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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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junge Schäferin.
    Als die Musikanten zum Tanz aufspielten, entschuldigte sie sich und zog sich aus dem Saal zurück. Sie fühlte sich in der Gegenwart der zahlreichen Adligen ohnehin nicht wohl, und Nicoles Bemerkung hatte ein Übriges getan. Vielmehr zog es Aimee nach draußen, in die Natur, deren Kind sie war und die sie am besten kannte.
    Der Baron war noch immer nicht zurückgekehrt. Offenbar dauerte die Unterredung mit de Boisy etwas länger. Aimee drängte den erneut aufkeimenden Gedanken an Nicoles Bemerkung zurück und trat in einen Gang, durch dessen mächtige Bögen das Mondlicht fiel. Von hier aus hatte man einen hervorragenden Blick auf den Garten. Nebel hing in den Bäumen, und von den Kräuterbeeten wehte ein herrlicher Duft zu ihr herüber. Aimee lehnte sich gegen das steinerne Geländer zwischen den Säulen und gab sich dem Anblick hin.
     
    »Ein hübsches Weib, fürwahr«, sagte der Count de Boisy, als die beiden Männer über den Wehrgang schritten, zu dem sie hinaufgestiegen waren.
    »Ihr meint die Hebamme?«, entgegnete der Baron fragend.
    Der Graf nickte. »Ja, sie meine ich. Ich an Eurer Stelle hätte nicht gezögert, sie an meinen Hof zu holen. Und in mein Bett.«
    »Wie Ihr wisst, habe ich Eure Tochter dafür, Count. Ich beabsichtige nicht, ihr untreu zu werden.«
    De Boisy schnaufte. »Das ist sehr ehrenvoll, mein Sohn, dennoch solltet Ihr Euch die Sache überlegen. Ich bin ein Mann wie Ihr auch, und Männer haben Gelüste. Diese Schäferin könnte sie hervorragend stillen, nehme ich an. Wäre ich jünger, würde ich sie noch in dieser Nacht zu mir holen.«
    Ravencroft verspürte beinahe so etwas wie Eifersucht. Er hatte gesehen, wie sein Schwiegervater die Schäferin betrachtet hatte. Vielleicht würde er Aimee empfehlen müssen, in dieser Nacht den Gang zu meiden, in dem sich das Quartier des Grafen befand.
    »Sie ist die Patin meiner Tochter«, antwortete er so kühl wie möglich. Er wollte keinen Streit mit seinem Schwiegervater. »Und schon bald ihre Kinderfrau.«
    »Na, umso besser!« Der Graf schlug dem Baron freundschaftlich auf die Schulter. »Dann habt Ihr noch leichteres Spiel.«
    De Boisy blieb stehen und blickte vom Wehrgang hinunter in den Hof. Ein paar Feuer brannten, und die Bediensteten tanzten zu Fidelklang.
    »Ich rate Euch, nehmt vorerst sie und gebt meiner Tochter Zeit, sich für die nächste Geburt zu erholen. Wie ich sehe, ist sie noch sehr schwach. Die Hebamme dagegen ist jung und kräftig, außerdem hat sie ein hübsches Gesicht und feste Brüste. Abgesehen davon, dass es jedem Mann Vergnügen bereiten dürfte, dieses Weib zu besteigen, wird sie es eher vertragen, ein Kind zu gebären.«
    Ravencroft blickte de Boisy erschrocken an. »Ihr meint, ich soll gegen das heilige Sakrament der Ehe verstoßen?«
    Der Graf lachte auf. »Lieber Freund, ist das nicht gang und gäbe in unseren Ehen? Oder habt Ihr am Ende sogar die Liebe zu meiner Tochter entdeckt?«
    »Wäre es denn verwunderlich, wenn dem so wäre?«
    »In der Tat, das wäre es. Doch ich sage Euch, selbst der König, dem Ihr in den Kreuzzügen so treu gedient habt, hat seine Mätressen neben seinem Weib. Ihr wollt mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass Ihr während der ganzen Zeit der Schwangerschaft ohne ein Weib in Eurem Bett ausgekommen seid!«
    »Das bin ich in der Tat. Meine Geschäfte haben mich voll und ganz eingenommen«, entgegnete Ravencroft und fügte im Stillen hinzu: Außerdem will ich kein Weib, das mir nicht seine Liebe entgegenbringt.
    »Dann ist Euch wohl das Himmelreich gewiss«, gab de Boisy resignierend zurück. »Aber ich rate Euch, wenn Ihr wirklich Liebe für meine Tochter empfindet, dann schont sie, auf dass sie lange an Eurer Seite bleibe.«
    Damit klopfte er ihm auf die Schulter und wandte sich um.
    Ravencroft blickte seinem Schwiegervater ein wenig verwirrt nach. Was sollte diese Unterredung? Sorgte sich de Boisy einfach nur um seine Tochter, oder hatten seine Worte noch einen anderen Grund?
    Auf halbem Weg zurück in den Festsaal, entschied sich der Baron, einen kurzen Abstecher in den Garten zu machen. Er brauchte jetzt einen ruhigen Ort, um über die Worte von Nicoles Vater nachdenken zu können.
    Das Labyrinth der Gänge, die er durchquerte, war für einen Besucher vielleicht verwirrend, ihm dagegen war es bestens vertraut. Als kleiner Junge war er nachts zuweilen seinem Gemach entflohen und durch die Gänge geeilt, während er sich vorstellte, hier auf die Geister seiner

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