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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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selbst so blass, als stünde ihm der Tod bevor.
    Aimee trat zu den Frauen, und nachdem diese das Kind fest in Tücher gewickelt hatten, nahm sie es an sich und trug es zum Vater hinüber.
    »Eure Tochter, Mylord«, sagte sie und legte ihm das Kind in den Arm. »Gewiss wird sie Euren Mut besitzen und die Schönheit ihrer Mutter.«
    Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blick erneut. Aimee bemerkte, dass die Augen des Barons grau waren, wie der Himmel an einem trüben Tag. Dennoch loderte ein Feuer in ihnen. Jenes Feuer, das es ihm ermöglichte, seine Baronie zu beherrschen und den Feinden zu trotzen.
    Dann wandte sich der Baron seinem Kind zu. Dabei schien er in sich zu kehren, gleich so, als halte seine Seele Zwiesprache mit seiner kleinen Tochter.
    Der Anblick zauberte Aimee ein Lächeln aufs Gesicht. Selten hatte sie solch einen großen Beweis von Vaterliebe gesehen. Andere Männer waren in einer solchen Situation eher befangen oder unsicher, dieser Mann dagegen hielt sein Kind wie ein lange ersehntes Geschenk, für das er auf der Stelle sein Leben geben würde.
     
    Henry Fellows war mit seinen Männern kurz nach Aimee in die Burg zurückgekehrt. Auf dem Innenhof, der zu dieser Zeit nicht nur von Menschen, sondern auch von Hühnern, Schweinen und Hunden bevölkert war, empfing ihn ein lauter Schrei, offenbar war die Hebamme schon bei der Arbeit.
    Er war kein Mann, der sich leicht von etwas beeindrucken ließ, dennoch hatte er jetzt Mühe, seine Besorgnis zu verbergen. Er scheuchte seine Begleiter zu den Pferdeställen und eilte dann ins Burginnere. Gewiss war der Baron in der Nähe seiner Frau, und damit hatte auch er einen Vorwand, um dort zu sein.
    Die vergangenen Monate hatten sein Begehren nur noch vergrößert, und auch mit ihrem beständig wachsenden Leib war Nicole für ihn die schönste aller Frauen. Allein ein Blick von ihr vermochte seine Lenden zu entzünden, und es war ihm zusehends schwergefallen, seine Gefühle zu verbergen. Sein Herr, der ihn beinahe als einen Freund ansah, durfte nie herausbekommen, wie es um ihn stand.
    Als er von der Niederkunft der Baronin erfahren hatte, hatte er sich beinahe so gefühlt, als würde sie sein Kind gebären. Jetzt pochte die Sorge mit jedem Herzschlag in seiner Brust, denn er fürchtete um das Leben der jungen Mutter. Der Hebamme mochten vielleicht Wunderdinge nachgesagt werden, aber letztlich konnte auch sie den Tod nicht betrügen.
    Seine Schritte dröhnten wie Donnerhall durch den Bogengang, von dem aus Nicole ihn manchmal beobachtet hatte. Er hatte stets getan, als bemerkte er es nicht, doch wenn er sich einen verstohlenen Seitenblick gegönnt hatte, hatte er ihre Gestalt einige Male zwischen den Säulen ausmachen können.
    Das Gellen eines weiteren Schreis brachte ihn dazu, seinen Schritt zu beschleunigen. Er rannte förmlich durch das Labyrinth von Gängen, an flackernden Fackeln und wehenden Bannern vorbei, denen er keine Beachtung schenkte.
    Er war sich dessen bewusst, dass er nichts tun konnte. Einen Feind hätte er mit seinem Schwert abwehren können, doch gegen den Tod richtete sein starker Arm nichts aus. Diese Hilflosigkeit machte ihn wütend, und beinahe war er versucht, seinen Herrn dafür zu verfluchen. Doch dann rief er sich wieder ins Gedächtnis zurück, dass Ravencroft Nicoles Gemahl war und das Recht hatte, seinen Samen in sie zu pflanzen – ob er sie dadurch nun tötete oder nicht.
    Als Henry den Gang zum Schlafgemach der Baronin entlangeilte, bemerkte er den Medikus, der an der Wand lehnte und sich die Knochen rieb. Der Baron hatte nicht gerade Sanftheit walten lassen, als er ihn nach draußen befördert hatte.
    Davon wusste Henry allerdings nichts, daher deutete er die Tatsache, dass der Doktor vor der Tür stand, dahin gehend, dass Nicole im Sterben liegen musste.
    »Wie geht es der Baronin?«, fragte er.
    Der Medikus blickte ihn missmutig an. »Fragt die verfluchte Hexe«, gab er gallig zurück. »Sie ist bei ihr und wird ihr und dem Kind mit ihren Teufeleien die Seele rauben.«
    Henry Fellows überhörte den hasserfüllten Vorwurf. Ihm war egal, ob Aimee Zauberkünste anwandte oder nicht. Hauptsache, sie rettete das Kind und die Baronin.
    Im nächsten Augenblick ertönte lautes Babygeschrei, und Fellows musste sich schwer beherrschen, um sich nicht erleichtert gegen eine der Säulen zu lehnen. Er umklammerte den Griff seines Schwertes, als könnte es ihm Halt geben, dann trat er vor die Tür und lauschte nach Stimmen. Er vernahm

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