »Wer immer es gemalt hat, scheint großes Talent zu haben.«
»Interessierst du dich für die Malerei?« Aiyana balancierte die beiden Gläser in ihrer Hand.
»Ja.« Leonardo lächelte. »Du dich anscheinend auch.«
»Leider verpasse ich die meisten Ausstellungen, weil Juri uns zu wenig Freizeit gibt.«
»Er hat sich Sorgen um dich gemacht.«
»Er ist ein großartiger Mensch, aber er verlangt sehr viel von uns.«
Aiyanas Rückenschmerzen kehrten wie ein Bumerang zurück. Sie setzte sich und verbiss sich ein Aufstöhnen.
Leonardo ließ sich ihr gegenüber nieder und sah lächelnd ihren Teddybär an, der immer noch auf dem Sofa lag. Er hatte ihr am Nachmittag geholfen, sich auf den großen Augenblick vorzubereiten.
Aiyana folgte seinem Blick. »Das ist mein Glücksbringer, seit ich zu tanzen angefangen habe.«
»Süß.« Er lächelte ihr zu.
Aiyana sog die Luft ein. Ihr Herz klopfte und sie blickte ihn wie hypnotisiert an. »Ich bin eigentlich nicht abergläubisch, aber heute war ein spezieller Abend für mich.«
Leonardo nickte. »Ja, ich habe es gelesen. Es war deine Premiere als Solistin i m Ballett Giselle. Du hast sehr überzeugend getanzt und hätte ich es nicht gelesen, würde ich es nicht glauben.«
»Danke.« Aiyana schloss für einen Moment die Augen. Der Schmerz hämmerte in ihrem Rücken. Als sie ihre Augen wieder öffnete, trafen sich ihre Blicke. Leonardo erhob sich und sah sie streng an. »Du scheinst eine sehr tapfere Patientin zu sein, aber jetzt solltest du dich hinlegen und deinen Rücken entspannen. Du hast Schmerzen. Kann ich noch etwas für dich tun?«
»Ich sollte schlafen gehen.« Aiyana verfluchte ihren Rücken. Leonardo würde gleich gehen.
»Geht es dir gut genug, um allein zurechtzukommen?«
Sie nickte.
»Darf ich morgen vorbeikommen, um mich zu vergewissern, dass es dir gut geht?«
Für einen Moment stand ihr Herz still und die Welt hörte auf, sich zu drehen. Es würde nur eine Nacht dauern, bis sie ihn wieder traf.
»Gern.« Sie lächelte, wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.
»Bis morgen. Ruh dich gut aus.« Er verharrte für einen Moment, ging dann mit langsamen Schritten zur Tür. Bevor er hinausging, drehte er sich noch einmal um, sah sie kurz an und verschwand. Sie starrte ihm hinterher. Ihr Puls raste, was nicht von den Schmerzen kam. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Noch nie hatte sie solche Empfindungen gehabt. Er erregte sie, ohne dass er sie berührte und als er ihr gegenübergesessen hatte, hätte sie ihm am liebsten ununterbrochen in seine bernsteinfarbenen Augen gestarrt. Sie nahm ihren Teddy und drückte ihn an sich. Mit klopfendem Herzen stellte sie sich vor, wie es sein würde, Leonardo zu umarmen. Sie fühlte sich nicht müde, konnte sich nicht vorstellen, jetzt schlafen zu gehen. Sie sah Leonardos schönes Gesicht vor sich. Bis morgen dauerte es nicht mehr lange.
Kapitel 3
Ausweglos
Leonardo blickte aus dem Fenster seines Zimmers. Die Fifth Avenue, fünfzig Stockwerke unter ihm, wirkte wie ein überfüllter Ameisenhaufen. Die St. Thomas Church an der 53. Straße, leuchtete weiß. Er sah auf die Uhr, es war acht. Er atmete erleichtert auf. Er hatte die ganze Nacht darauf gewartet, Neele endlich sehen zu können. Seine Großmutter bevorzugte es, wenn er sie
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