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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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beschworen, ihn weiter mit ihrer unbeirrbaren Weisheit zu unterstützen, die ihm viele Male den Weg in seinem Leben gezeigt hatte.
    Leonardo liebte seinen Vater für diese Geste, die ihm zeigte, dass es für Zakhar noch anderes gab als die rigiden Vorschriften der Viscontis.
    Helena und ihre Eltern standen abseits. Sie beachteten die Visconti mit keinem Blick. Stumm standen sie an ihrem Platz. Er war Helena nur am Totenbett begegnet. Ansonsten hatte sie in Neeles Räumen gelebt, ohne die Viscontis zu treffen.
    Zakhar stellte sich als Erster vor das offene Grab. Nur Leonardo, der hinter ihm stand, konnte seine Worte hören. »Ich werde deine Liebe nie vergessen, die mich gelehrt hat, meine Natur zu beherrschen und die Gefühle eines menschlichen Wesens zu begreifen«, murmelte er leise. Er führte die rote Rose, die er die ganze Zeit in seinen Händen gehalten hatte, an seinen Mund und küsste sie, bevor er sie in das Grab fallen ließ. Leonardo stellte sich schweigend neben ihn. Die Liebe, die Zakhar seiner Mutter entgegenbrachte, erinnerte ihn an seine eigene Liebe, die er für Chloe empfand. Er sog die kühle Luft ein. Seit er Aiyana getroffen hatte, empfand er eine Liebe, die noch stärker in ihm brannte, die sein Leben ausfüllte und Gefühle in ihm hervorrief, die er nicht für möglich gehalten hatte. Zakhar ging weiter und überließ ihm den Platz vor dem Sarg. Leonardo sah hinunter. »Neele, ich stehe vor einem unüberwindbaren Berg, aber ich werde nie vergessen, dass du mir beigebracht hast, dass jedes Hindernis mit Weisheit und Gelassenheit überwindbar ist.« Er küsste seine Lilie und ließ sie vorsichtig hinunterfallen. Das silberne Kreuz, das Neele ihm geschenkt hatte, brannte an seinem Hals. Es strahlte eine Wärme aus, die Leonardo so noch nie gefühlt hatte. Die Strahlen berührten seine Haut wie eine Liebkosung. Leonardo strich über den Anhänger. Seit Neele ihm das von ihr gesegnete Kreuz gegeben hatte, trug er es ununterbrochen, auch wenn er ihr nie geglaubt hatte, dass es besondere Kräfte besaß. Er überließ den Platz seiner Mutter, hatte aber das Gefühl, als ob Neele ihn zurückhielt und ihm nicht erlaubte, seinem Vater zu folgen. Die Trauergäste verabschiedeten sich einzeln von Neele und verließen das Grab. Leonardo blieb stehen. Er gehorchte Neeles Kraft. Der See, der unterhalb des Grabes lag, leuchtete blau und nur vereinzelt durchdrang das Plätschern einer Welle die Stille. Alle Gäste und der Pfarrer hatten den Ort verlassen. Nur Helena stand einsam abseits. Sie kam näher und blieb vor ihm stehen. Ihr Körper zitterte vor Wut. »Neele ist tot und ich werde ihren Platz einnehmen. Ich tue das, weil ich Alden liebe, nicht weil ich die Visconti retten will. Dir wünsche ich, dass du eines Tages selbst erfahren wirst, was es bedeutet, einen geliebten Menschen zu verlieren.« Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging über die Wiese zwischen den Gräbern davon.
    Leonardo sah ihr nach. Er blickte auf den Sarg unter sich. Ein Knurren entwich ihm, als ihm eine Brise aus dem Grab entgegenschlug. Samtweich umspielte sie Leonardo, ballte sich zu einem Strudel, der ihn aufrichtete und ihm Kraft gab. Leonardo beugte sich über das Grab. »Neele, ich danke dir für deine Kraft. Ich bin ein Verräter und habe es dir nie sagen können.«
    Der Lufthauch kam zurück, umfächelte ihn warm, schien ihn zu liebkosen und entfachte eine Zuversicht in ihm, die er sich nicht erklären konnte. »Danke Neele«, flüsterte er. Der Lufthauch kam nicht mehr zurück.

Kapitel 14
    Gefangen
     
     
     
    A iyana saß Moira in ihrem Büro gegenüber. Seufzend griff Moira zum Hörer. »Ich werde Raven anrufen. Wir haben den Termin vor einem Monat abgemacht. Und damals hat er mir versprochen, dass er heute kommen würde. Vielleicht hat er es vergessen. Warum sind Künstler so unzuverlässig?« Sie sah Aiyana vielsagend an.
    »Nicht alle.« Sie reckte sich kerzengerade in die Höhe. Moiras Büro umgab sie wie ein schützender Kokon. Sie kam jeden Morgen mit ihrer Freundin hierher, bevor sie ins Theater ging.
    »Ja ich weiß, du bist eine Ausnahme. Balletttänzer sind harte Disziplin gewöhnt.« Moira legte den Hörer entmutigt zurück. »Ich weiß nicht, was der sich vorstellt. Ich müsste heute den Termin für eure Sendung fixieren. Das braucht alles häufig viel mehr Zeit als vorgesehen. Wenn ich zu lange warte, schnappt mir jemand anders die Idee vor der Nase weg.«
    »Und du möchtest dich profilieren, indem

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