Fesseln der Unvergaenglichkeit
nicht. Sie spürte nur einen kühlen Nebel, der unfassbar herumwaberte. Si e musste Raven nicht mal genauer ansehen, um zu wissen, dass er kein Mensch sein konnte. Sie fühlte es mit einer Klarheit, die sie erbeben ließ. Tsula hatte noch nie ein Wesen getroffen, darum waren ihre Erläuterungen nicht sehr eindeutig gewesen. Aiyana spürte, wie ihr Herz immer schneller klopfte und das Blut heiß durch ihren Körper jagte.
»Kann ich euch Kaffee anbieten?«
»Nicht, bevor wir das hier geklärt haben.« Moira baute sich vor Raven auf. »Wer hat die hier gemalt?« Moira stand breitbeinig da.
»Ich gebe dir mein Wort, dass diese Werke alle von mir stammen.« Ravens Stimme klang ruhig und bestimmt.
»Ich glaube dir nur, weil ich deine Handschrift in den Werken erkenne.«
Aiyana sah, wie ihre Freundin Raven mit ihren Blicken verschlang. Wie konnte sie Moira warnen? Sie würde sie auslachen und für verrückt halten. Dazu kam, dass sie nichts Genaues über die Wesen wusste.
»Setzt euch.« Raven zeigte auf die knallrote Sitzgruppe im hinteren Teil des Raumes.
»Gern.« Moira marschierte zielstrebig in die Richtung der Sofas.
»Ich schaue mir lieber deine Bilder an, wenn du erlaubst.«
»Natürlich, fühl dich wie zu Hause.« Ravens Augen verengten sich zu Schlitzen, als er Leonardo nachsah.
Aiyana wurde unbehaglich zumute. Warum schien Raven Leonardo nicht zu mögen? Sie hatten sich nicht gekannt, bevor sie sich heute trafen. Wusste er, dass Leonardo eine Galerie besaß? Vielleicht hatte er vergeblich versucht, bei den Viscontis seine Werke zu verkaufen. Sie setzte sich neben Moira. Raven und Helena verschwanden im Nebenraum.
»Ist er nicht wunderschön?« Moira sah Aiyana schwärmerisch an.
»Moira, hast du Helena nicht gesehen?«
»Sie ist nur seine Schülerin. Er hat mir gesagt, dass sie jeden Morgen hier ist.«
Aiyana hätte sie am liebsten durchgeschüttelt, um sie zur Vernunft zu bringen. Sie hatte gesehen, wie Raven Helena angesehen hatte. Kein Lehrer sah seine Schülerin auf diese Art und Weise an. Die beiden kamen zurück und verteilten Kaffee. Nachdem Helena den Zucker auf den Tisch gestellt hatte, ging sie zu Leonardo hinüber. Der stand versunken vor einem Bild. Was wollte sie von Leonardo? Aiyana hatte Mühe, sich auf Raven zu konzentrieren, der sich lächelnd neben sie setzte. Sie schrak erneut zusammen. Ihn umgab deutlich eine Leere. Sie versuchte, sich zu entspannen. Großmutter hatte gesagt, dass die Menschen und Wesen friedlich nebeneinander lebten.
»Moira hat mir von deinem Unfall erzählt. Du scheinst dich gut erholt zu haben. Vermisst du den Tanz?«
Aiyana blickte in Ravens dunkle Augen. Was war er? »Der Tanz ist meine große Liebe. Ich sehne mich ununterbrochen danach.«
Raven lächelte und nickte. »Das Gleiche empfinde ich für die Malerei. Dieses Gefühl ist die Motivation, die uns die Kraft gibt, nie aufzugeben. Ich habe dich vor einem Monat im Ballett Carmen gesehen. Du hast für mich die Musik sichtbar werden lassen, das hat mich sehr beeindruckt.« Er zeigte auf ein Bild, das halb fertig auf einer der Staffeleien stand. »Ich habe erfolglos versucht, dich zu malen.«
»Du bist nie erfolglos. Schau dir deine Bilder an.« Moira zeigte auf Ravens Bilder, die an der Wand hingen.
Helena und Leonardo standen dort und sprachen miteinander. Aiyanas Körper verkrampfte. Am liebsten wäre sie zu ihnen hingerannt und hätte Leonardo von Helena weggezogen. Zurück in ihre Arme. Sie erinnerte sich an die Glut, die sie gefühlt h atte, wenn er sie umschlang. Ihre Sehnsucht quälte sie.
»Die beiden scheinen sich zu kennen«, sagte Aiyana zu Raven. Sie musste herausfinden, wie Helena zu Leonardos Leben gehörte.
»Ich kenne Helenas Freunde nicht, sie ist erst seit Kurzem hier. Sie scheinen sich durch ihre Familien zu kennen.« Er drehte seinen Kopf und betrachtete die beiden mit ernstem Gesicht. Ein strahlendes Lächeln legte sich über seine Züge, als Helena langsam auf ihn zukam. Leonardo stand immer noch versunken vor den Bildern. Plötzlich drehte er sich um und kam mit schnellen Schritten zum Sofa.
»Raven, deine Bilder sind nicht nur gut, sie sind ausgezeichnet. Ich würde gern eine Einzelausstellung in meiner Galerie organisieren.«
»Freut mich, wenn sie dir gefallen. Ich habe hart daran gearbeitet, um sie so hinzubekommen, wie ich es vor meinem inneren Auge sah.« Raven sprang auf. »Vielen Dank für dein Angebot, aber ich werde es nicht annehmen.«
Aiyana bemerkte, wie
Weitere Kostenlose Bücher