Fesseln der Unvergaenglichkeit
hatten nachgelassen. Er besah sich seine Arme, die Haut schimmerte rosa und von den Verbrennungen war nichts mehr zu sehen. Mit einer heftigen Bewegung wischte er sich das Wasser aus den Augen. Sein Handy tropfte. Er beeilte sich. Bei Moira würde er die Zentrale im Trump Tower anrufen. Die Aufnahmen des Überwachungsdienstes würden ihm zeigen, wer die Bombe gelegt hatte. Er dachte an Aiyana. Er hatte schon zu viel Zeit verloren. Wie ein Pfeil flog er durch den Park zur West Street. Aiyanas Gesundheit war im Moment das Wichtigste.
*
Moira strich Aiyana über den Kopf, so wie sie es den ganzen Tag gemacht hatte, um zu sehen, wie es ihr ging. Aiyana reagierte nicht. »Aiyana hörst du mich?« Moira beugte sich über sie und berührte ihre Wangen. »Gib mir ein Zeichen, damit ich weiß, dass du mich hörst.«
Aiyana blieb reglos liegen.
Moira fröstelte. Aiyana schien sie nicht mehr zu hören. Warum hatte sie ihrer Freundin diese Geschichte mit dem Symbol geglaubt und sie nicht direkt ins Krankenhaus gebracht? Sie schien ernsthaft krank zu sein. Ihr Handy lag in der Küche. Mit zittrigen Fingern wählte sie den Notruf und verlangte nach einem Krankenwagen. Ein Mann versicherte ihr, er würde den Wagen gleich losschicken. Sie steckte ihr Handy in die Hosentasche, eilte zurück und setzte sich neben ihre Freundin.
Aiyana wirkte klein in dem Bett des Gästezimmers. Moira fühlte sich hilflos. Sie wusste nicht, wie sie ihrer Freundin helfen konnte. »Der Krankenwagen ist unterwegs.« Aiyana reagierte nicht, aber sie hatte n ichts anderes erwartet. Sie sprach mit ihr, weil es sie selbst beruhigte.
Moira nahm ihr Handy. »Ich rufe Leonardo an, wie ich es dir versprochen habe.« Das Papier mit Leonardos Telefonnummer lag auf dem Nachttisch. Er antwortete sofort. Seine Stimme beruhigte sie. Moira atmete auf. Leonardo schien auch der Meinung zu sein, dass Aiyana ins Krankenhaus gehörte. Um sich zu beruhigen, stand sie auf und räumte die Teetassen in die Küche.
Als endlich die Ambulanz klingelte, rannte sie zur Tür.
Ein blonder Mann verließ den Aufzug und kam mit einem Arztkoffer in der Hand auf sie zu.
»Guten Abend. Haben Sie den Notarzt gerufen?«
»Ja, meine Freundin ist ohnmächtig geworden. Ich mache mir große Sorgen.«
»Wie lange ist Ihre Freundin ohne Bewusstsein?«
»Nicht länger als eine halbe Stunde.«
»Atmet sie noch?«
»Ja, soweit ich das beurteilen kann.«
»Führen Sie mich bitte zu ihr, damit ich herausfinden kann, ob sie auf Schmerzen reagiert.« Moira führte den Arzt in das Gästezimmer.
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Ja, aber sie hat nicht auf mich reagiert.«
»Ich werde die Glasgow-Koma-Skala anwenden, dann kann ich Ihnen den Schweregrad der Ohnmacht sofort sagen.« Der Notarzt stellte sich neben das Bett. »Wie heißt die Patientin?«
»Aiyana.«
Er beugte sich über sie und rief ihren Namen.
Aiyana reagierte nicht.
Moira zuckte zusammen, als er Aiyana in den Oberarm kniff. Ihre Freundin zeigte keine Reaktion. Erst als der Mann Aiyana nochmals kniff und gleichzeitig laut ihren Namen rief, reagierte sie.
»Ich werde jetzt mit meiner Faust über ihr Brustbein reiben. Wenn sie darauf nicht anspricht und ihre Augen öffnet, müssen wir sie ins Krankenhaus bringen. Würden Sie so freundlich sein und mir helfen, Ihrer Freundin den Pullover auszuziehen?«
Moira nickte und zog ihr vorsichtig den Pullover über den Kopf.
Sie schreckte zurück, als der Notarzt seine Hände auf ihre Lider legte. Ihr Körper erstarrte augenblicklich. Unfähig sich zu rühren oder zu sprechen, stand sie am Platz.
Der Notarzt sah sie prüfend an und nickte. Er hob sie wie eine Papierpuppe hoch und stellte sie neben den Schrank. Dann ging er die drei Schritte zurück und beugte sich über Aiyana, die bewegungslos dalag. Er schälte sie vorsichtig, aus ihren Jeans, bis sie wehrlos in ihrem Höschen vor ihm lag.
Moira wollte aufschreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Der Notarzt hatte sie in ein Gefängnis eingemauert, aus dem sie sich nicht befreien konnte. Woher kamen die Kräfte dieses Mannes? Kein Mensch besaß die Fähigkeit, jemand in seinem eigenen Körper einzusperren.
Der Notarzt zog seine Uniform aus und stand in seinen Unterhosen vor ihr. Er warf ihr einen schnellen Blick zu. Moira starrte ihn ungläubig an. Spitze Zähne ragten aus seinem Mund. Das Grauen drang in jede Faser ihres Bewusstseins. Das Entsetzen packte sie. Moira konnte nicht glauben, was sie sah, wähnte
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