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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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kannte auch die Enttäuschung, die daraus entstehen konnte. »Bitte tu mir einen Gefallen. Überstürze nichts.« Sie küsste Aiyana und ging mit einem merkwürdigen Gefühl zur Tür. Sie hasste es, ihre Freundin allein zu lassen. Das Symbol erschien ihr unwirklich. Am liebsten hätte sie darüber gelacht, aber sie hatte das Zeichen gesehen. Welche Erklärung gab es dafür? »Schließ hinter mir ab.«
    Aiyana grinste. »Glaubst du Leonardo kommt, um die ewige Liebe einzufordern?«
    Moira nickte nur. Als sie sich umsah, stand Aiyana neben der Tür. Die Nachmittagssonne schien auf sie und sie sah aus wie eine normale, achtzehnjährige junge Frau.
     
    *
     
    Großmutters Silhouette war schon von Weitem zu sehen. Tsula trug ihren roten Lieblingsmantel, an ihren kraftvollen Schultern hing eine beigefarbene Tasche. Vor dem Eingang des Green Wood Friedhofes in Brooklyn wirkte ihre indianische Kleidung ungewöhnlich. Aiyanas Herz klopfte, Tsula und sie verband ein tiefes Gefühl der Vertrautheit. Großmutter hatte darauf bestanden, sie an diesem ungewöhnlichen Ort zu treffen, und sie ha tte zugestimmt. Sie hoffte, den wahren Grund ihrer Ohnmachtsanfälle herauszufinden.
    Tsula umarmte sie, der Duft von Patschuli hüllte sie ein und ihre Anspannung löste sich.
    »Zum Glück konnte ich dich am Telefon umstimmen und dich hierher lotsen. Deine Ohnmachtsanfälle könnten mit der Farbveränderung deines Symbols zusammenhängen.« Tsula strich ihr über den Rücken. »Ich weiß, dass du eine moderne Frau bist und nicht wirklich an diese alten Legenden glaubst.«
    Aiyana beschloss ertappt, die Wahrheit zu sagen. »Ich glaube nicht wirklich daran, aber ich möchte meine Schwächeanfälle loswerden und du bist die Einzige, die mir helfen kann.«
    Tsula sah sie lächelnd an und nickte. Sie nahm ihre Hand und führte sie unter den beiden Türmen durch, die gebieterisch über den Eingang des Friedhofes wachten.
    Aiyana liebte Tsula für diese Geste, die ihr half, die letzten Vorbehalte zu überwinden.
    »Ich habe im Feuerritual erfahren, welchen Namen du in deinem letzten Leben trugst und wo du begraben wurdest. Ich hoffe, den Grund deiner häufigen Ohnmachtsanfälle in deiner Vergangenheit zu finden.«
    Sie gingen nebeneinander über den Friedhof. Monumentale Formationen erhoben sich einsam aus dem grünen Rasen. Große Bäume reckten ihre knorrigen Äste, die im Gegenlicht wie leblose Knochen aussahen, zum Himmel. Eine gespenstische Ruhe lag über den steinernen Gräbern. Die Sonne tauchte die Szenerie in einen hellen Schein, der die düstere Atmosphäre vertrieb.
    Tsula führte Aiyana zu einem Steinengel, der abgeschieden unter einem Baum stand. Aiyana starrte die Inschrift an. Hier ruht Leotie. Sie stand vor ihrem eigenen Grab. Warum wurde die Frau in New York begraben und nicht im Reservat? Dem Namen nach war sie Indianerin.
    Großmutter trat neben sie. »Es steht nur ihr Vorname da. Das zeigt, dass sie mit einem Wesen liiert war, der sie in jeder Inkarnation hier begräbt und jedes Mal nur den Vornamen ändert.«
    Aiyana wich einen Schritt zurück. »Du glaubst wirklich, dass es andere Wesen gibt?«
    Tsula flüsterte. »Dein Symbol hat sich verfärbt, das heißt, du hast deine ewige Liebe gefunden. Du bist erwachsen geworden und wirst die Präsenz der anderen Geschöpfe, die zwischen uns leben, spüren. Nur wir Schamanen wissen von ihrer Existenz und hüten dieses Geheimnis seit Tausenden von Jahren, um das Gleichgewicht des friedlichen Zusammenlebens nicht zu stören. Wir können ihre Gefühle empfangen. Sie fühlen sich durchsichtig wie vibrierender Nebel an. Wenn es unser Schicksal will, verbindet sich unser Lebensweg mit einem solchen Wesen.«
    »Was weißt du über sie?«
    »Leider nicht viel, ich bin nie einem begegnet.«
    Tsula holte eine dünne Decke mit indianischen Mustern aus ihrer Tasche, legte sie neben dem Grab auf den Boden und setzte sich darauf. »Komm zu mir.« Sie reichte ihr die Hand.
    Mit zittrigen Beinen ging Aiyana in die Hocke. Sie konnte nicht glauben, was sie gehört hatte. Es gab eine unsichtbare Welt, die sie umgab und von der sie bis jetzt nichts gewusst hatte?
    »Setz dich hin. Wir wollen uns um deine Ohnmacht kümmern. Du wirst meine Kraft spüren, sobald ich mich versenke.« Tsula schloss die Augen und begann in unglaublichem Tempo Silben in Navaho zu flüstern.
    Aiyana wurde vom Klang ihrer St imme mitgerissen. Ihr Symbol wurde heiß und pulsierte pochend. Erstaunt berührte sie das Zeichen. Mit

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