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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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ihr aus dem Raum folgten.
    »Nein, meine Gemahlin ist wohlauf«, antwortete Ravencroft. »Jedenfalls hat sie nichts, was sie in letzter Zeit nicht immer hätte. Ich möchte dir vielmehr etwas zeigen.«
    Er ging voran durch die Burg und führte sie den Wehrturm hinauf. Aimee stützte sich an den rauhen Steinen ab, während sie ihre Schritte vorsichtig auf die ausgetretenen Stufen setzte. In ihrem Turm gab es nur eine Holztreppe, und die erschien ihr wesentlich sicherer als die Stufen, die sich momentan unter ihren Füßen befanden. Der Baron ging dicht hinter ihr, aber viel größer wurde ihre Sicherheit dadurch nicht. Wenn sie den Halt verlor, würde sie ihn wahrscheinlich mit sich reißen. Also konzentrierte sie sich darauf, bloß nicht fehl zu treten.
    Schließlich wehte ihr eine scharfe Brise entgegen, die ihr Haar aufwirbelte und auch an ihrem Kleid zerrte. Erschrocken blieb sie stehen, fing sich dann aber wieder und trat hinaus auf die Plattform des Turms, die von einer steinernen Wehrbrust umgeben war.
    Von hier aus blickten sie hinab auf die Felder, auf denen sich das erste Grün zeigte, und auf die Wiesen und Wälder.
    »Irgendwo dort hinten müssten der See und dein Turm liegen«, sagte Ravencroft und deutete in die wolkenverhangene Nacht.
    »Ich sehe sie von hier aus leider nicht«, entgegnete Aimee leise, während sie den Hals reckte.
    »Bei Tage wäre das durchaus möglich, in klaren Nächten auch. Nur leider ziehen im Moment Wolken auf, und Dunst hängt über den Wiesen.«
    Die Schäferin war wie verzaubert von diesem Anblick. Ihr Turm war zwar ebenfalls recht groß, aber er konnte es mit diesem Bergfried nicht aufnehmen.
    »So muss ein Adler die Welt sehen, wenn er über sie hinwegfliegt«, bemerkte Aimee, während sie näher an die Brüstung trat.
    Der Baron folgte ihr, und schließlich umfingen seine Arme vorsichtig ihren Körper.
    »Gib acht, dass du nicht hinunterfällst«, sagte er, wobei sein Atem kurz ihren Nacken streifte.
    Augenblicklich versteifte sich ihr Körper. Das ist es also, ging es ihr durch den Sinn. Er ist nicht gekommen, um mir die Schönheit der Nacht zu zeigen. Gleichzeitig durchzog sie ein Wonneschauer. Daran musste das Ale schuld sein.
    »Ich glaube nicht, dass ich derart unsicher auf den Beinen bin, dass ich fallen könnte«, erwiderte sie, aber ihre Stimme klang nicht so abweisend, wie sie es eigentlich sollte.
    »Das habe ich auch nicht angenommen. Aber man kann nie wissen, aus welcher Richtung der Wind kommt. Ich möchte auf keinen Fall, dass dir etwas zustößt.«
    Deutlich spürte Aimee das Begehren des Mannes vor ihr, und sie war vollkommen allein mit ihm. Niemand würde es wagen, hier hinaufzusteigen. Und wenn sie vor Lust aufschrien, würde man es für den Ruf von Nachtvögeln halten.
    Trotzdem regte sich noch immer Widerwille in Aimee. Sie durfte das nicht tun! Wie sonst sollte sie die Augen schließen und an ihre Familie denken, die solch ein Verhalten gewiss nicht geduldet hätte?
    »Ich denke, wir sollten wieder nach drinnen gehen«, sagte sie schließlich erzitternd. Ihre Wangen glühten, und in ihrem Herzen lieferten sich Lust und Vernunft einen heftigen Kampf. »Der Nachtwind ist kühl, und Ihr wollt Euch doch sicher nicht erkälten.«
    Ravencroft betrachtete sie lächelnd und schien zu durchschauen, dass nicht allein der Wind sie erbeben ließ. Schließlich lenkte er ein.
    »Gut, wie du willst.« Er reichte ihr die Hand und führte sie wieder nach unten. Aimee fragte sich, ob er sie zu ihrem Gemach begleiten würde. Angesichts des Widerstreits in ihrem Herzen wäre ihr das lieber gewesen.
    Rasch wurde ihr allerdings klar, dass nicht ihr Gemach das Ziel des Barons war. Er führte sie in einen Seitenflügel, den Aimee bisher nicht betreten hatte, von dem sie aber wusste, dass hier die Gemächer des Barons lagen. Wachposten waren über den Gang verteilt, allerdings blickten sie alle stur geradeaus, als würden sie die Frau an der Seite des Barons nicht bemerken.
    Aimee war sicher, dass sie in ihren Mannschaftsquartieren trotzdem davon sprechen würden. Vielleicht stellten sie dort ja Vermutungen an, die sogar zutrafen.
    »Dies ist mein Privatgemach«, verkündete Ravencroft, als sie vor einer Tür haltmachten. Nachdem er sie aufgestoßen hatte, öffnete sich vor Aimee ein Raum mit rotbrauner Holzvertäfelung, in dem sich außer einem Bett und einer Kommode noch ein Tisch und zwei Stühle befanden. Irgendwie konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der

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