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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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Raum für diesen Augenblick vorbereitet worden war.
    Unruhe überkam sie. Ihr Herz begann zu flattern wie ein Vogel, der seinem Käfig entrinnen wollte. Noch schlimmer wurde es, als der Baron hinzufügte: »Außer mir und meinem Kammerdiener kommt sonst niemand hierher.«
    Aimee entging die unterschwellige Bedeutung dieser Worte nicht. Sie verfluchte das gewürzte Ale, das ihre Sinne benebelte und ihre Glieder schwächte.
    Erneut warnte sie ihr Gewissen. Gib dich ihm nicht hin, wer weiß, ob er dich danach noch will …
    »Aimee, was ist dir?«, fragte Ravencroft sanft, als er ihr Zögern bemerkte, und berührte ihre Hand. Offenbar hatte er ihr die Gedanken von den Augen abgelesen.
    Die Schäferin blickte sich ruckartig um und sah ihm in die Augen, die das Feuer wie zwei gewölbte Spiegel wiedergaben. Sein Körper war warm und duftete so gut, dass ihre Zweifel den Widerstreit in ihrem Inneren zu verlieren drohten.
    »Nichts«, sagte sie so leise, dass sich ihre Lippen kaum bewegten.
    Ravencroft schloss die Tür hinter ihr und trat an den Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem ein Krug und zwei Becher standen.
    »Hast du mir den Überfall von heute Nachmittag verziehen?«, fragte er, während er eine blutrote Flüssigkeit in die Becher goss.
    Wein, dachte Aimee. Wenn ich den trinke, bin ich rettungslos verloren. »Gewiss, Mylord«, antwortete sie. »Ihr hattet nur mein Wohl im Sinn.«
    Den Dolch, den der Baron ihr gegeben hatte, hatte sie unter ihrer Schlafstelle versteckt. Hier in der Burg brauchte sie ihn gewiss nicht.
    »Ja, das hatte ich in der Tat«, entgegnete er lächelnd. »Wäre es vermessen, dafür eine kleine Gegenleistung zu erwarten?«
    Die junge Frau blickte ihn an, ohne etwas erwidern zu können. Sie befand sich in seinen Privatgemächern. Welche Gegenleistung würde er hier wohl verlangen?
    Ihr Blick wanderte zur Tür, und sie versuchte abzuschätzen, welche Chancen sie hatte, ihrem Herrn zu entfliehen. Gleichzeitig verspürte sie ein erregtes Flattern in ihrer Magengrube, welches ihr die Glieder schwächte.
    Ravencroft fuhr fort: »In der Nacht nach der Geburt meiner Tochter hast du behauptet, die Zukunft voraussagen zu können.«
    Aimee blickte überrascht auf. »Ja, das habe ich, Mylord. Und so meinte ich es auch.«
    »Nun gut, dann sollte es dir nicht schwerfallen, mir aus der Hand zu lesen, oder?«
    Die Schäferin musterte ihn erstaunt. Offenbar hatte er doch mehr Ehre im Leib, als sie gedacht hatte. Im Nachhinein schalt sie sich, dass sie ihn für lüstern und rücksichtslos gehalten hatte.
    Ob Ravencroft ihre Verwunderung deuten konnte, wusste sie nicht. Er ließ sich jedenfalls auf den Stuhl vor dem Tisch nieder und deutete auf den Platz ihm gegenüber.
    »Setz dich und zeig mir deine Kunst.«
    Nach anfänglichem Zögern ließ sie sich auf den Stuhl gleiten. Die Hand des Barons lag unmittelbar vor ihr. Sie war groß und stark, und man konnte ihr ansehen, dass dieser Mann es gewohnt war, mit dem Schwert umzugehen.
    Sie rückte den Kerzenhalter, der neben ihnen stand, näher heran, und dabei sah sie, dass Ravencroft eine Narbe in der linken Handfläche trug.
    »Verzeiht meine Neugierde, Mylord, doch woher habt Ihr diese Narbe?«
    »Aus einem Kampf gegen den Baron of Woodward. Einer seiner Leute wollte mir in den Rücken fallen, und ich habe die Klinge mit meiner Hand abgehalten.«
    »Woodward scheint wirklich nicht viel Ehre in sich zu tragen.«
    »Du sagst es! Und ich bin mir darüber im Klaren, dass es früher oder später wieder zu einem Kampf kommen wird. Daher wäre es nützlich zu wissen, was das Schicksal mir vorgegeben hat.«
    Aimee betrachtete seine Handflächen sorgsam und fuhr die Linien mit dem Zeigefinger nach.
    Die linke Hand kam wegen der Narbe nicht mehr in Frage, denn die Linien waren dadurch verzerrt. Aber in der rechten Hand konnte sie alles gut erkennen. Beinahe zu gut, denn die Linien entsprachen einer Konstellation, von der ihre Mutter gelegentlich gesprochen hatte. Nur bei Menschen, die das Schicksal auf ungewöhnlich schlimme Weise prüfen wollte, zeigte sich ein solches Bild.
    Ravencroft bemerkte ihr Erschrecken. »Was ist? Siehst du etwas Unheilvolles?«
    Aimee wagte zunächst nicht zu sprechen. Aber wenn er schon um ihre Hilfe ersuchte, war sie wohl gezwungen, es ihm zu sagen. Zumindest die Dinge, die er vielleicht abwenden konnte.
    »Ihr werdet eine dunkle Zeit erleben, und zwar schon recht bald«, antwortete sie schließlich. »Eure Lebenslinie ist in der Mitte recht

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