Fesseln der Unvergaenglichkeit
Seitenstraße bogen sie ab.
»Da steht mein Wagen.«
Aiyana taumelte.
Moira führte sie entschieden zum Wagen und half ihr, sich hochzuziehen. Dankbar setzte sie sich in den Ledersitz, schloss für einen Moment die Augen, um Kraft zu sammeln.
»Schnall dich an.«
Aiyana öffnete ihre Augen und drehte sich zu Moira. »Ich kann nicht zum Arzt wegen meines Symbols.«
»Was meinst du damit?« Moira kam einen Schritt näher.
»Es glüht und ich spüre, wie heiß es ist. Du musst es dir ansehen.«
»Warte.« Moira ging auf die andere Seite und stieg ein. Sie schob Aiyanas Pullover hoch und wich zurück. »Es ist beinahe gelb und glüht richtiggehend.«
»Ich kann nicht zum Arzt, wenn er das Symbol so sieht, würde er mich sofort ins Krankenhaus einweisen.«
Moira nickte. »Wir fahren zu mir, aber wenn sich dein Zustand verschlechtert, bringe ich dich zum Arzt.«
»Danke Moira.« Aiyana ließ sich zurücksinken. Sie füh lte sich schwach und matt.
*
Seit Leonardo auf dem John F. Kennedy Flughafen gelandet war, konnte er es kaum erwarten, Aiyana wiederzusehen. Er nahm den Air Train bis zur Station Jamaica. Zu Fuß eilte er weiter zwischen dem stockenden Nachmittagsverkehr hindurch, bis zum Trump Tower. Der Aufzug erschien ihm wie ein Gefängnis. Ungeduldig rannte er in sein Zimmer. Die gähnende Leere traf ihn wie ein Faustschlag. Vielleicht war Aiyana im Wohnzimmer. Es erschien ihm unwahrscheinlich, dass Zakhar Aiyana während seiner Abwesenheit unterhalten hatte. Leonardos Angst marterte ihn. Er drehte sich um seine eigene Achse und verließ sein Zimmer. Das Wohnzimmer lag einsam vor ihm, wie zum Hohn beschien die Nachmittagssonne das leere Sofa mit ihrem goldenen Licht. Sein Vater hatte versprochen, auf Aiyana aufzupassen. Er rannte durch die Residenz, obwohl er spürte, dass Aiyana nicht mehr da war. Seine Wut auf Zakhar stachelte ihn an und sein Herz pochte wie die Uhr eines gezündeten Sprengkörpers. Er hatte Vater vor seiner Abreise erklärt, dass Aiyana in Gefahr schwebte. Zakhars Büro lag, nachdem er die Tür heftig aufgestoßen hatte, leer vor ihm. Er eilte in die Küche zu Joanne.
»Hast du Aiyana gesehen?«
»Ja, sie hat gestern hier gefrühstückt. Es ging ihr nicht sehr gut, sie hat nichts gegessen.«
»Was hat sie danach getan?«
»Sie hat sich mit deinem Vater unterhalten. Ich habe sie seither nicht mehr gesehen. Ich glaube, dass sie gestern nach dem Frühstück die Residenz verlassen hat.«
»Sie sollte hierbleiben. Hat mein Vater dir das nicht gesagt?«
Joanne überwachte den Dampfkochtopf, der auf dem Herd stand. »Dein Vater war gestern Nachmittag nicht da und hat mir nichts mehr aufgetragen.«
»Weißt du, wo er ist?«
»Nein, es tut mir leid.«
»Danke.« Leonardo drehte sich um und nahm im Gehen sein Handy aus der Tasche. Sein Vater meldete sich nicht. Leonardo sprach eine Nachricht auf die Mailbox.
Vielleicht hatte Aiyana nicht bei Zakhar bleiben wollen. Er wählte ihre Nummer. In der Ferne hörte er ein schwaches Klingeln, das im Takt seiner Anrufsignale ertönte. Aiyana musste hier im Haus sein. Er folgte dem Ton, um die Quelle ausfindig zu machen. Der Ton endete, noch bevor er sein Zimmer betrat. Leonardo wählte erneut und fand das Handy unter dem Bett.
Er hob es auf und prüfte die letzten Gespräche. Sie hatte gestern früh um zehn Uhr mit Moira telefoniert. Danach gab es nur noch den unbeantworteten Anruf von ihm. Leonardo wählte Moiras Nummer.
Sie antwortete nicht.
Er fluchte. Warum besaß sie ein Handy, wenn sie es nicht beachtete? Vielleicht war Aiyana zu ihr gegangen, weil sie es nicht mehr ausgehalten hatte, mit Zakhar allein in der Residenz zu bleiben. Wenn er nur mit Moira sprechen könnte. Normalerweise arbeitete sie um diese Zeit im Fernsehstudio. Er beschloss, dahin zu gehen. Auch wenn Aiyana nicht zu Moira geflüchtet war, so würde ihm Moira wenigstens sagen können, worüber sie gesprochen hatten.
Er fuhr hinunter in die Tiefgarage. Auf dem Parkplatz neben seinem Wagen stand eine Frau. Sie war wunderschön und wirkte ruhig und ges etzt, aber Leonardo sah die Farben ihrer Seele. Sie zeigten den Aufruhr, der ihn ihr loderte. Noch nie hatte Leonardo solche dunklen Schattierungen gesehen. Sobald er neben ihr stand, erloschen die Farben und Leonardo spürte eine Bedrohung, die sich gegen ihn richtete. Seine Nerven spannten sich an. Er ging an ihr vorbei. Ihre Seele flackerte auf. Warum reagierte sie auf ihn, er kannte sie nicht? Über Leonardos
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