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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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»Komm, ich helfe dir auf.«
    Sie zögerte. »Du bist verletzt.«
    Er folgte ihrem Blick. Der Ärmel seines Pullovers war zerfetzt und er hatte eine tiefe Kratzspur auf seinem Arm. Er erinnerte sich an keinen Kampf, aber die Verletzung konnte nur von einem Vampir stammen. »Ich kämpfe nur im Notfall, und nur, um Leben zu retten.«
    »Du solltest dich untersuchen lassen.« Sie erhob sich schwanke nd.
    Seine Hand schoss nach vorn und stützte sie.
    »Danke.« Sie blickte auf seinen Arm. »Deine Wunde sieht merkwürdig aus, sie blutet nicht.«
    Er nickte. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Um dich mache ich mir mehr Sorgen.«
    »Ich bin ohnmächtig geworden. Seit dem Unfall passiert mir das dauernd. Hat dich ein Tier angefallen?«
    Leonardo zog den Pulloverfetzen über seinen Arm. »Es muss ein Mensch gewesen sein, wilde Tiere laufen nicht frei herum.«
    Aiyana sah ihn misstrauisch an. »Ja, wahrscheinlich.«
    Sie blinzelte und schien sich schwindelig zu fühlen.
    »Du musst dich ausruhen. Soll ich dich in deine Wohnung begleiten?«
    »Das werde ich übernehmen.« Moira baute sich neben Leonardo auf. »Sind Sie wieder für eine Rettung hier?« Sie musterte ihn abfällig. »Haben Sie heute schon in den Spiegel gesehen oder besitzen Sie keinen?«
    Leonardo sah an sich hinunter. Seine Jeans hing zerfetzt an seinen Beinen.
    »Es ist besser, Sie überlassen mir Aiyanas Pflege.« Sie drehte ihm entschlossen den Rücken zu und ergriff Aiyanas Hand. »Wollen wir nach oben gehen, um uns auszusprechen? Lass bitte nicht zu, dass Leonardo unsere Freundschaft zerstört.«
    Aiyana zögerte, sah entsetzt auf seinem Arm. »Du musst dich untersuchen lassen.«
    »Das werde ich tun.«
    »Versprochen?« Sie stand abwartend vor ihm.
    »Versprochen.« Das erleichterte Lächeln in ihrem schönen Gesicht jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Sie machte sich Sorgen um ihn.
    »Kommst du?« Moira sah Aiyana fragend an.
    Aiyana nickte. Sie blickte erneut auf seinen Arm und folgte Moira in das Gebäude. Was musste Aiyana über sein zerfetztes Äußeres denken und wie konnte er ihr den Filmriss erklären, denn er erlitten hatte, nachdem er Kaliope verlassen hatte?
     
    *
     
    Moira beobachtete, wie Aiyana mit zittrigen Händen die Wohnungstür schloss. Sie atmete in kurzen, heftigen Stößen. »Ich bin verunsichert. Hast du gesehen, was mit Leonardo passiert ist?«
    »Er hat ausgesehen, als ob er eine Schlägerei hinter sich hätte.«
    Aiyana schüttelte den Kopf. »Ich meine seine Verletzung.«
    Moira lehnte sich ans Sofa. »Mein Mitleid mit Leonardo hält sich in Grenzen. Wer sich auf eine Schlägerei einlässt, muss mit Verlusten rechnen.« Moira schnaubte verächtlich. Aiyana ging mit unsicheren Schritten ums Sofa und setzte sich. »Es hat nicht geblutet.«
    »Tut mir leid, ich habe ihn nicht so genau betrachtet. Er sah nicht gerade einladend aus.«
    Aiyana umklammerte ein Kissen, als wollte sie sich festhalten. »Er hat mir versprochen, zum Arzt zu gehen.«
    »Ich denke, eine Dusche würde mehr für ihn tun.«
    »Würde bestimmt nicht schaden«, sagte Aiyana.
    Moira grinste. Aiyana hatte ihren Sarkasmus wiedergefunden, vielleicht überwand sie auch ihre Schwärmerei für Leonardo. Sie kletterte über die Lehne des Sofas und ließ sich neben Aiyana fallen. Es fühlte sich an wie immer. Ihre dumme Streiterei lag hinter ihnen.
    Aiyana ließ das Kissen los. »Da wir vom Duschen sprechen … Könntest du hierbleiben, während ich unter der Brause bin, falls ich wieder einen Ohnmachtsanfall habe?«
    Moira nickte. »Ich seife dir auch gern den Rücken ein.«
    »Danke, aber im Moment sind Rückenmassagen nicht so mein Ding.« Aiyana verschwand im Badezimmer.
    Moira holte sich ein Glas Wasser aus dem Kühlschrank. Aiyanas Stimme übertönte das Rauschen des Wassers. Sie lauschte dem Gesang ihrer Freundin. Der kräftige Klang passte nicht zu Aiyanas filigranem Körper. Sie sang in einer Sprache, die sie noch nie gehört hatte. Es musste ein Kinderlied in Navaho sein. Das Telefon klingelte. Sie blickte auf die geschlossene Badezimmertür, hastete zum Klubtisch und drückte auf den grünen Knopf.
    »Ich möchte mit meiner Tochter sprechen.« Aiyanas Mutter sprach mit einer näselnden Stimme. Es klang mehr nach einem Befehl als nach einem Wunsch. Moira fluchte und beschloss, Aiyana die Entscheidung zu überlassen, ob sie das Gespräch annehmen wollte. Im Badezimmer rief sie vergeblich Aiyanas Namen. Vorsichtig schob sie die gläserne

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