Fesseln der Unvergaenglichkeit
Schiebetür zur Seite. Aiyana stand mit dem Rücken zu ihr, sang versunken ihr Lied und bemerkte Moira nicht. Ihre Freundin besaß ein goldenes Tattoo und sie wusste nichts davon? Sie ließ das Telefon fallen, das mit einem lauten Krachen zu Boden fiel.
Aiyana drehte sich erschrocken um und sah die verteilten Kunststoffteile.
»Es war deine Mutter.«
Aiyana zuckte mit den Schultern. »Lass es liegen, ich setze es heute Abend zusammen.«
Moira schluckte. »Du hast ein goldenes Tattoo und ich weiß nichts davon?«
Aiyana stellte das Wasser ab. »Ich habe kein goldenes Tattoo, ich habe ein graues Symbol.«
Was meinte Aiyana? Das Symbol leuchtete gut sichtbar in einem satten Gold. Moira starrte ihre Freundin an, nahm das Badetuch und überreichte es Aiyana, die sich im Zeitlupentempo abrubbelte.
»Es ist golden und ich will alles darüber erfahren.« Moira verließ das Badezimmer und platzte fast vor Neugier. Sie holte ein Wasserglas für Aiyana und setzte sich wieder auf das Sofa.
Aiyana kam lachend auf sie zu. »Du siehst wie eine Musterschülerin aus, die auf einen Vortrag wartet.«
Sie trug einen weißen Bademantel, den sie sich im Gehen zuschnürte, und setzte sich neben ihre Freundin. Ein verträumter Ausdruck legte sich über ihre Augen und sie schien in eine unbekannte Welt hinüberzugleiten. Moira überließ sich Aiyanas dunkler Stimme.
»Ich weiß nicht, ob ich wirklich an diese Indianerlegende glauben soll. Das Symbol zeigt, dass ich eine Auserwählte bin, die eine Seelenverbindung eingehen kann, die über viele Generationen fortdauert. Das Symbol verfärbt sich golden, sobald ich meinen ewigen Gefährten in diesem Erdenleben wiedertreffe.«
Moira fühlte sich in eine frühere Welt zurückversetzt. Sie sah Aiyana ungläubig an.
»Jetzt kennst du mein Geheimnis.« Aiyana lächelte verzagt.
Moira sprang auf. »Das ist unglaublich. Dein Symbol ist golden, glaub es mir.«
Aiyana erhob sich ebenfalls und eilte ins Schlafzimmer. Sie drehte sich so, dass sie sich von hinten sah. Vor dem Spiegel kreuzten sich ihre Blicke schweigend. Aiyanas Gesicht verlor seinen Braunton.
»Das ist nicht mögli ch. Es kann nicht wahr sein.« Ihre Stimme zitterte und brach am Ende weg.
»Seit wann ist es golden?«
Aiyana zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht darauf geachtet. Aber vor zwei Tagen im Krankenhaus war es grau. Doktor Weser hatte mich auf den merkwürdigen Farbton angesprochen.«
Moira pfiff durch ihre Zähne. »Hast du in den letzten zwei Tagen einen Mann getroffen, der den Farbwechsel hätte auslösen können?«
Aiyana zuckte sichtbar zusammen. »Leonardo.« Sie hauchte den Namen und setzte sich auf ihr Bett. »Ich habe nie an diese Legende meiner Großmutter geglaubt.«
Moira schüttelte den Kopf und legte ihren Arm um Aiyana. »Mach dich nicht verrückt. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass diese Symbolgeschichte wahr ist.«
Aiyana richtete sich auf. Der Bademantel rutschte herunter. Moira starrte das Symbol an. »Darf ich es anfassen?«
Aiyana nickte.
Moira strich vorsichtig über das Symbol. »Vielleicht gibt es einen anderen Grund für die Farbveränderung. Hast du es ärztlich untersuchen lassen?«
»Nein, meine Adoptiveltern erzählten den Ärzten immer, es sei ein indianisches Tattoo. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll. Ich glaube, meine Großmutter ist die Einzige, die mir helfen kann.«
Moira erhob sich. Die ganze Geschichte erschien ihr wie ein Traum. Solche Sachen passierten nur in Filmen.
Aiyana zog ihren Bademantel an und verschnürte ihn hektisch. »Du darfst niemandem etwas erzählen.«
»Ich bin keine Plaudertasche, du kennst mich.«
Aiyana nickte zustimmend und beugte sich nach vorn, als ob das Zeichen eine Last bedeutete. »Normalerweise überdecke ich das Symbol mit einer speziellen Paste, die mir meine Großmutter gegeben hat.«
Moiras Hals fühlte sich ausgetrocknet an. »Ich muss etwas trinken.«
Sie musste ins Studio, um einen Schauspieler zu interviewen. Sie stürzte ihr Glas Wasser in einem Zug hinunter, stellte es auf den Tisch zurück und drehte sich zu Aiyana, die ihr ins Wohnzimmer gefolgt war, um. »Bist du deshalb so in Leonardo vernarrt, weil du denkst, er sei deine ewige Liebe?«
»Nein, das ist es nicht.« Aiyana hielt sich am Sofa fest. »Er weckt in mir Gefühle, die ich noch nie empfunden habe. Ich wünschte, du könntest fühlen, was ich erlebe, wenn ich ihn ansehe. Du würdest mich verstehen.«
Moira wusste, wovon Aiyana sprach, aber sie
Weitere Kostenlose Bücher