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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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wanderten immer wieder zu der Baronin. Aimee war bei ihr geblieben, und es hieß, dass es ihr gutgehe. Trotzdem war Henry nach wie vor um sie besorgt. Oder war es vielleicht gar ein Anflug von Eifersucht? In letzter Zeit wurde das Gefühl in seiner Brust stärker, und er weigerte sich im Stillen, eine Erklärung dafür zu finden.
    »Trinkst du auf das Wohl meines Kindes?«
    Die Hand, die sich schwer auf seine Schulter legte, ließ Henry aufschrecken, und zwar so heftig, dass er beinahe den Krug fallen gelassen hätte.
    »Mylord, Ihr seid hier?«
    »Ich dachte mir, ich entfliehe den engen Kammern für eine Weile«, antwortete der Baron und setzte sich zu ihm, als seien sie irgendwo im Feldlager. »Mein Weib ist wohlauf, und mein Kind wird von der Hebamme gut bewacht. Es ist alles bestens. Obgleich ich mir, wenn ich ehrlich bin, einen Sohn gewünscht hätte.«
    »Euer Weib ist jung«, gab Henry zurück. »Sie wird Euch gewiss als Nächstes einen gesunden Sohn schenken.«
    »Das hoffe ich. Wenn nicht, wird eben meine Tochter die Geschicke der Baronie weiterführen. Mit dem richtigen Mann an ihrer Seite.«
    »Möge Gott sie und Euch schützen.« Fellows prostete ihm zu, und Ravencroft nahm die Geste mit einem dankbaren Nicken an.
    »Ohne die Schäferin hätten wir jetzt wohl keinen Grund zum Feiern«, sagte der Baron schließlich. »Was weißt du über diese Frau?«
    Diese Frage verwunderte Fellows, denn Aimee war nur eine einfache Untertanin. Sicher, der Baron war dankbar für die Rettung seines Weibes, aber warum fragte er nach ihr?
    »Nicht viel, Mylord«, antwortete er schließlich. »Nur dass sie ziemlich wehrhaft ist und dass sie sich an niemanden binden will. Sie ist eine gute Hebamme und versorgt die Schafe auf Eurem Lehen, doch sie bleibt die meiste Zeit für sich.«
    »Was hat es mit ihren roten Strähnen auf sich? Du hast sicher bemerkt, dass ihr Haar seltsam aussieht.«
    Fellows blickte in seinen Becher, trank einen Schluck und antwortete dann: »Einige Leute im Dorf behaupten, sie könnte damit das Schicksal für jene vorhersehen, die sie liebt.«
    »Ist diese Prophezeiung je eingetroffen?«
    Henry zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht. Es ist das, was die Leute reden. Wie gesagt, sie bleibt lieber für sich.«
    Fellows blickte dem Baron direkt ins Gesicht. Seine Miene war nicht zu durchschauen, aber sein Interesse an der Schäferin war nicht zu übersehen. Steckte da etwa mehr dahinter?
    »Warum begehrt Ihr so viel über dieses Weib zu wissen, Mylord?«, fragte Fellows schließlich.
    »Ich überlege, sie zur Kinderfrau meiner Tochter zu machen«, antwortete Ravencroft, und noch immer blickte er ins Feuer, als könnte er darin seine Zukunft lesen.
    »Darauf wird sie sich nie und nimmer einlassen!«, entgegnete der Wachmann.
    »Warum nicht? Immerhin würde es ihr hier in der Burg bessergehen als auf ihrer Weide.«
    »Wer soll dann die Schafe hüten? Außerdem brauchen die Frauen im Ort sie ebenfalls.«
    »Meinst du, sie würde sich wirklich einem Befehl ihres Herrn widersetzen?«
    Fellows konnte ihm darauf keine Antwort geben. Jedermann wusste, dass die Schäferin willensstark und unabhängig war. Das hatte sie ihm mit ihrer Antwort am Morgen wieder einmal gezeigt. Sie bat nur selten um Hilfe, und man munkelte, dass sie die Anträge einiger Burschen bereits ausgeschlagen hatte. Nein, solch ein Weib vermochte man nicht an einen Ort zu binden, an dem es nicht sein wollte.
    »Ihr solltet sie fragen, Mylord. Aber macht Euch auf eine Antwort gefasst, die Euch womöglich nicht gefallen wird.«
    Ravencroft hob verwundert die Augenbrauen. Die Worte seines Leibwächters klangen so, als könnte die Schäferin tatsächlich den Mut haben, sich ihm zu widersetzen. Das ließ die Neugier in ihm erst recht wachsen.
    »Ich werde mein Glück versuchen«, sagte er, klopfte dem Hauptmann freundschaftlich auf die Schulter und zog sich in die Burg zurück.
     
     
    Die Nacht drückte wie ein schwarzes Tier gegen die Burgfenster, hinter denen die Leute noch immer feierten. Die Fidelklänge drangen in ihre Ohren, doch Aimee hatte nicht vor, sich an den Feierlichkeiten zu beteiligen. In der Dienstbotenkammer lag sie auf einem Strohsack und starrte an die niedrige Balkendecke, von der ein paar staubige Spinnweben herabhingen. Der Geruch nach Ale, Gebratenem und den Binsenmatten, mit denen der Raum ausgelegt war, stieg ihr in die Nase.
    Sie hatte das Angebot ausgeschlagen, in einem der Gemächer im oberen Teil der Burg zu

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