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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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die des Grafen, aber nicht mehr die von Nicole. Hatte die Hebamme ihr helfen könnten?
    Am liebsten wäre er in das Gemach gestürmt, doch er hielt sich zurück. Das hier war Sache seines Herrn, und sosehr er dessen Gemahlin auch verehrte und begehrte, er durfte seinen Gefühlen nicht freien Lauf lassen.
    Nachdem er eine Weile unruhig im Gang auf und ab gegangen war, öffnete sich die Tür. Henry blieb abrupt stehen und erblickte den Baron.
    In Ravencrofts Augen schimmerten Tränen. In seinem Arm trug er ein Kind, das in weiße Tücher gewickelt war. Ein dunkler Haarschopf prangte auf dem Kopf, die Augen hielt es geschlossen. Die Hände waren nicht zu sehen, sie waren in die Tücher mit eingewickelt, dennoch versuchte der Säugling, sich zu bewegen.
    Das Kind lebt, dachte Henry, während sein Herz zu rasen begann. Doch was ist mit ihr?
    Der Leibwächter zwang sich, seinen Herrn und das Mädchen anzusehen, obwohl er lieber nach Nicole geschaut hätte. Sie lag auf ihrem Bett, und aus dem Augenwinkel heraus konnte er nicht erkennen, ob sie noch am Leben war. Stattdessen erblickte er die Hebamme neben ihr. Sie hatte sich über Nicole gebeugt und wirkte, als würde sie ihr eine Zauberformel ins Ohr flüstern.
    »Mein Freund, sieh her, Ravencroft hat einen Nachfahren!«, rief der Baron freudig aus. »Eine gesunde Tochter!«
    Fellows setzte ein Lächeln auf und hoffte, sein Herr möge ihm nicht ansehen, dass es gezwungen wirkte. »Ein Segen, Mylord! Danken wir Gott für diese Gnade.«
    Während der Baron seinen Blick wieder auf seine Tochter richtete, erlaubte sich Henry, Nicole anzusehen.
    Ihr Hemd klebte blut- und schweißdurchtränkt an ihrem Körper, ihr Haar wirkte zerzaust, dennoch erschien sie ihm in diesem Augenblick wunderschön.
    Sie bewegte den Kopf und blickte Aimee an. Wenig später traf ihn das Lächeln der Hebamme. Es schien ihm mit einem Mal, als könne sie direkt in seine Gedanken sehen.
    Aus Angst, dass sie seine Gefühle in dem Augenblick erkennen könnte, wandte sich Henry wieder dem Baron zu. »Möchtet Ihr, dass wir die Nachricht unters Volk bringen?«
    Ravencroft fiel es sichtlich schwer, sich von dem Anblick des Kindes zu lösen. Zu vollkommen, zu engelsgleich erschien ihm das kleine Geschöpf. Erst einige Momente nachdem die Frage verklungen war, bemerkte er, dass Henry ihm eine Frage gestellt hatte. »Ja, schick einen Herold aus«, antwortete er schließlich. »Ich möchte, dass es die gesamte Baronie erfährt! Die Familie der Ravencrofts wird nicht untergehen, wie es so viele erwartet haben.«

[home]
    3 . Kapitel
    N och am selben Tag machte sich ein Bote auf den Weg zum Count de Boisy. Außerdem schickte Ravencroft Reiter zu seinen Nachbarn, um ihnen Einladungen für die Taufe auszusprechen. Selbst seinen Rivalen Woodward wollte er wissen lassen, dass Ravencroft jetzt einen Erben hatte.
    Es war zwar nur ein Mädchen, doch wenn kein Sohn folgte, würde seine Tochter nach geltendem Recht eines Tages den Titel und die Ländereien erben und ihn an ihren Gemahl und ihre Kinder weitergeben.
    Ravencroft war sich darüber im Klaren, dass natürlich nur ein Sohn seinen Namen weiterführen konnte. Aber wenn es Gott so wollte, dass er nur Töchter bekam, dann sollte es so sein.
    Der Baron zersprang beinahe vor Glück, als er seinen Schreiber die Einladungen ausstellen ließ. Ihm gefiel die Vorstellung, dass Woodward vor Zorn platzen würde, und er bedauerte es ein wenig, dass es dem Boten vorbehalten blieb, das Gesicht des Rivalen zu sehen.
    Kurze Zeit später wusste die gesamte Baronie von der glücklichen Niederkunft. Die Tatsache, dass das Leben der Baronin dabei an einem seidenen Faden gehangen hatte, würde früher oder später gewiss in den Geschichten am Feuerloch auftauchen, aber erst einmal atmeten die Menschen auf. Wenn die junge Baronin es einmal geschafft hatte zu empfangen, konnte man gewiss weiteren glücklichen Niederkünften entgegensehen, und es war früher oder später mit einem männlichen Nachkommen zu rechnen.
    Freudiges Gelächter zog durch die Gänge der Burg, und der Duft nach Gebratenem und Ale waberte von draußen durch die offenen Fensterläden. Einige Menschen tanzten zum Klang der Fidel um das Feuer inmitten des Hofes. Nur Henry Fellows hielt sich abseits und starrte mit glasigen Augen auf die ausgelassenen Leute. Er hatte sich ein paar Becher Ale genehmigt, doch er hatte keine Lust, sich den Feiernden anzuschließen, obwohl sein Herr ihm freigegeben hatte.
    Seine Gedanken

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