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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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11
    Dunkelheit
     
     
     
    T sula stand vor ihrem rotbraunen Lehmhaus am Rande des Reservates.
    »Tsula, endlich bin ich bei dir.« Aiyana umarmte ihre Großmutter. Sie fühlte sich matt und hielt sich nur mit Mühe auf ihren Beinen, als sie sich wieder löste.
    »Darf ich dir Leonardo Visconti vorstellen.«
    Tsula schüttelte Leonardo die Hand. »Guten Tag, Mr. Visconti. Vielen Dank, dass Sie Aiyana hierher gebracht haben.«
    »Guten Tag, Mrs. Waconda. Das habe ich gern getan. Sie hat mir viel von Ihnen erzählt. Ich mache mir große Sorgen um sie. Aber sie hat sich geweigert, ein Krankenhaus aufzusuchen.
    Tsula nickte. »Ich hoffe, ich kann den wahren Grund ihrer Schwäche herausfinden.« Sie legte Aiyana die Hand auf die Stirn. »Aber ich denke, sie hat recht. E in Krankenhaus ist nicht der richtige Ort für Schamaninnen.«
    »Das habe ich ihm auch erklärt.« Aiyana hielt sich an Leonardo fest. Ihre Knie fühlten sich weich an.
    Tsula sah sie alarmiert an. »Komm leg dich erst mal hin, Kind. Du musst von der Reise völlig erschöpft sein.«
    Sie gingen in das Haus. Aiyana stützte sich auf Leonardo. Ihre Schritte versanken in den geknüpften Teppichen, die in braunroten Tönen schimmerten. Leonardo führte Aiyana zum Bett. Sie legte sich dankbar hin.
    »Wir lassen dich ein wenig schlafen.« Tsula zog die Vorhänge zu, die in der Mittagssonne hellrot leuchteten. Aiyana schloss ihre Augen. Sie hatte die Reise unterschätzt und nur ihr Wille hatte es ihr ermöglicht, die Strapazen durchzustehen. Sie überließ sich dankbar dem Schlaf, der sie mittrug und alles auslöschte.
    Das Klacken der Tür schreckte sie auf. Sie öffnete ihre Augen. Tsula sah sie lächelnd an. »Du bist wach? Wie geht es dir?«
    »Ich fühle mich sehr schwach.«
    »Das sehe ich. Ich habe dir eine Schwitzhütte vorbereitet, wir müssen die bösen Geister vertreiben.«
    »Wo ist Leonardo?« Aiyana hob ihren Kopf.
    »Er ist spazieren gegangen.« Tsula setzte sich aufs Bett und nahm ihre Hand. »Wir haben uns ein wenig unterhalten, während du schliefst. Er scheint ein netter Junge zu sein.«
    »Ja das ist er, ich liebe ihn.«
    »Kennt ihr euch schon lange?«
    »Nein, aber es fühlt sich wie eine Ewigkeit an.«
    »Du weißt, dass er kein Mensch ist?« Tsula sah sie besorgt an.
    Aiyana umarmte ihre Großmutter. »Du musst dir keine Sorgen machen, er ist meine ewige Liebe.«
    »Du bist eine der wenigen Schamaninnen, die eine Verbindung zu einem Wesen haben. Das ängstigt mich sehr. Es ist eine große Belastung, denn du darfst mit niemandem darüber sprechen.«
    Aiyana setzte sich auf. »Es ist nicht so gefährlich, wie du dir das vorstellst.«
    »Ich habe von Schamaninnen gehört, die in Wesen verwandelt wurden.«
    »Leonardo besitzt diese Kraft nicht.«
    »Ich hatte für einen Moment befürchtet, deine Schwäche käme von deiner Veränderung.«
    »Nein, ich glaube, sie kommt von meinem Symbol. Ein Fluch liegt über unserer Liebe.«
    Tsula nahm ihre Hand und prüfte ihren Puls. »Ich werde zuerst in der Schwitzhütte versuchen, deine Kräfte zurückzuholen und zu reinigen. Erst dann kann ich in einem Ritual in der Nacht ergründen, woher deine Schwäche kommt.« Tsula sah sie ernst an. »Ich habe Leonardo gefragt, ob er das Feuer heute beim Ritual überwachen könnte. Er hat zugestimmt. Möchtest du vorher essen?«
    Aiyana nickte. »Ich sollte es wenigstens versuchen.«
    »Ich bringe es dir ans Bett.«
    Aiyana setzte sich auf. »Tsula, ich kann laufen. Ich habe es auch geschafft, hierherzukommen.« Sie wartete, bis der Schwindel vorüberging, und stand auf.
    In der Küche roch es nach Tomatensuppe mit Kartoffeln, die Großmutter bereitgehalten hatte.
    Tsula stellte ihr den gefüllten Teller hin und setzte sich ihr gegenüber. »Du musst essen, damit du wieder zu Kräften kommst.«
    Aiyana hatte zwar keinen Hunger, aber sie zwang sich, zu essen. Tsula sah zur Tür, als Leonardo hereinkam. »Tsula, di e Kohle glüht.«
    Aiyana sah sie erstaunt an. »Habe ich etwas verpasst?«
    »Wir duzen uns, weil wir beschlossen haben, dass wir uns damit besser fühlen.« Tsula sah sie lächelnd an.
    Leonardo ging zu Aiyana und küsste sie. »Du solltest noch etwas essen.«
    Aiyana schüttelte den Kopf, sie brachte nichts mehr hinunter.
    »Tsula hat mir die Schwitzhütte gezeigt.« Leonardo sah sie prüfend an. »Bist du sicher, dass du genug Energien hast, um das Ritual durchzustehen.«
    »Ja, es wird mich reinigen und ich hoffe, dass ich mich danach wieder besser

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