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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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übernachten, und sich stattdessen unter die neugierig und bewundernd dreinblickenden Dienstmägde begeben. Deren Wispern drang noch immer an ihr Ohr, während sie versuchte, ein wenig zur Ruhe zu kommen. So recht wollte ihr das allerdings nicht gelingen. Nicht, weil es ihr zu laut gewesen wäre. Ihr gesamter Körper pulsierte noch immer von dem, was sie vor einigen Stunden getan hatte. Unzählige Gedanken wehten wie vom Frühlingswind getrieben durch ihren Verstand. Wenn die Baronin nun gestorben wäre, was dann? Hätte ihr Gemahl mir dann die Hände abgehackt? Mich auf der Stelle getötet?
    Da es müßig war, über Dinge nachzudenken, die nicht geschehen waren, dachte sie zurück an das Abendessen, das sie zusammen mit den Mägden eingenommen hatte.
    »Wenn ich ein Kind bekomme, werde ich meinen Kerl zu ihr schicken«, hatte Sylvie bemerkt, während sie ihre Grütze in sich hineingeschaufelt hatte, und zwar so laut, dass die Schäferin es hören konnte.
    Aimee hatte gelächelt, wenngleich nur verhalten, denn sie wollte nicht hochmütig erscheinen. Vielleicht hatte sie die Baronin tatsächlich dank ihres Könnens gerettet, aber sie wusste, dass Glück und Gottes Wille ebenfalls von Bedeutung gewesen waren.
    Mit diesem Gedanken drehte sie sich auf die Seite.
    Am liebsten wäre sie noch in der Nacht zu ihrem Rosenturm zurückgekehrt, doch der Baron hatte es ihr nicht gestattet. Offenbar verzichtete er lieber auf seinen Laufburschen.
    Aimee hoffte nur, dass John nicht die Wölfe an die Herde herangelassen hatte. Die Hunde verstanden ihr Handwerk, aber wie sie am Morgen gesehen hatte, war eine menschliche Hand keineswegs entbehrlich.
    Plötzlich öffnete sich die Kammertür. Dem Lichtschein folgte eine Person, die sich schließlich als Celeste herausstellte. Sie trat vorsichtig auf, als fürchtete sie, Aimee wecken zu können.
    »Du brauchst nicht zu schleichen, ich bin wach«, sagte Aimee, während sie sich aufrichtete.
    Celeste blieb einen Moment lang schweigend vor ihr stehen, dann sagte sie: »Aimee, komm, der Baron will dich sehen.«
    »Der Baron?«, fragte die Schäferin verwundert zurück. »Geht es seiner Gemahlin nicht gut?«
    »Ich weiß nicht, in welcher Angelegenheit er dich sprechen will«, gab die Kammerfrau zurück. »Aber du solltest jetzt besser mitkommen.«
    Aimee nickte, dann ordnete sie hastig ihr Haar und folgte Celeste durch die dunklen Gänge, bis sie an der Tür von Ravencrofts Schafgemach angelangt waren.
    Was kann er von mir wollen?, fragte sie sich, während Ce-leste zaghaft an der Tür pochte. Als die Stimme des Barons ertönte, öffnete sie und bedeutete Aimee einzutreten. Die Kammerfrau selbst blieb zurück und schloss hinter ihr die Tür.
    Im Gemach waren mittlerweile alle Spuren der Geburt entfernt worden, und in der Luft lag ein leichter Blütenduft. Bevor Aimee am Abend noch einmal nach der Baronin gesehen hatte, hatte sie ein paar Blumen gepflückt, damit die Wöchnerin von angenehmem Duft umgeben war und besser schlafen konnte.
    Die schweren grünen Samtvorhänge des Bettes waren nun zur Hälfte zugezogen. Vor dem Bett befand sich eine prächtig geschnitzte Truhe, daneben lag ein Bärenfell. Im Kamin loderte ein Feuer, das die Frühlingskühle aus dem Raum vertrieb.
    Unweit der Schlafstelle entdeckte Aimee eine kleine hölzerne Wiege, die ebenfalls mit prächtigen Schnitzereien verziert war. Der Baron hatte sie offenbar erst vor kurzem aufstellen lassen. Im Inneren der Wiege, auf seidenen Decken, ruhte der kleine Säugling, fest eingewickelt in weißes Leinen.
    Angesichts dieser Pracht kam sich die Schäferin völlig fehl am Platze vor. Noch immer hatte sie das Blut der Baronin auf ihrem Kleid, und obwohl sie versucht hatte, es zu ordnen, hing ihr das Haar noch immer ein wenig wirr über die Schultern.
    »Mylord«, sagte sie sanft und verneigte sich dann tief vor ihm.
    George of Ravencroft betrachtete die Schäferin eine Weile. Seine Augen glitten über ihren üppigen Ausschnitt, ihren langen Hals hinauf bis hin zu ihrem Haar. Jetzt konnte er auch die seltsamen Strähnen genau betrachten. Es waren insgesamt drei, die das goldene Blond durchzogen, zwei zur linken und eine zur rechten Hälfte des Kopfes.
    »Erhebe dich«, sagte er und streckte der jungen Frau die Hand entgegen.
    Die Schäferin blickte zu ihm auf, sah sein Lächeln und wusste zunächst nicht, warum er ihr die Hand reichte. Dann begriff sie, dass sie diese ergreifen sollte. Als ihre Hand seine Finger berührte, spürte

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